«Affordable Art Fair»: Kunst für kleines Geld
Fröhlich streckt die an der Wand hängende Mickey Maus den Besuchern gleich hinter dem Eingang die Zunge entgegen. Nur ein paar Schritte weiter ist in der Hamburger Ausstellungshalle eine Ansammlung überdimensionaler Playmobil-Männchen aufgereiht. Im Hintergrund erklingt beschwingte elektronische Musik. «An erster Stelle steht hier der Spaß an der Kunst», sagt Messedirektor Oliver Lähndorf. Das Konzept der 1999 vom Londoner Galeristen Will Ramsay gegründeten Affordable Art Fair ist denkbar einfach: Keins der angebotenen Kunstwerke von noch lebenden Künstlern darf mehr als 5000 Euro kosten – weniger als 100 Euro allerdings auch nicht.
Nach Stationen unter anderem in New York, Mexiko City und Hongkong gastiert die Messe für erschwingliche Kunst vom 15. bis zum 18. November erstmals in Deutschland. Die Werke sollen den Käufern gefallen, sie emotional berühren und nicht als reine Wertanlage gekauft werden, sagt Lähndorf.
Kein pompöses Getue
Die elitäre Aura des Bescheidwissens, die in vielen Kunstmuseen und Hochpreismessen zu spüren ist, sucht man hier vergebens: «Hier kann man ganz locker hereinschlendern und sich einfach mal umsehen», meint Besucher Florian Winkler. Ohne Teppichboden und ohne Champagner, stattdessen mit Entspannungslounge und Cafeteria soll die Hemmschwelle für Besucher gesenkt werden. In einer Kinderkrippe wird auch den Jüngsten Kunst spielerisch nähergebracht.
Die 56 ausstellenden Galerien aus dem In- und Ausland profitieren von diesem unkomplizierten Ansatz: «Wir haben jetzt schon mehr verkauft als erwartet», erzählt Galerist Jan Müller-Wiefel. Die Besucher können Bilder, Grafiken und Skulpturen gleich am Stand kaufen. Ein Einpackservice sorgt für den sicheren Transportschutz. «Die Messe ist auch eine große Chance für unsere jungen, unbekannteren Künstler», meint Müller-Wiefel.
Auch namhafte Künstler
Zwar sind auch einige namhafte Künstler wie Jonathan Meese und David Hockney auf der Affordable Art Fair vertreten, doch der Großteil hat bis jetzt bei der rasanten Preisentwicklung des Kunstmarkts nicht vorne mitgemischt. Preise wie die 26,4 Millionen Euro, die vor einigen Wochen bei einer Auktion in London für das Gemälde «Abstraktes Bild» des deutschen Künstlers Gerhard Richter bezahlt wurden, wirken hier zwischen den schlichten weißen Wänden in der Hamburger Messehalle wie aus einer anderen Welt.
«Ich finde es sehr schön, auch einmal Kunst zu sehen, die man sich leisten kann», meint Besucher Dieter Hoffmann, während er an metergroßen kalifornischen Landschafsfotos und Gemälden von zerdrückten Coladosen vorbeischlendert. «Das Niveau ist aber doch recht gemischt.»
Workshops
Auch ein Blick hinter die Kulissen wird gewährt: Die Hamburger Künstlergruppe «Heimathafen» bietet Workshops an, bei denen Kunsteinsteiger verschiedene Siebdrucktechniken lernen und die Ergebnisse ihrer Mühen kostenlos mit nach Hause nehmen können. «Wir wollen den Leuten ein Verständnis vermitteln, dass Kunst keine Zauberei, sondern oft ein aufwendiges Handwerk ist», erzählt Künstler Alexander Hanke.
«Die Messe macht auf jeden Fall Lust darauf, Kunst zu kaufen», sagt eine Besucherin mit ihren frisch gedruckten Motiven in der Hand. «Aber das Selbermachen, das macht fast noch mehr Spaß.»
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