„Alle wussten es, niemand hat etwas unternommen“, gesteht DJ Joé Simon, kurzzeitig Mitglied von DJ Se7ens Kollektiv Madness, dem Tageblatt. Gemeint sind die Anschuldigungen gegen Se7en, der seit 2009 auf Partys und Festivals auflegt sowie bis vor Kurzem Sendungen bei Eldoradio übernahm: Am Mittwoch berichtete RTL über mehrere Frauen, die dem Anfang 30-Jährigen Erpressung und sexualisierte Gewalt vorwerfen. Mindestens zwei Anzeigen liegen vor; weitere Betroffene stehen mit der Organisation „Voix des survivantes“ in Kontakt. Bis zum Urteil gilt selbstverständlich die Unschuldsvermutung.
Fest steht jedoch, dass die Causa Se7en keine Ausnahme ist, sondern ein weiteres Beispiel für die Missbrauchskultur, in der wir leben: Erzählungen über sexualisierte Gewalt werden nicht ernst genommen, höchstens wenn es zur Anklage kommt. Bis dahin stehen potenzielle Betroffene regelmäßig unter Verdacht, sich die Geschehnisse ausgedacht, sie durch ihr Verhalten provoziert oder überzogen dargestellt zu haben. Vor allem, wenn eine Person des öffentlichen Lebens involviert ist.
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