Tageblatt: Danke, dass Sie uns empfangen, es ist uns eine große Ehre.
Max Romeo: Ich danke Ihnen.
Sie sind derzeit mit Ihrer Band auf Europa-Tournee, die als „The Ultimate Tour“ beziehungsweise „Farewell Tour“ angekündigt wurde. Wie verläuft sie und ist danach wirklich Schluss?
Ich bin sehr zufrieden. Wir spielen insgesamt 53 Shows, von denen die meisten ausverkauft sind. Wir starteten in Tel Aviv, dann ging’s rüber nach Griechenland, Frankreich, Deutschland und England. Ein paar Festivals – so wie dieses hier – hängen wir noch dran, dann geht’s wieder zurück nach Jamaika; und dann wird erst mal eine längere Pause gemacht. Endgültig Schluss wird jedoch nicht sein. Ich fühle mich immer noch in der Lage, kleinere Club-Shows zu spielen.
Ich fühle mich immer noch in der Lage, kleinere Club-Shows zu spielen
Die Farewell Tour ist also eher eine Art „Never-ending Tour“ wie bei Bob Dylan.
Genau. Diesen Vergleich kann man so stehen lassen.
Lebt die Rastafari-Bewegung denn noch? Was ist beispielsweise mit dem jahrzehntelangen Kampf für die Legalisierung von Cannabis, den Sie und andere geführt haben, hat er etwas gebracht?
Nicht wirklich, denn Marihuana ist in Jamaika immer noch illegal. Man darf bis zu zwei Unzen (56 g) mit sich führen, wenn es einem aus medizinischen Gründen verschrieben wurde oder es religiösen Zwecken dient. Na ja, das reicht so halbwegs für eine Woche. (lacht)
Bei der Legalisierung von Marihuana muss man unweigerlich an Peter Tosh denken. Er wurde 1987 unter mysteriösen Umständen ermordet. Welche sind Ihre Erinnerungen daran?
Ich war eng mit Peter verbunden. Wir spielten Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre mehrere Live-Shows zusammen. Das war eine Tragödie. Er wurde zusammen mit einigen Leuten aus seinem Umfeld regelrecht hingerichtet. Man hat die Details nie so recht erfahren. Auf jeden Fall war das ein großer Schock für uns alle.
Haben Sie auch mit Bob Marley zusammengearbeitet?
Nein, aber wir kannten uns gut. Wir waren Nachbarn in Kingston.
Sie haben sich einmal darüber beschwert, Bob Marley und seine Wailers hätten damals alle Anerkennung und die meiste finanzielle Unterstützung erfahren, während es für andere jamaikanische Künstler schwer gewesen sei, im Musikbusiness Fuß zu fassen. Stimmt das?
Ja und nein. Es war hart damals und fast unmöglich, von der Musik leben zu können, aber einige von uns wie Toots & The Maytals, Third World, Black Uhuru oder ich selbst schafften es dann doch irgendwie. Immerhin hatten wir es auch Bob zu verdanken, dass Reggae Mitte der 70er Jahre plötzlich weltweit populär wurde.
Vor allem in Großbritannien durch Rockmusiker wie Eric Clapton, die seine Songs coverten und sogar Punk-Bands wie The Clash, die den Reggae für sich entdeckten.
Genau, aber gleichzeitig entstand auch in den Staaten eine solche Bewegung, ausgelöst von Stevie Wonder, Blondie und anderen.
Heute haben Sie wohl keine finanziellen Sorgen mehr, nachdem sogar Bands wie Prodigy Ihren Hit „Chase the Devil“ gesampelt haben?
Jay-Z auch. Nun ja, ich habe einen Gesamtkatalog von ungefähr 500 Titeln, da kommen in der Tat jede Menge Tantiemen zusammen.
Erzählen Sie uns bitte noch, wie die Zusammenarbeit mit Keith Richards zustande kam.
Das ist alles schon so lange her; es muss Anfang der 80er gewesen sein. Keith spielte auf mehreren Tracks meines Albums „Holding out my Love for you“ Gitarre und half mir beim Abmischen des Materials in den New Yorker „Electric Ladyland Studios“. Sly & Robbie bildeten die berühmte Rhythmus-Section.
Keith feiert voraussichtlich seinen 80. Geburtstag im Dezember. Hätten Sie eine Botschaft für ihn?
Ich denke, wir haben beide großes Glück, noch am Leben zu sein, denn wir steckten in der Vergangenheit des Öfteren in großen Schwierigkeiten („in the fuck“), wenn Sie wissen, was ich meine. Vielleicht sind wir gesegnet, wer weiß? Auf jeden Fall sollten wir beide Folgendes tun: „Thanking Jah for Life!“
Vielen Dank für das Gespräch. Dürften wir am Ende noch ein Selfie mit Ihnen machen?
No problem!
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