Headlines

Monaco fordert das Monumentale heraus

Monaco fordert das Monumentale heraus

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Mit seiner Sommerausstellung sprengt Monaco alle Grenzen: Unter dem Titel "Extra Large" werden die größten Werke aus dem Pariser Centre Pompidou gezeigt.

Groß, größer, am größten: Das Fürstentum Monaco spielt gern mit Superlativen. Unter dem Titel «Extra Large» hat sich der kleinste Staat an der Mittelmeerküste einige der größten Werke aus der Sammlung des Pariser Centre Pompidou geholt. Dabei ist groß im Sinn von räumlicher Ausdehnung zu verstehen, denn die 40 Werke brauchen viel Platz: insgesamt 4000 Quadratmeter. Die bis zum 9. September dauernde Ausstellung im Grimaldi Forum ist nicht nur wegen ihrer formalen Dimension spektakulär. Erstmals wird auch der Begriff der Größe thematisiert.

4000 Quadratmeter für 40 Werke: Diesen Luxus können sich nur wenige Museen und Kunstzentren leisten. Das Grimaldi Form ist ein riesiges Museum. Für den Direktor des Pariser Centre Pompidou, Alfred Pacquement, drängte sich deshalb das Thema der Ausstellung förmlich auf. «Als sich das Forum an uns wandte, mussten wir nicht lange nach einer gemeinsamen Thematik suchen.» Wenn auch viele der Exponate bekannt sind – gemeinsam wurden sie noch nie gezeigt.

Der Rhythmus stimmt

Dafür, dass es sich um keine einfache Aneinanderreihung von Gemälden, Skulpturen und Installationen handelt, hat die Kuratorin Ariane Coulondre gesorgt. Keines der Exponate dominiert seinen Nachbar, auch der Rhythmus stimmt. Den monumentalen Gemälden von Sam Francis, Matta und Joan Miró folgt in ausreichend großem Abstand, der erlaubt, dass die Werke noch nachwirken, der Italiener Giuseppe Penone.

In seine Installation «Respirare l’ombra», tritt man wie in ein Haus ein, dessen Wände aus einer Tonne gepresster Lorbeerblätter besteht. Der documenta-Künstler ist ein Vertreter der «Arte Povera», einer Kunst aus simpelsten Materialien. Penone spielt mit seiner Arbeit auf eine unserer lebenswichtigsten Funktionen an: das Atmen, das durch das Sterben der Wälder bedroht wird.

Ein Raum zu dritt

Manche Exponate teilen sich einen Raum zu dritt wie das legendäre knallrote Nashorn von Xavier Veilhan, das riesige Sardinendosen-Bett von Franck Scurti und der «Große Geist Nr. 7» von Thomas Schütte, ein Gigant aus Aluminium. Einige leben in beeindruckender Eintracht wie die sieben Überlebenden des Chinesen Yan Pei-Ming, ungewöhnlich große Ölgemälde mit Buddha- und Soldatenköpfen, die den riesigen Tisch mit leeren Stühlen seines Landmanns Chen Zhen umkreisen. Die Arbeit hat der Künstler 1995 anlässlich des 50. Geburtstags der Vereinten Nationen geschaffen – eine kritische Anspielung auf den Dialog der Völker.

Anish Kapoor, Andreas Gursky, Cai Guo-Qiang, Pierre Soulages: Künstler, die sich aus ganz verschiedenen Gründen mit ungewöhnlich großformatigen Werken auseinandergesetzt haben – sei es, um den Raum herauszufordern oder die Wahrnehmung des Betrachters, um belanglosen Dingen Bedeutung und einen neuen Sinn zu verleihen, wie die Sardinendose des Franzosen Scurti. Die zu einem Doppelbett umfunktionierte Alu-Dose versinnbildlicht unsere Konsumgesellschaft und heutigen Lebensbedingungen. Eine Metapher, der in dem Jetset-Fürstentum eine ganz besondere Bedeutung zukommt.