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Erst Kosovo, dann Baltikum – ein Luxemburger Soldat erzählt vom Alltag bei der Nato

Erst Kosovo, dann Baltikum – ein Luxemburger Soldat erzählt vom Alltag bei der Nato

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Beim Besuch des Übungscamps im litauischen Pabrade hat sich das Tageblatt mit einem luxemburgischen Soldaten vor Ort unterhalten. Er gewährte uns Einblicke in seinen Alltag in Litauen. Seinen Namen haben wir aus Diskretionsgründen nicht veröffentlicht.

Tageblatt: Die Luxemburger Armee ist mit einem Kontingent bei der NATO-Mission in Litauen dabei. Wer gehört alles zu dieser Mission?
Wir Luxemburger sind mit 22 Leuten anwesend. Wir arbeiten hier vor allem mit den Niederländern zusammen, helfen aber auch den anderen Nationen aus. Neben den Holländern sind auch deutsche, belgische, norwegische, litauische und demnächst auch kroatische Truppen hier.

Ihre Mission wird im Rahmen des Transports und der Logistik geführt. Was heißt das eigentlich?
Wir haben neun Lkws hier, mit denen wir Schiffscontainer transportieren. Diese werden beladen mit Lebensmitteln, Sprit, Munition und allgemeinem Material. Anhand von speziellen Basen, die wir hinten auf den Lkw aufziehen können, ist es recht einfach, Fahrzeuge zu transportieren. Zum Beispiel den litauischen M113, einen leicht gepanzerten Mannschaftstransporter, der 14 Tonnen wiegt. Mit dem kann man nicht über die Straßen fahren, weil er diese sonst beschädigen würde. Wir laden den M113 auf den Laster, binden ihn fest und können ihn dorthin transportieren, wo er gebraucht wird. Ich muss sagen, dass wir sehr viel unterwegs sind.

Wie viel fahren Sie pro Tag?
Am Anfang hatten wir eine sehr kurze Eingewöhnungsphase von 48 Stunden. Unsere Fahrer legen täglich zwischen 300 und 500 Kilometern zurück. Sie sind damit mehr als voll ausgelastet. Wir werden wegen unserer Lkw hier sehr geschätzt, da diese eine recht hohes Gewicht transportieren können. Wir wissen jetzt zum Beispiel, dass bis die erste Woche im November alle Lkw bereits für den Einsatz verplant wurden.

Pabrade ist ja ein Übungslager. Wo sind Sie denn eigentlich stationiert?
Stationiert sind wir eigentlich in Rukla, etwa 150 Kilometer von Pabrade entfernt, in einer litauischen Kaserne. Wir hausen dort in Containern, so wie wir das bereits im Kosovo gewohnt waren. Das klappt ganz gut. Wir haben dort alles was wir brauchen; von Sanitäreinrichtungen bis hin zum Essen. Wir haben auch Internetzugang, der es uns ermöglicht, den Kontakt mit Zuhause aufrechtzuerhalten.

Bis wann dauert diese Mission?
Voraussichtlich bleiben wir bis zum 20. Dezember in Litauen stationiert. Unsere Rückreise erfolgt mit der Fähre, denn die Lkw müssen wieder zurück nach Luxemburg. Wenn alles klappt, sind wir an Weihnachten wieder zuhause. Das Ziel ist natürlich, die Familie zu sehen.

Wie ist die Stimmung hier an der Grenze?
Wir haben noch nichts mitbekommen von einer negativen Stimmung. Die Litauer selber sind es noch nicht so gewohnt, dass so viel Militär hier stationiert ist. Das läuft aber alles gut und friedlich hier ab.

In Litauen sind Truppen verschiedener Nationen stationiert. Gibt es sprachliche Probleme?
Dass wir Luxemburger mehrere Sprachen sprechen, ist schon von Vorteil. Wenn wir beispielsweise einen niederländischen Soldaten in unserem Laster mitnehmen, dann reden wir Englisch, eine Sprache, die wir in Luxemburg im Vergleich zum Deutschen und Französischen nicht so pflegen. Nach einiger Zeit hier fällt es aber auf, dass wir große Fortschritte im Englischen machen.

