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Auge in Auge mit den Big Five

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Als „große fünf“ bezeichneten die ersten Großwildjäger früher Elefant, Löwe, Leopard, Nashorn und Büffel. Dabei ging es weniger um ihre tatsächliche Größe als um die Schwierigkeiten und Gefahren bei der Jagd. Südafrikabesucher treffen sie heute meist in gut organisierten Safariparks an.

Das Spektakel bleibt trotz allem grandios. „Keine lauten Gespräche, keine brüsken Bewegungen“, warnt der Ranger und fährt mit der offenen Jeep auf den äsenden Elefanten zu. An ihm vorbei kommt das Auto mit den Touristen nicht, logischerweise müsste der Elefant kehrtmachen.

Das hat der Fünf-Tonnen-Koloss aber offensichtlich nicht vor. Misstrauisch beschnuppert er mit dem imposanten Rüssel den Jeep, pflückt sich zwischendurch ein stacheliges Kaktusblatt, schiebt sich einen blühenden Zweig ins Maul. Dann inspiziert er wieder den Jeep, auf dem es mittlerweile still geworden ist.

Zaghaft erheben sich die Fotoapparate, um ein Ohr oder ein Stück Rüssel festzuhalten. Ein schönes Allgemeinbild kommt dabei nicht zustande, dafür ist der mächtige Elefantenbulle zu nahe. „Er hat uns akzeptiert. Er ist nicht mehr gefährlich“, flüstert der Ranger. So richtig glauben wollen ihm seine Gäste die beruhigenden Worte nicht, solange der Koloss breitbeinig im Weg stehen bleibt.

Am Auto vorbeigehen kann er nicht, dafür ist der Weg zu schmal, einen Rückzug macht er offensichtlich auch nicht. Er betrachtet zwar den Wagen mit seinen Insassen nicht als Feind, will ihm aber auch nicht den Rücken zukehren. Erst nach einer halben Stunde findet sich ein Kompromiss. Der Riese schlägt sich seitwärts in einen schmalen Weg ein. Das Auto lässt ihm Zeit für den Rückzug, bevor es leise an ihm vorbeirollt.

Gesellschaftliche Organisation

Elefanten haben eine beeindruckende gesellschaftliche Organisation. Die Elefantenkühe leben mit ihren Kindern im Rudel, die Bullen bleiben allein. Die weibliche Herde ist genau organisiert. Die Mutter gibt den Ton an. Wenn sie ihr Kleines säugt, muss sie bis zu 300 Kilo Gras, Blätter und Baumrinden täglich fressen. 20 Stunden am Tag ist sie damit beschäftigt. Um ihr Baby kümmern sich derweil die jüngeren Elefantenkühe, die sich so auf ihre spätere Rolle vorbereiten können.

Die niedlichen Elefantenbabys – sie wiegen bei der Geburt immerhin schon über 100 Kilogramm – bleiben in der Mitte des Rudels, bei der geringsten Gefahr werden sie von den Erwachsenen umkreist. Angeführt von der Mutterkuh nähert sich die Familie dem Jeep, der jetzt auf freiem Feld steht. Sie umkreist ihn gemächlich und setzt ihren Weg fort. Weniger großzügig geht sie mit einem jungen Elefantenbullen um.

Losbinden

Immer wieder setzt es Schläge, offensichtlich ist der junge Elefant in der weiblichen Herde nicht mehr gelitten. Er soll sich selbstständig machen und seinen Weg allein fortsetzen. Wie jeder störrische Jugendliche will er davon nichts wissen, trottet hartnäckig hinter der Herde her.

Während die weiblichen Elefanten im Rudel leben, bestreiten die Bullen ihr Leben allein, schließen sich gelegentlich zu zweit oder dritt zusammen. Diese erzwungene Einsamkeit, gekoppelt mit einem unbefriedigten Sexualtrieb, der Musth, ist eine mögliche Erklärung für das Verhalten unseres Elefantenbullens der ersten Stunde.

