Bereits zum 55. Mal organisierten die kürzlich fusionierten Verbände FéGarLux und ADAL das allseits beliebte luxemburgische Autofestival. Noch bis zum 4. Februar präsentieren die knapp hundert teilnehmenden Händler auf einer gesamten Ausstellungsfläche von rund 60.000 Quadratmeter die neuesten Modelle ihrer Partnermarken und locken mit einmaligen Preisangeboten. Das Tageblatt hat sich bei einigen der teilnehmenden Autohäusern Eindrücke des ersten Wochenendes verschafft.
Von Steve Peffer (Text und Fotos)
Mit 662 Autos pro 1000 Einwohner (Stand 2016) steht Luxemburg europaweit an erster Stelle. Zudem ist der luxemburgische Fuhrpark mit einem Durchschnittsalter von unter sieben Jahren einer der jüngsten. Diese Zahlen zeugen von einer besonderen Beziehung zum Automobil, welche den alljährlichen Erfolg des traditionellen Autofestivals zu erklären vermag. In diesen zehn Tagen werden statistisch betrachtet rund ein Drittel der Autoverkäufe des gesamten Jahres getätigt, demnach ist es für die Branche das wichtigste Ereignis überhaupt.
Bereits am ersten Tag verzeichnen die Händler einen enormen Andrang und viele unterschriebene Kaufverträge. Alle zehn befragten Teilnehmer zeigten sich sehr zufrieden mit der ersten Bilanz und waren der Meinung, dass der Erfolg der ersten zwei Tage richtungsweisend für das gesamte Festival ist.
Elektroauto im Gespräch
Während bei der Frage nach der Antriebsart die Entscheidung jahrzehntelang allein zwischen Diesel und Benzin lag, so rücken Elektro- und Hybrid-Auto immer mehr ins Gespräch. Die kürzlich gestimmte Prämie in Höhe von 5000 Euro beim Kauf eines Wagens ohne Verbrennungsmotor bzw. 2500 Euro für Hybridwagen leisten hier sicher ihren Beitrag. Doch beim E-Auto scheiden sich die Geister: Während FéGarLux-Präsident Philippe Mersch bei den Erstimmatrikulationen im Jahr 2030 einen Anteil an Elektroautos von bis zu 40% prophezeit (2018 waren es 0,8%), so stehen viele Autohaus-Inhaber der Sache noch skeptisch gegenüber. «Die Gesellschaft ist noch nicht bereit für das Elektroauto», meint Max Schiltz, Geschäftsführer einer Garage in Büderscheid. «Es wird noch einige Jahre dauern, bis das E-Auto als wirkliche Alternative angesehen werden kann.»
Diesel wieder beliebter
Bislang tauge es lediglich als Zweitwagen. Ein gewisses Potential bestünde trotzdem. Hierzu äußert sich Autohaus-Betreiber Georges Michels: «Abgesehen von der Reichweite ist das elektrisch betriebene Auto den traditionellen Antriebsarten überlegen. Die monatlichen Ausgaben für Diesel oder Benzin übersteigen die Stromkosten für die Batterieladungen um ein Vielfaches.
EXTRA: Protest gegen immer größere Autos
Die Umweltorganisation „Mouvement écologique“ protestierte am Samstag auf der place d’Armes – pünktlich zum Auftakt des Autofestivals – gegen immer größere Pkws mit immer leistungsstärkeren Motoren. Das führe zu einem immer größeren Verbrauch von Ressourcen und zu immer höheren Emissionen trotz effizienteren Motoren, so das Mouveco in einer Pressemitteilung. „Mit Blick auf die Umwelt und die nächsten Generationen müssen wir umdenken und unsere Konsumgewohnheiten ändern“, heißt es in dem Schreiben weiter.
Zudem sind die Kosten für die Wartung weitaus geringer, da man beim Elektro-Auto lediglich die Bremsen in Schuss halten muss. Es besteht aktuell zwar ein großes Interesse an der neuen Technik, aber das allgemeine Vertrauen fehlt noch.»
Ein entscheidender Faktor hierfür ist, dass die vom Hersteller angegebene Maximalreichweite je nach Nutzung des Fahrzeugs starken Schwankungen unterliegt. Aktuell befindet sich das Benzinauto auf Höhenflug. Das von den Medien geformte schlechte Image des Diesels übertrug sich auf die Verkaufszahlen der vergangenen Jahre. So sehr, dass manchen befragten Garagenbetreibern zufolge bei den Kleinwagen mehr Benzin- als Dieselmodelle verkauft werden. Doch da sich die Dieselhetze mittlerweile als Schwarzmalerei entpuppt hat, seien die Verkäufe wieder dabei sich zu erholen, meint Albert Waaijenberg, Geschäftsführer einer Garage in Wiltz.
Der Trend läge auch nach wie vor noch immer bei großen Autos, hauptsächlich Geländewagen, sogenannten SUVs, bei welchen der Diesel die häufigste Antriebsart darstellt. Doch warum sind große Wagen eigentlich so beliebt? «Der Luxemburger schätzt am Auto vor allem viel Platz und Komfort», meint Garagenbesitzer Carlo Grasges. Dass es sich bei der Nachfrage nach bulligen Privatwagen auch um eine Modeerscheinung handelt, lässt sich trotzdem nicht leugnen.
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