Ein schmaler weißer Rock zur dunkelblauen Jacke, aus deren Tasche ein winziges rotes Einstecktuch hervorlugt. „Et ass haut Nationalfeierdag. Dann dinn ech dach d’Nationalfaarwen un.“
„Unie à mes couleurs“
de Ger Maas
Konschthaus beim EngelBis zum 13. März
Di.-So., 10-12 & 13-19 Uhr
1, rue de la Loge
L-1945 Luxembourg
Di.-So., 10-12 & 13-19 Uhr
www.mcesr.public.lu
Lange Jahre war die Grande Dame der luxemburgischen Malerei ein fester Bestandteil der luxemburgischen Society, ein amüsanter, stets interessanter und aufmerksamer Gast. Dennoch durfte die leise Ironie ihrer Worte nicht über die elegante Erscheinung hinwegtäuschen. Die subtile Kombination der Farben der Nationalfahne stand für den feinfühligen, gekonnten Umgang der Künstlerin mit den Farben.
Umfassende Retrospektive
„Unie à mes couleurs“ hat sie denn auch die Ausstellung genannt, die in rund 50 Werken einen Rückblick auf die Vielfalt ihres Werkes gibt. Aus dem Bestand der Künstlerin, aber auch aus privaten und öffentlichen Sammlungen kommen die Werke, die Paul Bertemes thematisch in den einzelnen Räumen der Galerie angerichtet hat. Landschaften, Porträts und Blumen zeigen das Ausmaß des Schaffens der Künstlerin, die mit Pinsel und Ölfarbe genauso gekonnt umgeht wie mit Aquarell und Tusche.
Ein Hingucker ist zweifellos die großformatige „Beatrice im roten Abendkleid“ aus dem Jahr 1986, genau wie das „Selbstporträt vor der Staffelei“ von 1967 oder das Selbstporträt aus dem Jahre 1945, das älteste der ausgestellten Werke.
Das mit Wasserfarben auf Karton gemalte Werk entstand in einer Zeit, wo Farben und Leinwand selten waren, vier Jahre vor dem Eintritt in die „Ecole supérieure des arts modernes.“
Dem fünfjährigen Studium in Paris folgten vier weitere Jahre an der „Akademie der Bildenden Künste“ in München, mit einer ersten Ausstellung in der bayrischen Landeshauptstadt, die damals beherrscht wurde von der Nachlassenschaft der „Blauer Reiter“-Bewegung.
Ausschlaggebend für die Karriere der Ger Maas war jedoch ein zusätzlicher Lehrgang in der Salzburger „Schule des Sehens“, wo die Luxemburgerin Schülerin des renommierten Oskar Kokoschka war. „Der Sommer meiner dreißig Jahre beglückt mich noch heute“, schwärmt die Künstlerin.
Die Begegnung mit diesem Meister der Malerei des zwanzigsten Jahrhunderts hat sich nachhaltig auf den künstlerischen Weg von Ger Maas ausgewirkt. Er hat dafür gesorgt, dass sie ihren eigenen Stil entwickelte, ihre spontane Malgeste fand, mit der sie Blumen, Menschen und Landschaften in dem für sie typischen Spiel von Licht und Farben auf die Leinwand fixierte.
Interessant sind aber auch ihre schönen Frauenakte. Ihre unverkennbaren Köpfe hängen in vielen luxemburgischen Wohnzimmern. Ger Maas hat aber auch in anderen Städten gelebt und gearbeitet. „Das Ausland hat ihr Talent viel früher erkannt“, schreibt ihr Ehemann und langjähriger Begleiter Giuseppe Cappa in einem Buch über die „vie de peintre“ seiner Gattin. Der Historiker und Kunstkritiker war selbst ein Nachkomme italienischer Glasermeister und ein guter Kenner dieser Kunst. Unter seinem Einfluss entstand eine Reihe von Zeichnungen, die Ger Maas als Hommage an die Glasermeister verstand. Eine davon wurde von 1982 von Louis Barthélemy für Val Saint-Lambert umgesetzt.
Eine Bewegung, die umschlingt
Aus einer ungewöhnlichen Zusammenarbeit entstanden auch die zwölf Tanzstudien, die 1974 geschaffen wurden und dem hauptstädtischen Museum gehören. Sie dokumentieren die Proben von Maurice Béjarts Ballett zum „I Trifoni del Petrarca“, sind aber „weder eine Reportage noch eine Illustration, sondern das Ergebnis einer gemeinsamen Erfahrung“, wie es die Künstlerin ausdrückt. Auf ähnliche Weise entstanden die acht Zeichnungen zu Anton Tschechows Novelle „La dame au petit chien“.
„Lerne, die Welt als Maler zu betrachten“, hat Oskar Kokoschka seiner Schülerin beigebracht und gemeint, „das Leben ist keine ’nature morte›. Es geht darum, den tätigen Menschen in Bewegung aufzunehmen.“ Das Ergebnis dieses Lernprozesses ist ein ungetrübter Blick für Farben, Formen und Situationen, eine präzise Strich- und Pinselführung, ein ebenso leichter wie sicherer Umgang mit Licht und Farben.
„Alles ist in Bewegung“, sagen die Besucher mit Bewunderung. Eine Bewegung, die umschlingt und zum Verweilen einlädt.
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