«Ich würde gerne immer über oder unter dem Wasser sein und nach meinem Tod in einer Boje beerdigt werden.» Der Wunsch von Claude Monet ging teilweise in Erfüllung, denn er ließ sich ein Atelierboot bauen, von dem aus er seine Motive malte. Das Wasser mit seinen schimmernden Farbnuancen und den ständig wechselnden Erscheinungsformen faszinierte die Impressionisten. Unter dem Motto «Impressionisten und Wasser» lädt das zweite Impressionisten-Festival bis zum 29. September zu einer Sommer-Ballade durch die Normandie ein.
Die Faszination des Impressionismus hat die Organisatoren des ersten Festivals 2010 selbst überrascht. Über eine Million Besucher kamen. Ein derart überwältigender Erfolg, dass die Verantwortlichen, darunter Frankreichs Außenminister Laurent Fabius, der Geschäftsmann und einstige Lebensgefährte des verstorbenen Modemachers Yves Saint Laurent und Ex-Arte-Präsident Jérôme Clément beschlossen, das Abenteuer fortzusetzen und den Einsatz zu erhöhen: statt 250 Veranstaltungen rund 700, statt drei nun fünf Monate und 5,5 Millionen Euro.
Größer, länger, besser
Größer, länger und vor allem auch besser. Die Qualität und Auswahl der Werke beeindruckt. Besonders stolz kann das Kunstmuseum in Rouen sein. 41 Monets aus aller Welt konnte sein Direktor Sylvain Amic für die Ausstellung «Schillernde Reflexionen» vereinen – so viel, wie bislang nur große Pariser Museen.
Insgesamt werden 180 Impressionisten-Werke gezeigt, die sich mit dem zufälligen Spiel der Reflexionen des Lichts beschäftigen, darunter das Monet-Meisterwerk «Haus am Ufer der Zaan in Zaandam», eine Leihgabe des Frankfurter Städel Museums. «Hier bricht Monet die Spiegelungen auf fast schon perfekte Weise», erklärte Amic. Die kleinen, dicht aneinandergereihten Striche erzeugen Bewegung. Die Spiegelung auf der Wasserfläche verwischt die räumlichen Bezüge im Bild. Monet fängt den Augenblick ein.
Lichtspiele
Seit der Antike setzen sich die Künstler mit der bildhaften Darstellung der Reflexion des Lichts auseinander. Noch bei dem Niederländer Johan Barthold Jongkind, in dem einige Kunstexperten den eigentlichen Begründer des Impressionismus sehen, diente das Motiv als spiegelverkehrtes Bild der Wirklichkeit, wie die Ausstellung durch die Gegenüberstellung mit Monet, Renoir, Sisley und Seurat zeigt.
«Pissarro dans les ports» im Kunstmuseum MuMa in Le Havre präsentiert 120 Werke. Im Jahr 1874 wird der Industriehafen und die Tätigkeit in den Häfen zu einem bedeutenden Motiv der modernen Malerei. Pissarro widmete dem Thema zwanzig Jahre seines künstlerischen Schaffens. Zwischen 1883 und 1903 malte er wichtige Serien der normannischen Häfen Rouen, Dieppe und Le Havre. Die Ansichten auf die große Kaianlage von Le Havre aus dem Jahr 1903 könnten nirgendwo besser hängen als im MuMa. Das Museum liegt unmittelbar am Hafen.
Das Festival hat ein Mammutprogramm aus Ausstellungen, Konzerten, Filmen und Kolloquien zusammengestellt. «Ich bin erstaunt darüber, wie ausgiebig der Impressionismus noch immer als Thema ist», sagte der Direktor des Kunstmuseums in Rouen, das eine der bedeutendsten Impressionisten-Sammlungen außerhalb von Paris besitzt.
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