Gut besucht war die „Salle Alfonso Reyes“ am Sonntagnachmittag. Das Interesse war groß, viele Literaturfreunde waren gekommen, um zu sehen, welche Literatur in einem kleinen Land wie Luxemburg entsteht. Der Schriftsteller Jean Portante, der durch die Lesung führte, unterstrich gleich zu Anfang die Dynamik und Offenheit der luxemburgischen Literatur: „Ein kleines Land hat große Ambitionen. Unser Blick reicht weit über die Landesgrenzen hinaus.“
Um diese Vielfalt deutlich zu machen, gaben neun Autoren, aus Luxemburg, Frankreich, Belgien, Québec oder Rumänien, Einblick in ihr Werk. Die kurzen Leseproben waren nicht auf ein Genre festgelegt, es mischten sich Gedichte, Romanausschnitte und Aphorismen. Das gab der Lesung einen kurzweiligen, abwechslungsreichen Charakter.
Den Auftakt gab Serge Basso de March, der – er ist Lothringer und arbeitet als Direktor der Escher Kulturfabrik in Luxemburg – nicht nur die Grenzgänger repräsentierte, sondern mit seinem Werk „L’envers du sable“ zudem Einblick in seine Kindheit als Sohn italienischer Einwanderer gab.
In guter Gesellschaft
Ein Schicksal, das er auch mit vielen in Luxemburg lebenden Menschen teilt. Nach Tullio Forgiarini, der als Vertreter des schwarzen Romans aus seinem bei „Op der Lay“ verlegten Buch „La énième mort d’Ernesto Guevara de la Serna, dit le Che“ vorlas, und dem Belgier Paul Mathieu, der für Lacher sorgte, als er darauf bestand, aus drei Hälften zu bestehen, einer belgischen, einer französischen und einer luxemburgischen, lasen die Rumänin Magda Carneci und die Franzosen Laure Cambau, Sylvestre Clancier und Charles Dobzynski. Alle vier werden von den „éditions PHI“ verlegt, was Charles Dobzynski, der ebenso bei dem großen französischen Verlagshaus Gallimard veröffentlicht, mit der Schönheit und Besonderheit der Poesie-Reihe „graphiti“ begründete. Zudem sei man als Dichter bei PHI „in guter Gesellschaft“. Wie zum Beispiel durch die Literaturgröße aus Québec, Nicole Brossard, oder den luxemburgischen Dichter Lambert Schlechter, der mit schriftstellerischem Pathos und kräftiger Stimme aus seinem „Le murmure du monde“ vorlas.
Nach einer guten Stunde traf man sich dann auf dem Stand der Luxemburger wieder, der von Christine Kremer, Direktorin der „éditions PHI“, Charlotte Ziger vom „Centre national de littérature“ und von Delphine Cajeux betreut wird, um bei Wein und Schnittchen weiter zu plaudern und sich auszutauschen. Sogar Gäste aus Armenien, die Verleger Alexandre und Anahit Topchian, waren gekommen, um Neuigkeiten aus dem Literaturland Luxemburg zu erfahren: „Ich bin in der Bibliothek des belgischen Dichters Maurice Carême vor einigen Jahren auf einen Gedichtband von Anise Koltz gestoßen. Seitdem lässt mich die luxemburgische Literatur nicht mehr los“, erzählt Alexandre.
Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, luxemburgische Dichtung ins Armenische zu übersetzen und in seinem Verlag „Loussabats“ herauszugeben. Neben Anise Koltz’ „L’Avaleur de feu“ hat er nun auch Werke von Lambert Schlechter und Jean Portante herausgebracht.
Die luxemburgische Literatur reist um die Welt, denn kleine Länder haben große Schätze, die – für Poesieliebhaber wie Alexandre Topchian – in Luxemburg vor allem in der Poesie zu entdecken sind.
| 3 QUESTIONS À Christine Kremer
„T“: Pourquoi la littérature luxembourgeoise est-elle intéressante pour les visiteurs de votre stand? „T“: Quelles étaient les questions les plus frappantes? |
| 3 QUESTIONS À Jean Portante
„T“: La première édition d’une nouvelle revue littéraire vient de sortir au Luxembourg. Elle s’appelle „Transkrit“. Vous en êtes un des créateurs. Quelle est la nécessité de cette revue au Luxembourg? „T“: Et quels sont vos buts? |
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