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KunsteckeMudam-Akademie 2022/23 führt in zehn Lektionen durch die neuere Kunstgeschichte

Kunstecke / Mudam-Akademie 2022/23 führt in zehn Lektionen durch die neuere Kunstgeschichte
„Moderne Kunst kennen, zeitgenössische Kunst verstehen“: Unter diesem Motto beginnt die Mudam-Akademie am 5. Oktober Foto: Mudam Luxembourg

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Am 5. Oktober startet Mudam wieder seine Kunst-Akademie. Ein Angebot für all jene Museumsbesucher, die ihr Wissen vervollständigen wollen, und ein Schnupperkurs für Kunsteinsteiger.

Museen erfinden sich in diesen Zeiten zwar nicht neu, stellen sich aber immer öfter die Frage: Wie die Sammlungen präsentieren? Wie die temporären Ausstellungen attraktiv gestalten? Auch in Luxemburg wird immer wieder über dieses Thema diskutiert, wobei eine rezente Studie über den Museumsbesuch den heimischen Häusern eine durchaus gute Quote bescheinigt.

Einfach Ausstellungen zu organisieren, reicht allein jedoch nicht. Immer öfter greifen museale Einrichtungen zu familiengerechten Begleitprogrammen, gilt es doch neben den Interessenten von heute auch die potenziellen Neugierigen von morgen auf den Museumsbesuch vorzubereiten. Thematische Führungen und ausgefallene Besucherkonzepte oder Events werden organisiert oder man sorgt nachhaltig für ein tiefschürfendes Kunstverständnis und größeres Interesse an Geschichte mittels Konferenzen oder Lehrprogrammen. MNHA und Mudam tun dies auf unterschiedliche Weise, wobei Letzterer seit 2010 gar eine Akademie in Form von Abendvorträgen zur Kunstgeschichte ins Leben gerufen hat.

Konferenz-Zyklus mit Beispielen

Mit dieser Akademie will Mudam einen Einblick in die Entwicklung aller Kunstgattungen anbieten, ein Lehrprogramm in zehn Lektionen von der Moderne bis in die Gegenwart, kurzum eine Konferenzreihe, die jedem Kunstfreund erlauben soll, seine Kenntnisse zu festigen, zu erweitern oder neues Interesse am bildender Kunst zu gewinnen. Wie letztes Jahr ist es in der Saison 2022/23 erneut Kunstlehrer Claude Moyen, Autor des Buches „Eng Geschicht vun der Konscht von haut“ (Mudam-Verlag), der für diesen Konferenz-Zyklus verantwortlich ist.

Um vom rein theoretischen Modell des Exkurses abzuweichen und den Teilnehmern praktische Orientierungshilfe zu gewähren, baut der Redner seine Ausführungen auf ein im Mudam ausgestelltes Werk auf. Von diesem Anschauungsmaterial ausgehend entwirft Claude Moyen jedes Jahr einen neuen Einblick in Kunsttendenzen der letzten Jahrzehnte.

Vom Impressionismus bis zum Dadaismus

Am 5. Oktober befasst sich die erste Lektion mit dem Impressionismus und dem Postimpressionismus, dies anhand des Werkes „Polyphème“, das der Bildhauer Auguste Rodin 1888 geschaffen hat. Es ist dies ein faszinierendes Kapitel der Kunstgeschichte, auch weil es einen Bruch in der Kunstentwicklung und namhafte Vertreter, die bis heute große Anerkennung genießen, hervorgebracht hat.

Am 9. November wandelt der Experte auf den Spuren der Abstraktion, des Kubismus und des Primitivismus – ein weites Feld, das anhand des Werkes „Frau, Kopf aufs Knie stützend“ 1909 von Alexander Archipenko illustriert wird. Der Bildhauer, der aus der Ukraine stammt, verbrachte jedoch den Großteil seines Lebens in Paris, Berlin und den USA, wo er übrigens auch 1964 verstarb. Seine Arbeiten sind in zahlreichen Museen vertreten. Er gilt als Impulsgeber der „Kubistischen Skulptur“.

