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Luxemburger Studenten wundern sich Zurück aus Risikogebiet – aber kein Corona-Test?

Luxemburger Studenten wundern sich  / Zurück aus Risikogebiet – aber kein Corona-Test?
Die Luxemburgerin Selina Bei „war wochenlang in Mailand mit der Metro und dem Bus unterwegs“

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Kein Test, keine Quarantäne-Empfehlung – das gilt offenbar für Menschen, die aus Corona-Risikogebieten nach Luxemburg zurückkommen und keine Symptome zeigen. In den sozialen Netzen häufen sich die Beschwerden über diese Vorgabe der Regierung. Zwei Luxemburger Studenten, die befürchten, sich mit dem Virus infiziert zu haben, berichten im Tageblatt von ihren Erfahrungen. 

Es ist Samstagabend, Selina Bei sitzt in Mailand mit Freunden zusammen. Gegen 22.00 Uhr klingelt das Telefon, ihr Onkel ist am Apparat. „Er hat mir von einem Dokument eines italienischen Ministeriums erzählt, das über die Presse geleakt wurde. Eine Freundin hatte es mir bereits geschickt, aber ich dachte, sie übertreibt“, sagt die 23-Jährige.

Die Rede ist von den offiziellen Anweisungen, die Stadt um Mitternacht vom Rest der Welt abzukapseln, um die weitere Verbreitung des Coronavirus nach außen zu verhindern. Selina soll direkt am nächsten Morgen den Zweitschlüssel für den Wagen ihres Onkels nehmen und zurück nach Luxemburg fahren. Die Nacht wird die Studentin allerdings nicht mehr in ihrer Erasmus-Stadt verbringen. Denn knapp eine halbe Stunde später piept das Telefon zum zweiten Mal. „Nimm ein Taxi, ihr müsst da sofort raus!“, so die Nachricht auf dem Display.

Von da an geht alles sehr schnell: „Es war ein Rennen gegen die Zeit. In der Stadt Padua hatte das Militär bereits angefangen, alles dichtzumachen, und mir blieben genau 45 Minuten, um meine Sachen zu packen, ein paar Freunde einzusammeln und noch rechtzeitig über die Grenze zu kommen“, so die 23-Jährige.

In Mailand herrscht Chaos, die Autobahn in die Stadt hinein wurde bereits gesperrt, Menschen flüchten zu den Bahnhöfen und Flughäfen, alle wollen nur noch hinaus. Auch Selina und ihre beiden Freude flüchten gen Heimat. Anhalten tut die 23-Jährige nur einmal an einer Raststätte in der Schweiz, ohne Maske und Handschuhe verlässt keiner das Auto. „Ich war wochenlang in Mailand mit der Metro und dem Bus unterwegs und habe keine Möglichkeit, auszuschließen, dass ich nicht auch mit dem Virus infiziert wurde“, so die Studentin. Zu Hause übergibt sie ihre Kameraden an deren Familien und verbunkert sich selbst allein in der Wohnung ihres Vaters. Direkten Kontakt zu anderen Menschen hat die 23-Jährige seither nicht.

Keine Gefahr für andere sein

Noch am Tag ihrer Heimkehr meldet sich Selina bei der speziell für Corona-Fragen eingerichteten Hotline des Gesundheitsministeriums. Leider ohne Resultat. „Auf der Webseite des Ministeriums steht direkt ganz oben die Telefonnummer, darunter Anweisungen zum Schutz von sich und anderen sowie welche darüber, was man tun soll, wenn man aus einem Risikogebiet kommt.“

„Wenn man keine Symptome aufweist, aber möglicherweise mit infizierten Personen in Kontakt war, soll man den Kontakt zu anfälligen Personen meiden, seine reguläre Tätigkeit allerdings fortführen – was ist das für ein Ratschlag?“, meint Selina aufgebracht. Auf die Schilderung ihrer Situation und die Frage nach einem Test wird der jungen Luxemburgerin mitgeteilt: „Ich könne zwar in Quarantäne bleiben, der Test mache aber keinen Sinn und die Kosten würden auch nicht von der Krankenkasse übernommen.“

