Mit der Würdigung des österreichischen Schriftstellers Martin Pollack (66) ist am Mittwoch die Leipziger Buchmesse eröffnet worden. Der Publizist, Autor und Übersetzer erhielt den mit 15.000 Euro dotierten Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung – für sein «einprägsames und richtungsweisendes Werk». «Pollack ist ein Genauigkeitseiferer ohne die Verranntheit des Pedanten», sagte die Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff in ihrer Laudatio. «Er führt eine klare Sprache. Von jedermann, der mühelos liest, kann sie verstanden werden.»
Von Pollack ist zuletzt «Der Kaiser von Amerika» erschienen. Darin geht es um die Massenflucht von Juden, Polen und Ukrainern aus Galizien zu Beginn des vorigen Jahrhunderts. Der Österreicher, der auch «Spiegel»-Journalist war, ermahnte in seiner Dankesrede die Westeuropäer, ihre östlichen Nachbarn nicht zu vergessen. «Das freie und wohlhabende Europa hat seine Grenzen nach Osten verschoben, aber verschwunden sind diese Grenzen nicht. Im Gegenteil», sagte er. «Bedürftige Verwandte und Nachbarn will man sich möglichst vom Leibe halten. Armut wirkt störend. Außerdem könnten sie unsere Sicherheit und Ordnung oder zumindest unseren Wohlstand gefährden.»
2150 Aussteller
Auf der Buchmesse präsentieren sich bis zum Sonntag 2150 Aussteller. 1500 Autoren lesen aus ihren neuen Werken – tagsüber auf dem Messegelände und abends überall in der Stadt. Gastländer dieses Jahres sind Serbien und Island.
Der deutsche Buchhandel rechnet dieses Jahr mit stabilen Umsätzen. «Eine erstaunlich unaufgeregte Stimmung in der Branche belegt die Koexistenz von gedrucktem und digitalem Buch», sagte der Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels Gottfried Honnefelder. Inhalte würden neu inszeniert – und das erfreulicherweise nicht auf Kosten des gedruckten Buches.
Positiver Start nach Minus
Im vergangenen Jahr hatte der Sortimentsbuchhandel ein Umsatzminus von 2,8 Prozent verbucht. 2011 begann positiv: Der Umsatz im Januar stieg im Vergleich zum Vorjahresmonat in den zentralen Buch-Vertriebswegen um 1,8 Prozent. «Ich glaube, dass in Deutschland weiter gedrucktes Papier gelesen wird – nicht nur in einer Nische, sondern maßgeblich – und dass sich gleichzeitig der digitale Markt entwickelt», sagte Honnefelder.
«Es gibt eine wunderbare Synergie zwischen den klassischen Verlagen und den digitalen Dienstleistungen», sagte der Geschäftsführer der Leipziger Messe, Martin Buhl-Wagner. Im Vergleich zum vergangenen Jahr seien auf der Bücherschau fünf Prozent mehr Fläche vermietet worden. Viele vor allem kleine Verlage seien erstmals in Leipzig dabei. «Nach der schweren Situation der vergangenen Jahre ist ein klares Bekenntnis der Verlage zur Messe da», sagte Buhl-Wagner.
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