Bei der letzten Lektion im Jahr 2022 am 7. Dezember werden das Bauhaus und der Konstruktivismus unter die Lupe genommen, dies anhand von „Konstruktionen“, ein 1923 vom ungarischen Allround-Künstler Làszlo Moholy-Nagy kreiertes Werk. Er inspirierte sich an bekannten russischen Künstlern und übte sich im Konstruktivismus, bevor er Ende der 30er Jahre in die USA emigrierte, wo er u.a. in Chicago am New-Bauhaus-Institut wirkte, eine Einrichtung, die später in „Design“ umgetauft wurde.

2023 geht es mit Ausführungen zu „Dada“ anhand des Werkes „Lune sur le pont Berlin Stadtbahn“ von Ludwig Meidner aus dem Jahr 1913 weiter, bevor im Februar der Surrealismus und der abstrakte Expressionismus mithilfe des Werkes „Ils sont restés trop longtemps dans la forêt“ von Max Ernst aus dem Jahr 1926 auf dem Programm stehen. Max Ernst, aus Deutschland stammend, gilt als französischer Maler und Bildhauer, der jedoch auch zeitweise in den USA lebte. Vom Dadaismus ausgehend entwickelte er sich zu einem Verfechter des Surrealismus und entfaltete ganz eigene Techniken.

Die zeitgenössische Kunst bis hin zu der sogenannten „Zero-Bewegung“ führt die Teilnehmer an diesen Kursen im März zu „Black Sun“, einem 1964 vom Deutschen Otto Piene gemalten Werk. Der Künstler war in der Tat Mitbegründer dieser Gruppe. Er operierte mit diversen Maltechniken. Heute wirkt er in den USA. Für die Auseinandersetzung mit der Prozess Art, Arte Povera und Minimalismus steht im April das Werk „Dead Cactus“ von Katinka Bock aus dem Jahr 2016. Es war ein Moment, das Öffnungen zu neuen Dimensionen in der Kunst hervorgebracht hat.

Gegenwartskunst ganz aktuell

Da Claude Moyen den Bogen der Saison 2022/23 bis in die Gegenwartskunst spannt, wundert es nicht, dass er in den folgenden Vorträgen die Jahre 1980 und 1990 ausführlich angehen will. Welche Positionen im Einzelnen beleuchtet werden, werden die Akademie-Teilnehmer erfahren. Er gestaltet den ersten Teil seiner diesbezüglichen Ausführungen am Beispiel des 1984 von Nan Goldin realisierten Werkes „Käthe in the tub, West Berlin“. Dass dies international politisch bewegte Jahre waren, etwa der Fall der Berliner Mauer 1989, die sich selbstredend in der Kunst niedergeschlagen haben, ist klar. Im zweiten Teil dieser Präsentation geht es um die gleichen Jahre, hier aufbauend auf „Yesterday, Today, Tomorrow“ von Peter Halley, aus dem Jahr 1987, Eine Arbeit, die in der aktuellen Halley-Ausstellung im Mudam zu sehen ist. Alle anderen zur Schau gestellten Werke befinden sich in der Expo „Face-à-Face“ im Museum. Spannend wird es in Lektion 10, wenn die Kurs-Teilnehmer selber ein Thema und sicherlich auch ein Werk auswählen können. Ein Tipp, ein Blick in die 60er Jahre wäre wohl auch angebracht.

Die Akademie ist für jeden Interessenten zugänglich, sowohl per Abonnement von 100 € für zehn Lektionen als auch für 10 € bei einem Einzelbesuch. Jugendliche unter 21 Jahren haben freien Zutritt, Inhaber einer Mudam-Karte benötigen 50 € und Kulturpass-Träger noch 25 €. Die Vorträge finden jeweils mittwochs von 18.00 bis 19.00 Uhr in luxemburgischer und von 19.30 bis 20.30 Uhr in französischer Sprache statt. Einschreibungen zu diesem fundierten Einblick in die Kunst des 20. Jahrhunderts können via mudam.com/akademiebooking erfolgen.