Eine Antwort, die für jemanden, der direkt aus einem Risikogebiet kommt und dort das Chaos live miterlebt hat, für Unverständnis sorgt: „Wenn man so ignoriert wird, fragt man sich, ob das Ministerium dies tut, um eine Panik zu vermeiden, oder ob es sich des Ernsts der Lage noch nicht bewusst ist. In Luxemburg haben wir gerade noch die Möglichkeit, eine nationale Epidemie zu verhindern. Was kosten da zwei Wochen Krankenschein im Vergleich zu dem, was passiert, wenn jemand wirklich infiziert wird? Denn es sind nicht nur zwei Wochen zu Hause rumsitzen und sich langweilen. Es geht darum, dass man andere in Gefahr bringen könnte – und dabei rede ich nicht nur von gesundheitlichen Folgen, sondern auch denen für die gesamte Wirtschaft.“

Von Fall zu Fall anders

Auch Student Mike* sorgt sich derzeit um sein eigenes Ansteckungspotenzial, denn vor ein paar Tagen erhielt er eine beunruhigende Nachricht: „Ich war mit deutschen Freunden im Skiurlaub und es hat sich nun herausgestellt, dass diese kurz davor bei einem anderen Bekannten zu Hause waren, der anschließend positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Meine Freunde warten derzeit noch auf ihre Ergebnisse, aber die Wahrscheinlichkeit, dass sie infiziert wurden und mich dadurch auch angesteckt haben, ist sehr hoch.“

Beim Anruf der Hotline nimmt man seine Bedenken ernst, Mike wird ans Ministerium weitergeleitet. Hier stoppt allerdings die Präventionsinitiative – der 21-Jährige erhält die gleiche Antwort wie Selina, trotz erster, wenn auch schwacher Symptome. „Klar soll keine Panik entstehen, das ist allerdings nicht meine Aufgabe. Jedes Land muss seinen Bürgern mitteilen, was sie tun sollen, und nicht die Verantwortung auf Einzelpersonen schieben. Ich als junger Mensch bin vielleicht nicht gefährdet, aber in der Zeit, in der das Ministerium nichts unternimmt, könnte ich schon zahlreiche andere angesteckt haben.“

Auf Eigeninitiative fährt Mike am Dienstagmorgen zum Arzt, um sich anschließend mit dem ausgestellten Rezept in einem Labor in Belval testen zu lassen. Nun heißt es abwarten. Die Frage um die Maßnahmen seitens offizieller Seite stellt sich mittlerweile auch zahlreichen Luxemburgern im Netz. Gehäuft tauchen Posts auf, in denen ähnliche Erfahrungen geschildert werden wie die von Selina und Mike.

Bei der Hotline wird dem Tageblatt Folgendes dazu mitgeteilt: „Wenn keine Symptome auftreten, kann das Virus nicht nachgewiesen werden und es besteht keine Notwendigkeit, sich testen zu lassen, da die ‹Inspection sanitaire› dann eh nicht kommen wird.“ Gleichzeitig heißt es hier, dass Personen, die aus Italien hierherkommen, seit der Einstufung des Landes als Risikogebiet zwei Wochen unter Quarantäne verbringen sollen.

Zum Vergleich: Touristen, die aus dem vom Coronavirus betroffenen Hotel auf Teneriffa ihre Rückreise antraten, wurden direkt von den Luxemburger Behörden gebeten, die 14-tägige Inkubationszeit zu Hause zu überbrücken. Bei Selina und Mike war dies nicht der Fall. Auf die Nachfrage beim Gesundheitsministerium bezüglich dieser Unterschiede in der Handhabung hat das Tageblatt bislang noch keine Antwort erhalten. Seitens der Kommunikationsstelle von „Santé“ heißt es diesbezüglich nur, dass sich die Lage von Tag zu Tag ändere und die Maßnahmen diesen Entwicklungen angepasst werden müssten.