Wie viele Tonnen kann ein solcher Laster schleppen?
Unsere Lkws wiegen leer 21 Tonnen und können eine Gesamtmasse von 40 Tonnen erreichen. Wir können mit dem Kran, der sich hinten befindet, 16,5 Tonnen heraufziehen. Wollen wir etwa einen 20-Tonnen-Container aufladen, dann müssen wir das mit dem großen Kran tun.

Bei unserer Anfahrt haben wir gesehen, dass verschiedene Fahrzeuge im Schlamm feststeckten. Ist das normal? Wie sind die Straßen hier eigentlich?
Das hiesige Straßennetz ist nicht besonders. Nur die Autobahnen sind gut, aber dafür selten. Deshalb ist man oft lange unterwegs, auch bei kürzeren Distanzen. Um 90 Kilometer zurückzulegen, braucht man gerne zwei Stunden; bei uns zuhause wäre das auch in einer guten Stunde zu schaffen.

Wie läuft das eigentlich mit dem Lkw-Führerschein in der Armee?
Für die Fahrzeuge des Typs Dingo 2 braucht man den Lkw-Führerschein. Aus diesem Grund machen ihn die Leute, sobald sie aus der Grundausbildung kommen. Allerdings achten wir darauf, dass wir jene Leute, die bei uns zuerst den B-Klasse-Führerschein (normaler Pkw) machen, erst mal ein oder zwei Jahre damit fahren lassen, bevor sie den Lkw-Schein machen.

Das heißt die 22 Soldaten hier haben alle einen Lkw-Führerschein?
Ja. Die Soldaten, die unterwegs sind, müssen sich permanent beim Fahren abwechseln, da es sich um gepanzerte Lkws handelt. Sie sitzen dort in einer geschlossenen Kabine, die Fenster gehen nicht auf und es gibt keine frische Luft. Und die Soldaten müssen zehn Stunden darin sitzen. Das macht das Fahren schon anstrengend.

Sie sind 150 Kilometer von hier entfernt stationiert. Hier in Pabrade sind Sie bei einem Übungsmanöver. Was heißt das genau?
Das Manöver besteht daraus, dass deutsche und niederländische mechanisierte Infanterietruppen gegen litauische und US-amerikanische arbeiten. Das heißt, sie machen Angriff und Verteidigung auf den beiden Seiten. Unsere Basis ist rund 50 Kilometer von hier entfernt. Da steht eine ganze Kompanie, die rein logistisch ist. Und diese Soldaten trainieren, damit sie die ganze Seite mit Sprit, Essen, Transport beliefern können.

Ist es Ihre erste Mission?
Nein, ich war bereits zweimal im Kosovo; 2008 und 2013. Aber nun bin ich das erste Mal in einer Transport-Mission.

Normalerweise erledigt Luxemburg ja eher Aufklärungsaufgaben? Ist das hier nun eine ganz andere Arbeit?
Ja, absolut. Ich wusste gar nicht, was mich erwarten würde. Als ich die Stelle als zweiter Mann im Peloton übernahm, merkte ich, dass dies mit einem sehr hohen Maß an Organisation einhergeht. Bei der Aufklärung ist man immer unabhängig; aber bei dieser Mission braucht man sehr viele Angaben im Voraus. Es heißt also nicht: Bring das mal dahin, sondern man muss schauen, über welche Straße man fahren darf, wegen des Gewichts und der Höhe der Laster. Zudem brauchen wir stets eine Kontaktperson. Wer gibt uns das, was wir abholen? Zu wem bringen wir das? Sind die Leute vor Ort? Mit wem nehmen wir Kontakt auf? Ist es etwas Spezielles, das wir transportieren? Fragen über Fragen, die man sich stets stellen muss.

