Er machte Fotojournalismus der besten Sorte: Der Deutsche Horst Faas brachte Bilder aus dem Vietnamkrieg, die aufwühlten und vielfach ausgezeichnet wurden. Jetzt ist er mit 79 Jahren gestorben.
Der 1933 in Berlin geborene Horst Faas galt als einer der profiliertesten Fotojournalisten weltweit. Gleich zweimal wurde er mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet: 1965 für seine Arbeit während des Krieges in Vietnam und 1972, zusammen mit Michel Laurent, für Bilder von der Ermordung Angehöriger der Bihari-Minderheit in Dakar in Bangladesch. Der auch sozial stark engagierte langjährige Fotoreporter und Bildredakteur der Nachrichtenagentur Associated Press (AP) starb am Donnerstag im Alter von 79 Jahren in München.
Faas begann seine Karriere 1951 bei der Bildagentur Keystone in München. 1952 wechselte er zur AP, für die er danach an den Brennpunkten der Welt fotografierte. Von 1963 bis 1974 leitete er die AP-Fotoredaktion in Saigon und berichtete damit praktisch über den gesamten Verlauf des Vietnam-Krieges. 1976 wurde er AP-Fotochef für Europa, Afrika und den Nahen Osten in London.
In Vietnam fast gestorben
Im Dezember 1967 wurde Faas in Südvietnam selbst schwer verwundet und wäre ohne die Hilfe eines Sanitäters wohl verblutet. Danach konnte er zunächst nur noch an Krücken gehen und nicht selbst im Februar 1968 über die Tet-Offensive berichten. Stattdessen koordinierte er vom Büros aus die Bildberichterstattung. AP-Fotograf Eddie Adams kam dabei mit einem der berühmtesten Bilder des Krieges zurück: Wie der südvietnamesische Polizeichef einen gefangenen Vietcong auf einer Straße in Saigon erschiesst. Zusammen mit AP-Reporter Peter Arnett produzierte Faas Reportagen, etwa über eine Einheit, die sich weigerte, gegen den Feind vorzugehen.
Faas ging es aber nicht nur um die Bilder, er engagierte sich auch stark für den Nachwuchs und bildete in Vietnam viele Fotografen aus, darunter auch viele Vietnamesen. Sein Auftrag an sie lautete, mit «guten Bildern» zurückzukommen. Zu seinen Schülern gehörte auch Huynh Cong «Nick» Ut, der für sein weltweit bekannt gewordenes Bild eines schwer verbrannten vietnamesischen Mädchens, das vor einem Napalmangriff flieht, 1972 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde.
Schwer erkrankt in Vietnam
Später widmete sich Faas über die Tagesarbeit hinaus den Schicksalen von in Vietnam und Indochina getöteten oder verschollenen Kollegen. Er veröffentlichte die Bücher «Lost over Laos» und zusammen mit Tim Page den Bildband «Requiem». Auf seiner letzten Reise nach Vietnam, wo er sich auch nach seiner Pensionierung sozial engagierte und den beruflichen Nachwuchs förderte, erkrankte Faas schwer. Er war seitdem querschnittsgelähmt und auf den Rollstuhl angewiesen. Trotzdem reiste er noch 2005 und 2008 zweimal in die USA.
Faas wurde 2005 mit dem Dr.-Erich-Salomon-Preis der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh) ausgezeichnet. Der Preis gilt als höchste Auszeichnung in der deutschen Fotografie. Faas wurde so für sein Lebenswerk als AP-Fotoreporter und Bildredakteur sowie für sein soziales Engagement geehrt.
Fass hinterläßt seine Frau Ursula und seine Tochter Clare.
Eric Rings, geboren 1979 in Esch/Alzette, studierte Germanistik und Romanistik an der Universität Heidelberg und fing 2010 als Journalist beim Tageblatt an. Seit 2019 schreibt er über innenpolitische Themen.
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