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Schwarz-Weiß-Malerei

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Ist immer Rassismus im Spiel, wenn Weiße und Schwarze miteinander zu tun haben? "Race" geht dieser Frage nach – und ob Vorurteile überhaupt zu umgehen sind.

Zwei Anwälte – ein weißer und ein schwarzer – werden von einem reichen Weißen gebeten, ihn zu verteidigen. Er ist der Vergewaltigung einer Schwarzen in einem Hotelzimmer angeklagt.

Info

Race
de David Mamet, ins Französische von Pierre Laville.

Weitere Vorstellungen:
Am 19., 20., 21., 27., 28. und 29. November und am 3., 4. und 5. Dezember um 20.30 Uhr.

Dauer des Stücks:
1 St. 30 Min.

Regie:
Véronique Fauconnet.

Mit:
Sandy Lewis Godefroy, Joël Delsaut, Steeve Brudey und Jérôme Varanfrain.

Bühnenbild und Kostüme:
Jeanny Kratochwil.

Reservierungen:
www.tol.lu

Er beteuert seine Unschuld, und will, dass man ihm das auch glaubt. Die Anwälte scheren sich einen Dreck darum, ob er schuldig ist oder nicht. Ihr Job ist es, so machen sie ihm klar, ihn frei zu kriegen. Sie wollen den Fall zwar am Anfang ablehnen; nicht etwa aus moralischen Gründen, weil sie denken, er sei schuldig, sondern weil sie den Fall als hoffnungslos sehen und durch eine Niederlage vor Gericht einen Imageverlust befürchten. Durch ungeschicktes oder aber hinterhältiges Handeln (es bleibt ein Zweifel) werden sie jedoch gezwungen, den Fall zu übernehmen.

Zusammenfall des Kartenhauses

Nach und nach werden Lügen fast aller Beteiligten aufgedeckt. Es lügt der Angeklagte bezüglich des Verhältnisses zum Opfer. Vielleicht hat aber auch das Opfer gelogen. Und der weiße Anwalt hat die Praktikantin heimlich ausspioniert. Mit dem Geständnis des Angeklagten fällt das Kartenhaus zusammen und das Stück ist aus.

Dem Autor liegt es fern, hier irgendwelche Antworten zu geben. Er legt offen, wie schwer eine unvoreingenommene Einstellung der verschiedenen Rassen gegenüber ist. Einschränkend muss gesagt werden, dass es dabei um die US-amerikanische Realität geht, die, was die Rassenproblematik betrifft, wesentlich komplizierter ist als die europäische. In unseren Landen kennt man (noch) nicht die Quotenregelung in der Arbeitswelt was die Minoritäten betrifft. Der weiße Anwalt hat die schwarze Praktikantin eingestellt, weil er sich nicht vorwerfen lassen wollte, er habe sie aus rassischen Gründen nicht genommen. Aber gerade das wirft ihm sein schwarzer Anwaltskollege vor: die Bevorzugung verdanke diese nur ihrer Hautfarbe.

Gegenseitiges Misstrauen

Nur auf einem Punkt scheinen sich alle Charaktere eins zu sein: zwischen den verschiedenen Rassen wird immer die Hautfarbe stehen; das gegenseitige Misstrauen ist tief verwurzelt. «Je sais qu’une personne blanche ne peut rien dire à une personne noire sur la question de la race. Ce qui n’est ni incorrect, ni choquant. Rien. Je sais que la question raciale est le sujet le plus brûlant de toute notre histoire.» So der weiße Anwalt zu seiner schwarzen Praktikantin.

Die Praktikantin ist von vornherein von der Schuld des weißen Angeklagten überzeugt. Argumente, Indizien oder Beweise braucht sie keine. Ihre Chefs allerdings auch nicht, wenn auch aus einem anderen Grund. Die Justiz ist ihrer Meinung nach keine Sache der Wahrheit, sondern von Prozeduren. Das Gericht ist ein Schlachtfeld, wo der Bessere gewinnt.

Der Text von David Mamet – zumindest die Übersetzung von Pierre Laville – ist in einer kompakten präzisen Sprache geschrieben, kein Satz ist überflüssig, zudem wird er von überzeugenden Schauspielern interpretiert. Langweile kommt keine auf, die Geschichte hat genügend Wendungen. Die Regie kann auf großartige Einfälle verzichten.

Gelungen

Jérôme Varanfrain und Steve Brudey (die Anwälte) vermitteln eindrucksvoll Charakterkälte und Zynismus. Sandy Lewis Godefroy gelingt es, dem Zuschauer anfangs als sympathisch zu erscheinen, wandelt sich dann aber auch zur emotionsgeladenen Rassistin. Ganz im Gegenteil der weiße Anwalt: anfangs ein Zyniker, zeigt er gegen Ende Gefühle.

Kurz, ein altes Thema in neuer Sprache und modernem Dekor: Alles in allem: Gelungen!

Die Thematik von Race erinnert natürlich stark an die DSK-Affäre. Purer Zufall: «Race» wurde im Dezember 2009 am Broadway uraufgeführt. 350 Mal wurde es gespielt. Die DSK-Affäre fand im Mai 2011 statt.