Wir haben etwa ein Dutzend Fahrer bei uns, die den Spezial-Führerschein für Gefahrguttransporte gemacht haben. Hier gilt es zu beachten, dass je nach Ware der Lkw entsprechend beschildert werden muss. Dann stellt sich die Frage, wie viel wir transportieren dürfen. Alle diese Daten müssen zuerst erfasst und gesammelt werden. Dann bekommen wir ein Timing mitgeteilt, das sich aber mehrmals wieder ändern kann. Ich bin für die Fahrzeuge und die Leute zuständig. Das heißt, dass ich sehr viel mitdenken muss. Diese Aufgabe ist herausfordernd und die Fahrer sind stolz darauf, es zu tun.

Wieso?
Weil es egal ist, ob wir zuhause oder hier Einsätze üben; es ist immer ein «reelles Arbeiten». Denn ob wir zuhause Essen transportieren oder hier – es gibt immer Leute, die das brauchen.

Wie sieht der Alltag aus?
Um 8 Uhr morgens geht es los. Da bereiten die Fahrer ihre Lkw vor. Manche tun dies aber auch schon früher. Die ersten Laster verlassen das Camp bereits um 6 Uhr. Diese Fahrer fahren den ganzen Tag. Meine Arbeit besteht darin, diese Missionen binnen 48 Stunden auf die Beine zu stellen. Wenn die Lkws abends reinkommen, dann muss man den Container herunterziehen und die Basis heraufziehen, damit wir das Material wieder zusammenbekommen. Wir versuchen, das immer so zu planen, dass die Fahrer dies abends noch machen können.

Wie viele Lkws sind im Einsatz?
Neun luxemburgische und sieben holländische.

Sie können erst an Weihnachten nach Hause. Ist es ein Problem für Sie, so lange weg zu sein?
Ich habe zwei Kinder, habe mich aber daran gewöhnt, lange weg zu sein. Es ist kein großes Thema für mich. Für die jüngeren Soldaten ist es eine neue Erfahrung. Ich musste bei meiner ersten Mission auch da durch. Es ist eine der Sachen, bei denen sie am meisten dazulernen. Manche wissen nicht, wie eine Waschmaschine und ein Trockner funktionieren; das gehört heutzutage auch dazu. So lernen sie, als Erwachsene klarzukommen.

Jos. Reinard
28. Oktober 2017 - 16.29

Alles ein Kinderspiel, nein ich möchte dem jungen Mensch, Mann oder Frau hier nicht zu nahe treten, ein
Interview war ja auch teilweise gestern auf RTL zu sehen. Auch ich habe 1967 als Freiwilliger Dienst im
Hinblick einer Staatsanstellung geleistet. Unsere Missionen, damals gab es noch den Warschauerpakt
und so konnten wir den Krieg nur um Baumholder, Ramstein usw. üben. Mit 110mm Kanonen wurde scharf
geschossen, ja es war für einen 17 jährigen eine flotte Erfahrung, es gab extra Zigaretten und wir konnten Taxefree einkaufen und mit Nato Armeeangehörigen ein Bier trinken. Wie gesagt eine schöne Abwechslung vom
sonstigen beim Großherzoglichenpalast oder sonstwo Wache schieben, Schießübungen im Reckenthal oder Körperertüchtigunsübungen auf dem Botterweck. Den C Führerschein inbegriffen. Das war 1967.
Am 9/10 September dieses Jahres war ich wieder in Ramstein, allerdings diesmal als 69 Jähriger um gegen die sich
noch immer dort befindende Airbase zu demonstrieren. An den Tagen konnte ich 65 vier Motorige Transportflugzeuge starten resp. landen sehen und hören. Ausser der Logistik befindet sich dort auch die für die US Drohneneisätze unabdingbare Relaisstation zur Bekämpfung des Terrorismus in den uns allen bekannten Länder. Mit der Wiedervereinigung Deutschlands und dem 2+4 Vertrag wollte die Nato an der Ostdeutschen
Grenze halt machen. Heute stehen wir mit 22 jungen Menschen im Natoverbund an der russischen Grenze und
üben dort den Krieg resp. die Verteidigung. Wie gesagt auch ich wollte mit Freiwilligen Dienst in den Staatsdienst. 70 Jahre nach dem 2ten Weltkrieg, und wir üben noch immer das Kriegshandwerk. freundlichst