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Kunst als intuitiver Prozess

Kunst als intuitiver Prozess
(Tageblatt/Marco Borggreve )

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Eigentlich hätte die erste Frage folgendermaßen lauten sollen: Was war zuerst da, das Bild oder die Musik? Wäre da nicht ein gewisses Buch, das uns schlaflose Nächte bereitet... Pessoas „Buch der Unruhe“.

Michel van der Aa hat das Unmögliche möglich gemacht: Zusammen mit Ana Moura und João Reis hat er einzelne Passagen aus Pessoas Meisterwerk der Saudade verfilmt und vertont. „Sein literarischer Nachlass war mir unbekannt“, offenbart der niederländische Komponist. Doch bereits der erste Aphorismus, der über seine Lippen ging, fesselte ihn.

Michel van der Aa
Der niederländische Komponist Michel van der Aa wurde am 10. März 1970 in Oss geboren. Nach seiner Ausbildung zum Toningenieur am Haager Konservatorium studierte Michel van der Aa Komposition bei Diderik Wagenaar, Gilius van Bergeijk und Louis Andriessen. 2002 ergänzte er seine Ausbildung durch ein Studium an der New York Film Academy. 2007 folgte ein Kurs in Bühnenregie. 1993 gründete er eine Produktionsfirma für zeitgenössische Musik.

„Liebestod“ | Amsterdam Sinfonietta

Philharmonie
Am 12. März um 20 Uhr
1, place de l’Europe
L-1499 Luxembourg
Tel.: (+352) 26 32 26 32
http://blog.philharmonie.lu
www.philharmonie.lu
www.vanderaa.net

Auf dem Spielplan:

Richard Wagner: Tristan und Isolde WWV 90 (Prélude)
Alban Berg: Lyrische Suite für Streichorchester
Michel van der Aa: Up-Close

„Das Buch der Unruhe ist ein Buch für die Ewigkeit“, verdeutlicht der blutjunge Komponist, Opernregisseur und Filmemacher, der im Concertgebouw Amsterdam hohes Ansehen genießt und neben Detlev Glanert und Richard Rijnvos als dritter „house composer“ im weltberühmten Amsterdamer Konzerthaus verweilt.

Die expressive Kraft der Musik

Sein Name mag nur wenigen bekannt sein, denn Michel van der Aa scheut die Öffentlichkeit, antwortet dennoch gelassen und einnehmend auf die Fragen neugieriger Journalisten.

Die Frage nach dem Bild und der Musik stellt sich seiner Meinung nach aber nicht. „Beide entstehen simultan und intuitiv“, sagt Michel van der Aa. Manche seiner Werke benötigen überhaupt kein Bild. In ihnen offenbart sich einzig und allein die „expressive Kraft der Musik“.

Kein „Entweder-oder“

In anderen hingegen greift der Niederländer explizit auf visuelle Inhalte zurück. „Der Dramaturgie wegen“, so Michel van der Aa, der nichts mehr verabscheut als das Gedankenspiel „Entweder-oder“. Michel van der Aa konnte und wollte sich nie zwischen Musik und Film entscheiden und wählte aus diesem Grund den Mittelweg: die Symbiose zwischen sinnlichen Kompositionen und eindringlichen Videosequenzen. Beide Kunstformen vereint der Niederländer in vollendeter Harmonie.

Am anstehenden 11. März wird sein neues Werk „Up-Close“ in Schwedens Hauptstadt uraufgeführt, bevor es einen Tag später auf Weltreise geht und Einzug in die Philharmonie erhält. Allerdings ohne Michel van der Aa. Er wird noch einige Tage in Stockholm verweilen, seinen familiären Pflichten nachgehen und sich im Schärengarten etwas Ruhe und Entspannung gönnen.

Vollendete Harmonie

Wieder einmal ist es Michel van der Aa gelungen, die besten Musiker für seine Kreation zu gewinnen. Gemeinsam mit der Amsterdamer Sinfonietta steht die international renommierte Cello-Solistin Sol Gabetta auf der Bühne und entführt ihr Publikum in die verflochtene Gedanken- und Gefühlswelt des jungen Komponisten, der sich in „Up-Close“ unglaublich nahe an den Grenzen der minimalistischen Tonkunst von Steve Reich bewegt und auf beeindruckende Art und Weise Musik, Schauspiel und Siebte Kunst nahtlos miteinander verbindet.

Doch mit „Up-Close“ hat Michel van der Aa, zurzeit Residenzkünstler in Hamburgs Musiklaboratorium „Klang“, längst abgeschlossen. „Im Augenblick arbeite ich an einer neuen Oper. Sie ist inspiriert am Werk ’Cloud Atlas’ des britischen Schriftstellers David Mitchell. Die Uraufführung findet voraussichtlich im Frühjahr des Jahres 2012 statt“, verrät der im Jahr 1970 in den Niederlanden geborene Künstler, der sich zurzeit nichts sehnlicher wünscht, als sein „Book of Disquiet“ auf einer Silberscheibe zu veröffentlichen.

„Dafür müsste ich allerdings den ‹Euromillions›-Jackpot knacken.“ „Up-Close“ hingegen wird vervielfältigt, dank der großzügigen Unterstützung der „European Concert Halls Organisation“ (ECHO), die das Stück in Auftrag gegeben hat.