Seit Jahrzehnten tourt Carlos Santana um die Welt und veröffentlicht ein Album nach dem anderen – aber Arbeit sei das alles nicht gewesen. „Nichts war je ein Beruf. Es war ein Geschenk. Es war keine Arbeit, es war Staunen“, sagte der „Gitarrengott“ jüngst dem Billboard-Magazin. Am heutigen Mittwoch wird Santana 75 Jahre alt – aber „unsterblich“ sei er sowieso schon, sagt der Superstar. „Wenn ich mich selbst sehe, wie mich Leute auf der Welt behandeln, scheint das sehr überirdisch zu sein.“
Bis Ende des Jahres hat der Musiker schon wieder einen vollgepackten Tour-Plan, mit Konzerten vor allem in den USA und Kanada. Zwei neue Alben hat er seit 2019 veröffentlicht, zudem entsteht laut Branchenplattform Variety derzeit eine Dokumentarfilm über ihn, unter der Regie von Rudy Valdez. Aber immer wieder hatte Santana zuletzt auch mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen: eine Herz-OP im vergangenen Jahr, eine Corona-Infektion, und erst vor kurzem brach er bei einem Konzert auf der Bühne zusammen. Große Hitze und Flüssigkeitsmangel seien der Grund gewesen und es gehe ihm wieder besser, teilte der Sänger danach mit.
Der 1947 in der mexikanischen Kleinstadt Autlán de Navarro geborene und in Tijuana aufgewachsene Musiker wollte schon als Kind genau so werden wie sein Vater. „Ich war hingezogen zur Musik, weil ich alle – Kinder, ältere Menschen und vor allem Frauen – gesehen habe, wie sie meinen Vater angeschaut haben. Jedes Mal, wenn er gespielt hat, haben die Frauen gesagt: Oh, Don José! Und ich wollte das auch. Ich wusste damals nicht, wie man es nennt, aber heute nennen wir es vergöttern.“
Der kleine Carlitos fing an, Geige zu spielen, sein Vater gab ihm Unterricht. Die Mutter brachte ihm unterdessen das „Streben nach Spitzenleistungen“ bei. „Meine Mutter sagte: Ja, wir sind arm, aber wir sind nicht dreckig und eklig, mach das Haus sauber.“
Später wechselte Santana zur Gitarre. Als die Familie nach San Francisco in die USA umzog, konnte der Teenager dort viele seiner musikalischen Vorbilder wie B.B. King live auf der Bühne sehen. In den 1960er Jahren gründete er die Santana Blues Band. Als der 22-jährige Santana 1969 beim Woodstock-Festival schweißgebadet und mit strubbeligen Locken in hautenger Weste „Soul Sacrifice“ spielte, wurden er und seine Band mit einem Schlag berühmt – dabei erschien das erste Album der Band erst zwei Wochen später. „Es war beängstigend, auf ein Meer von Menschen zu blicken, ohne überhaupt eine Platte auf dem Markt zu haben. Und plötzlich stehst du auf der Bühne mit Jimi Hendrix, Sly Stone, The Who und all den anderen.“
Bald war der „Gott der Gitarre“ mit Hut, Schnurrbart und schulterlangen Locken mindestens genauso berühmt wie „all die anderen“ – er gilt als einer der virtuosesten Gitarrenspieler aller Zeiten, wurde mit zahlreichen Musikpreisen ausgezeichnet, und seine mehr als 40 Alben verkauften sich millionenfach.
Seine Musik sei einfach eine „Art guter Serviceleistung“, sagt Santana. Er braucht nur ein paar Noten anzustimmen, dann erkennen Millionen Menschen weltweit seinen ganz speziellen Sound. „Der Klang, für den ich stehe, wird mit der ersten Note erkannt“, sagt der Vater dreier Kinder, der mit seiner zweiten Ehefrau im Westen der USA lebt.
Santana spielte mit Band, mit Gastmusikern oder auch alleine und integrierte immer neue Einflüsse in seine Musik: Jazz, Klassik, afrikanische und indische Elemente. Seinem Latino-Gitarrensound blieb er trotz allem treu – schließlich war dieser zu seinem Markenzeichen geworden. Songs wie „Oye Como Va“ und „Samba Pa Ti“ wurden zu Klassikern. Nachdem einige Alben schlechter liefen, gelang Santana 1999 ein sensationelles Comeback mit „Supernatural“, das mit neun Grammys ausgezeichnet wurde und sich 25 Millionen Mal verkaufte.
Aber Hits seien ihm gar nicht mehr so wichtig, sagt Santana. Es gehe um die Musik an sich. „Jede Note, die ich im Lauf meines Lebens noch spiele, soll himmlisch und korrekt sein.“ (dpa)
„Wenn ich mich selbst sehe, wie mich Leute auf der Welt behandeln, scheint das sehr überirdisch zu sein.“
Wen wundert's? "Samba Pa Ti" und "Jingo" sind DIE Klassiker überhaupt - unvergänglich!