Unsere nächste Begegnung ist ein Büffel. Erneut gilt es, Ruhe zu bewahren. Der Büffel greift ohne Vorwarnung an. Der Jeep bleibt auf Distanz, diskret kommt das Teleobjektiv zum Einsatz. Big five Nummer drei, ein Nashornpaar, scheint friedfertiger. Dekorativ profiliert es sich vor dem Sonnenuntergang, lässt sich offenbar geduldig von allen Seiten fotografieren.

Spielregeln respektieren

Die Idylle darf nicht irreführen. Wir sind zwar in einem eingezäunten Wildpark, in dem der Ranger die Tiere und ihre Standorte kennt, aber wir sind immer noch in Anwesenheit wilder Tiere. Die Spielregeln müssen respektiert werden. Wir dürfen die Tiere beobachten, ohne jedoch ihr natürliches Verhalten zu stören.

Das wird bei den nächsten beiden Begegnungen noch viel akuter. Löwe und Leopard sind zwar mit ihrer fließenden Eleganz sehr anziehend. Sie sind jedoch Jäger und Fleischfresser, laute Geräusche und abrupte Bewegungen können unerwartete Reaktionen hervorrufen.

Die Touristen müssen den Kennern und Betreibern des Parks vertrauen und das Spektakel so genießen, wie es sich ihnen bietet. Wobei die Löwenfamilie, in der die jagenden Löwinnen ihre Kleinen in Obhut des behäbigen Männchens lassen, beeindruckend ist.

Das schnellste Tier im Dschungel

Beeindruckend ist auch der letzte in der Fünferbande, der Leopard, das schnellste Tier im Dschungel. Er ist ein nächtlicher Jäger, der sich behutsam an seine Beute heranschleicht, diese dann aber mit bis zu 70 Stundenkilometern überfallen kann. Er muss allerdings mit seinen Kräften haushalten, denn er kann diese Schnelligkeit nur über eine kurze Distanz halten und ist dann zu erschöpft, um gleich zu fressen. Das wiederum macht ihn anfällig.

Fragil wirkt auch die Giraffe, die wir in einem abgegrenzten Teil des Safariparks antreffen. Sie gehört nicht zu den „Big Five“, ist als größter Paarhufer der Welt dennoch ein Spektakel. Sie ist ein Vegetarier, nascht mit Vorliebe an den Baumkronen. Nachdem fast die Hälfte des 20-köpfigen Bestandes des Safariparks den Löwinnen zum Opfer fiel, wurden die restlichen Giraffen geschützt und leben mit den schnellen Gemsböcken und den friedlichen Zebras in einem abgesonderten Teil des Parks.

Nautr- und Tierparks

Südafrika ist reich an Natur- und Tierparks. Es gibt spezialisierte Areale für die Affen und für die Vögel, an der spektakulären „Garden Route“ kann man zwischen Juni und November die bis zu 80 Tonnen schweren Wale beobachten, die hier ihre Kleinen zur Welt bringen. Das Spektakel des Wales, der sich in Gesellschaft seines Kleinen im Wasser tummelt und sich dabei mit kraftvollen Sprüngen aus dem Wasser hebt, ist beeindruckend und zu einer der Hauptattraktionen am Indischen Ozean geworden. Wer nicht seetüchtig ist oder den Riesen nicht allzu nahe kommen will, kann sie in Hermanus vom Ufer aus beobachten.

Viel niedlicher hingegen sind die Pinguine, die ebenfalls an der Küste in der Nähe vom Kap der Guten Hoffnung hausen. Was 1983 mit einem einsamen Pinguinpärchen begann, hat sich mittlerweile zu einer 2.500 Vögel umfassenden Kolonie gemausert. Die Pinguine lieben ihre Brutstätte in Simons Town in der False Bay, wo die Büsche ihnen einen geschützten Lebensraum bieten. Weniger erfreut sind die Anrainer über die nachtaktiven Frackträger. Der Pinguin steht jedoch unter Naturschutz, so dass eher über die Umsiedlung der Menschen nachgedacht wird.