*Name von der Redaktion geändert

Romano
12. März 2020 - 13.09

@Jo Nihao "Asou?een den keng Symptomer opweist,brauch keen Test ze man?" D'CFL fiert 2 Mol an der Stonn op Audun-le-Tiche an op Volmerange-les Mines an op Thionville. Mir hu mol net genuch Tester fir den Zuchführer an de Mecanicien ze testen no all 'Rees'. Wat stellt Dir Iech vir? Bleift doheem wann der fäert.

Realist
12. März 2020 - 10.43

Gëscht (11.03.) huet di dänesch Regierung beschloss, alles zouzemaachen: öffentlech Verwaltungen, Schoulen, Uni'en, etc. etc. Lëtzebuerger Studenten déi dohanne studéieren kommen elo nees zereck. Doriwwer gëtt een hei näischt gewuer.

Jo Nihao
12. März 2020 - 10.16

Asou?een den keng Symptomer opweist,brauch keen Test ze man?Fierwat gin et dann am Ausland Dausenden vun getesteten Infizeierter ouni Symptomer?

de pol
11. März 2020 - 19.57

e besselche lichtfankeg vun eisem GesondheetsMinistère.

Sully
11. März 2020 - 16.08

Risikogebitt? Liest emol de Rescht vun der Hapt-Säit, wann der zu Rëmeleng, Diddeleng, Esch oder Rodange 1 Meter iwwer d'Grenz gitt, war der an engem Risikogebitt. (Grand-Est)

Jean-Marc Calderoni
11. März 2020 - 15.51

J-Marc Calderoni Fantastesch ! Feelt nach jhust dass mer elo, wéi Italien, d‘Grenzen dicht maachen, dann huët de Corona-Virus dat erreecht, wourun Generatiounen vu Politiker gescheitert sin : de Mobilitéitsproblem ze léisen !!! Endlech kann een nees no Häerzensloscht iwwer eis Stroossen düsen - ouni Stau a Stress - wéinstens do wou nëtt grad ee Radar steet. Merci Corona. Bon, Däer kritt zwar keen Toilette-Pabeier méi, mä ët gëtt jo awer nach genuch Zeitungen, Zäitschrëften, Formulären an aner Paperassen déi ët wäert sin, sech den Hënner dermat of ze botzen. Wann elo nach de Gratis-Transport op de Mound - oder nach besser op de Mars - géing erweidert gin an d‘Konsorte Bausch, Thurmes, Dieschbourg a Co dee géingen aweien, da wir eist Gléck komplett ...

Biagioni Rita
11. März 2020 - 13.49

Ech fannen datt gans schlemm ons Regierung ass sech nett bewosst watt op ons duer kennt , dat nenntt en Iresponsable?

J.Scholer
11. März 2020 - 10.17

Warum auch? Das Virus unterliegt dem Schengen Abkommen und die Reisefreiheit ohne Kontrollen garantiert. Nun habe ich mich wohl etwas satirisch ausgelassen , doch laut RTL Interview von Herr Asselborn , scheint in Bezug auf Österreich, Einreiseverbot aus Italien, die Reisefreiheit laut Schengen Abkommen wichtiger zusein als das Verbreiten des Viruses. Solche Aussagen machen mich stutzig, ja verursachen Kopfschütteln und ich bezweifele ob Herr Asselborn sich der aktuellen Lage bewusst ist oder die Virologen nur Angstmache verbreiten, ihr Handwerk nicht verstehen.

Taxpayer
11. März 2020 - 7.56

Tja, léif Studenten, déi Dir elo e puer Joer laang am Äusland u Professionalitéit an Organisatioun gewinnt wort: Wëllkomm doheem am Schlumpfeland.