Die Konjunkturerholung im Euro-Raum greift nach Einschätzung von EZB-Direktor Yves Mersch immer mehr um sich.
Mit dem jetzigen Schwung würden die Chancen steigen, dass der Aufschwung stärker ausfalle als erwartet, sagte das Mitglied des sechsköpfigen Führungsteams der Europäischen Zentralbank am Dienstag in Singapur. Die Wirtschaftsleistung in der Euro-Zone hatte zu Jahresbeginn um 0,6 Prozent zugelegt und damit sogar die USA in den Schatten gestellt.
«Geldpolitische Hilfe weiterhin nötig»
«In diesem Umfeld können wir sicherer sein, dass die Inflation zu unserem Ziel zurückkehrt, als wir es noch vor ein paar Jahren waren,» ergänzte der Luxemburger. Die EZB strebt eine Teuerungsrate von knapp unter zwei Prozent als optimales Niveau für die Wirtschaft an.
Im Juni zogen die Verbraucherpreise im Währungsgebiet allerdings nur um 1,3 Prozent an. Der inländische Kostendruck sei nach wie vor nur schwach ausgeprägt. So sei das Lohnwachstum lediglich verhalten. Daher ist Mersch zufolge «ein sehr substanzielles Ausmaß» an geldpolitischer Hilfe weiterhin nötig. Die EZB unterstützt die Wirtschaft mit rekordniedrigen Zinsen und billionenschweren Anleihenkäufen.
Konjunktureller Aufschwung, so gering er auch ausfällt, wäre stets ein Zeichen der Erholung, man bräuchte nur die notwendige Geduld aufzubringen. Man hätte soweit alles im Griff; so die optimistische Beurteilung von unserem dilettantischen Eurosamurai Y. Mersch. In der Tat erhellen solche Aussagen die konjunkturelle Stimmungslage. Die EZB ist eine fremde Macht geworden, nicht demokratisch legitimiert, die sich mit äusserst zweifelhaften Methoden, zum Retter der EU aufspielt, bedauernswertermassen ohne ausserparlamentarische Opposition. Sie hat schon längst den legitimen Rahmen ihrer Kompetenzen überschritten; sie agiert nicht mehr, sie reagiert nur noch. Alle spielen auf Verlängerung, denn Verlängerung ist immerhin besser als ein Neustart. Die angestrebte 3 % Inflation wird mit Sicherheit nicht die Rettung der EU bringen, da müsste wenigsten eine Null angehängt werden. Das Europa der Rettungsschirme, der leeren Kassen, der brüchigen Sozialsysteme, bewegt sich mit Akzeleration in die Pleite. Darauf wird wohl der ehemalige Trotzkist Mersch, wohl oder übel Einfluss haben.