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Kopf des TagesDer Kaiser von Hollywood: Ridley Scott ist auch mit 85 Jahren noch ohne Oscar

Kopf des Tages / Der Kaiser von Hollywood: Ridley Scott ist auch mit 85 Jahren noch ohne Oscar
 Foto: Jordan Strauss/Invision/AP/dpa

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Ridley Scott mit 85 noch ohne Oscar

Mit „Napoleon“ dürfte Ridley Scott rund um seinen 85. Geburtstag alle Hände voll zu tun haben. Das Regie-Genie hinter Filmen wie „Alien“, „Blade Runner“, „Gladiator“ und „The Last Duel“ inszeniert ein Geschichtsepos mit riesigen Kampfszenen und einer explosiven Lovestory. Nach dem Drehstart im Februar an Schauplätzen in England und Malta steckt der gebürtige Brite nun mitten in der Postproduktion – und die Filmbranche rätselt, ob Geldgeber Apple TV+ das mit Spannung erwartete Prestigeprojekt noch vor Jahresende in die Kinos bringen wird. Das wäre eine Voraussetzung für „Napoleon“, um im Oscar-Rennen 2023 mitzumischen.

Scott, der an diesem Mittwoch seinen 85. Geburtstag feiert, hat wieder eine Star-Riege versammelt. Oscar-Preisträger Joaquin Phoenix (48), der in „Gladiator“ schon als herrischer römischer Kaiser Commodus glänzte, spielt nun den machthungrigen Kaiser der Franzosen. Vanessa Kirby (34, „Pieces Of A Woman“) wird zu Kaiserin Josephine. Napoleon habe ihn schon immer fasziniert, sagte Scott 2021 dem Kinoportal „Deadline.com“. „Er tauchte aus dem Nichts auf, um alles zu beherrschen, während er zugleich einen Liebeskrieg mit seiner ehebrecherischen Frau Josephine führte“.

Scott war bereits 40 Jahre alt, als er 1977 mit dem Historien-Drama „Die Duellisten“ sein Leinwanddebüt gab und beim Filmfestival in Cannes prompt mit einem Nachwuchspreis ausgezeichnet wurde. Seither brachte er fast 30 Spielfilme auf die Leinwand, darunter Kultklassiker und preisgekrönte Werke wie „Alien“, „Blade Runner“, „Thelma & Louise“, „Gladiator“, „Der Marsianer“ und „House of Gucci“ – doch auf der Oscar-Bühne ging er selbst bisher immer leer aus.

Drei Mal war Scott in der Regie-Sparte schon nominiert: 1992 für sein Roadmovie „Thelma & Louise“ über zwei starke Frauen (Susan Sarandon und Geena Davis), die einen Vergewaltiger erschießen und von der Polizei gejagt werden. 2001 für „Gladiator“, 2002 für den Kriegsthriller „Black Hawk Down“ über den US-Militäreinsatz in Somalia. Eine weitere Preischance in der Sparte „Bester Film“ hatte er 2016 als Produzent des von ihm auch inszenierten Science-Fiction-Films „The Martian“ mit Matt Damon als Titelheld.

Ein kleiner Trost: „Gladiator“ gewann fünf Oscars, darunter als bester Film des Jahres und für Hauptdarsteller Russell Crowe, der zu Scotts bevorzugtem Star avancierte. Sie drehten weitere vier Filme: „A Good Year“, „American Gangster“, „Body of Lies“ und „Robin Hood“.

Scott ist bekannt dafür, dass er seine oft bildgewaltigen Filme ungewöhnlich schnell abdreht. Für den Spielfilm „Alles Geld der Welt“ habe er nur 43 Tage gebraucht, erzählte Scott im Oktober 2017 dem US-Magazin Vanity Fair. „Ich bin super schnell“, setzte der Regisseur noch drauf. Wenig später reagierte Scott blitzschnell auf einen Skandal um den Darsteller Kevin Spacey, der in dem Entführungsdrama den Ölmilliardär Jean Paul Getty spielte. Nach massiven Vorwürfen sexueller Belästigung schnitt Scott kurzerhand alle Szenen mit Spacey raus und ließ sie mit Christopher Plummer nachdrehen. Der Film kam planmäßig im Dezember des Jahres in die Kinos.

Scott war auf Umwegen zum Film gekommen. Nach dem Studium, unter anderem am Royal College of Arts in London, arbeitete er als Szenenbildner bei der BBC. Man vertraute ihm bald die Regie für Folgen verschiedener Fernsehserien an, bis er sich mit einer eigenen Produktionsfirma als Werbefilmer selbstständig machte.

Nach dem Spielfilm-Debüt mit „Die Duellisten“ (1977) kam zwei Jahre später der internationale Durchbruch mit einem Horror-Schocker: sein düsterer Sci-Fi-Streifen „Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“ erhielt den Oscar für die besten Spezialeffekte. Scott machte auch die damals noch unbekannte Sigourney Weaver als unerschrockene Ripley zum Star. Die Handlung an Bord des Raumschiffs, das von Aliens heimgesucht wird, sollte sich anfangs nur um Männer drehen, doch unter Scotts Regie wurde Weaver Wegbereiterin für starke Leinwandheldinnen.

Mit Harrison Ford als Kopfgeldjäger abtrünniger Replikanten in „Blade Runner“ (1982) gelang Scott ein weiterer Zukunfts-Klassiker. Bei der Fortsetzung „Blade Runner 2049“ von Regisseur Denis Villeneuve (2017) war er als Produzent an Bord. Schon Ende der 1960er Jahre hatte Scott mit seinem jüngeren Bruder Tony eine Produktionsfirma gegründet. Als Scott 2015 auf Hollywoods „Walk of Fame“ mit einer Sternenplakette verewigt wurde, widmete er diese Auszeichnung seinem Bruder. „Top Gun“-Regisseur Tony Scott hatte sich 2012 im Alter von 68 Jahren das Leben genommen.

Mit 77 Jahren ging Ridley Scott 2015 seine dritte Ehe ein. Der Vater von drei Kindern, die ihm ins Filmgeschäft folgten, heiratete die 17 Jahre jüngere Schauspielerin Giannina Facio, die in „Gladiator“ eine kleine Rolle hatte und seither in vielen Scott-Projekten mitwirkte.

Bei dem Regie-Veteranen stehen weiterhin hochkarätige Schauspieler Schlange. Mit Matt Damon, Ben Affleck und Adam Driver brachte er 2021 „The Last Duel“ heraus, wenig später mit Driver, Lady Gaga und Al Pacino das Kriminaldrama „House of Gucci“. Mit 85 Jahren hat Scott einen vollen Terminkalender mit monumentalen Plänen: nach „Napoleon“ steht eine „Gladiator“-Fortsetzung an. (dpa)