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J wie Joker

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Du kennst doch das Lied von dem Narren, der nicht mehr ein noch aus weiß und sich über diejenigen empört, die sich ohne jeden Respekt an seinem Besitz zu schaffen machen. Es hat unter Deinesgleichen für einige Furore gesorgt und beschäftigt die Gemüter immer noch.

Kein Ausweg weit und breit. Nicht einmal der Zimmermann hat ein Loch gelassen, obwohl er es hoch und heilig versprochen hat. Das Wort eines Zimmermanns galt einmal viel; doch das ist lange her. Nun stehen wir mit leeren Händen da und einem Versprechen, das nur noch Schall und Rauch ist. Womöglich ist die Zeit der Versprechen vorbei. Wenn aber die Zeit der Versprechen vorbei ist, läuft der Narr zur Höchstform auf. „You’re a liar!“ Es ist die Stunde des Narren – es ist Narrenzeit.

Logo" class="infobox_img" />Dieter Heimböckel ist Professor für Literatur und Interkulturalität an der Uni Luxemburg. Seine Beiträge erscheinen im Tageblatt (samstags) und an dieser Stelle im Zwei-Wochen-Takt.

Die Kolumne trägt den Namen Flöz und lädt zu einer Suchbewegung durch das ABC gedanklicher Rohstoffe ein. Was dabei genau herauskommt, liegt wie im Flöz allerdings noch im Verborgenen.

Das ist allerdings kein Grund, sich aufzuregen. Man ist ja nicht verpflichtet, sich auf den Standpunkt des Narren zu stellen. Lassen wir ihn reden, tun und machen, was und so viel er will; nur ein Auge sollten wir auf ihn haben. Er ist ja bisweilen ganz unberechenbar und imstande, seine Aberwitzigkeiten als Wahrheiten unter die Leute zu bringen. Was daraus werden kann, haben wir schon häufig genug erlebt. Unter diesen Umständen wäre es besser, ihm von Fall zu Fall gehörig in die Suppe zu spucken. Man sagt, er reagiere ganz empfindlich, wenn man sich seine Marotten zu eigen mache und von seinem Becherlein trinke und von seinem Tellerchen esse. Das hört sich fast wie ein Märchen an, schon klar! Es ist aber verschiedentlich beobachtet worden und soll bislang kein einziges Mal seine Wirkung verfehlt haben. Kurios nur, dass der Narr offensichtlich dann am närrischsten wird, wenn man ihm ans Eingemachte geht.

Vielleicht ist er ja nur ein Mensch wie jeder andere, der Orientierung sucht und hilflos wird, wenn er sie zu verlieren droht. Der Kompass in seiner Kappe gibt ihm dann die Richtung vor. Ihr folgt er so lange, bis man ihn sanft zur Seite nimmt und ihm zu verstehen gibt, dass er der Beste sei und alles, was über ihn Abträgliches gesagt werde, nur dazu diene, ihn noch weiter zu verunsichern, so dass er am Ende erst recht nicht mehr wisse, wo ihm der Kopf stehe. Ein kopfloser Narr wäre natürlich ein Scherz besonderer Art (bei dem Gugel gar nicht mehr zum Lachen zumute wäre). Aber so weit lassen wir es nicht kommen. Wir wollen weiterhin Verlässlichkeit und einen, auf den wir bauen können.

Denn wir bauen gerne – am liebsten bis in die Wolken. Da oben überblickt man alles so schön, sagt einer, der es genau wissen muss. Da hat man alles unter sich und kann es sich fein einrichten, wie in einem Wolkenheim, mit Daunen, Plüsch und Blümchen. Richtig gemütlich könnten wir es uns hier machen und wären schön bei uns – so fern von allem und der Erde entrückt. Wir hätten alle Zeit der Welt und täten nur noch, wonach uns der Sinn stünde. Nach uns die Sintflut und unter uns die anderen, die auf ihrem Boden nichts zu sagen hätten. So etwa stellen wir uns Träume vor, die in den Himmel wachsen. Wer daran nicht glaubt, fragt am besten den Narren. Solche Dinge fallen in seine Zuständigkeit.

Du kennst doch das Lied von dem Narren, der nicht mehr ein noch aus weiß und sich über diejenigen empört, die sich ohne jeden Respekt an seinem Besitz zu schaffen machen. Es hat unter Deinesgleichen für einige Furore gesorgt und beschäftigt die Gemüter immer noch.

Uns hat es aber nicht sonderlich beeindruckt, weil wir es von Anfang an durchschaut haben. Das war einer dieser Tricks und Winkelzüge, die uns davon abhalten sollen, dass wir Dir auf die Schliche kommen. Noch heute lachen wir darüber, wenn wir uns die Geschichte Deiner Zunft vor Augen führen. Es war ja zugegebenermaßen eine uns auch ein wenig Respekt abnötigende Art der Camouflage, mit der Du in die Rolle des Diebs geschlüpft bist und Dich, als anderes Ich, dazu aufgefordert hast, nicht zu lügen. Das hatte durchaus Format. Aber Du glaubst doch nicht wirklich, mein Lieber, dass wir darauf hereingefallen wären? Wohin Du auch gehst, was Du auch machst, worüber Du auch sprichst: Wir haben Dich schon, ehe Du Dich versiehst. Auf unsere Posten ist Verlass; sie stehen überall. Du entgehst uns nicht. Du Narr!