Das Event gehört zum Beginn des Schuljahres in Luxemburg einfach dazu: Mitte September treffen sich angehende Musiker, Rapper, Tänzer und weitere Kreative in den Rotondes, deren Innen- und Außenbereich sich in eine große Bühne verwandeln. Konkurrenzdenken ist hier fehl am Platz: Die Jugendlichen erhalten eine Plattform, um sich künstlerisch auszudrücken, Kontakte zu knüpfen und Spaß vor einem breiten Publikum zu haben.
Für manche sind es die ersten Schritte auf der Bühne, für andere wie die Tanzgruppe Key to Arts oder die erst neunjährige Multiinstrumentalistin Mafalda Yohanna schon eine Art Routine. Aufgeregt waren jedoch alle vor dem Auftritt am vergangenen Samstag.
«Damals, als ich begann, Musik zu machen war, das ‹On Stéitsch› eines der einzigen Events dieser Art in Luxemburg», erzählt Rapper Forsan, der schon fast zum festen Line-up des Festivals gehört. «Hier wird mit professionellem Material gearbeitet und auch die Organisatoren sind sehr professionell. Ich habe auch selber schon hinter den Kulissen mit angepackt. Mittlerweile ist das ‹On Stéitsch› für mich wie ein Zuhause geworden. Ich fühle mich hier einfach wohl und finde es immer interessant, zu sehen, wie neue Musikstile aufkommen, und die Entwicklung der Künstler mitzuerleben – auch, wie ich mich selber weitereinwickele. Das ‹On Stéitsch› ist wirklich ein cooles Event und eine coole Erfahrung.»
Ein Melting Pot von unterschiedlichen Stilen und Gattungen
Traditionell gehört die Bühne im Inneren der Rotondes den Musikgruppen wie der Rockband Cold Midnight Sun, die am Samstagabend mit viel Applaus belohnt wurde, während Rapper wie Big L on the Road auf der Open-Air-Bühne das Publikum mitrissen oder die Mädchen von Glow (siehe Foto) in Harley-Quinn-Outfits tanzten.
Die Gruppe Art in Motion war mit acht Mitgliedern und ihrem Tanzlehrer vertreten. In einem post-apokalyptischen Ambiente und mit Mundschutzmaske und Baggypants mit Militärmuster tanzten sich die jungen Künstler die Seele aus dem Leib. Eine Kriegserklärung an alles, was in dieser Gesellschaft schiefläuft.
Das Festival ist gleichzeitig auch eine Art Treffen der Jugendvereinigungen, die mit zum Teil sehr kreativen Ständen zum Mitmachen einluden. «Unsere Asbl hat sich zum Ziel gesetzt, junge Menschen, die gerne tanzen, zusammenzubringen», erklärte Andreia Perreira von der «Streetleaders Asbl». Die Vereinigung, deren Schwerpunkt im Hip-Hop-Bereich liegt, organisiert regelmäßig Workshops und Dance Battles in Luxemburg. Unter dem Motto «Love is the Message» konnten Festivalteilnehmer ihre eigenen T-Shirts vor Ort drucken lassen.
Brainstorming zum Thema Familie
Anderorts erfuhren die Jugendlichen, an wen sie sich in bestimmten Situationen wenden können. Stellen Sie sich beispielsweise vor, Sie haben kein Dach mehr über dem Kopf. Für junge Menschen ohne Job und Zukunftsperspektive eine noch unerträglichere Situation. Das «Péitrusshaus», das mit einem Stand vertreten war, richtet sich gezielt an Jugendliche mit familiären Problemen. Neben der psychosozialen Betreuung bietet die Einrichtung den Betroffenen in akuten Situationen auch Schlafplätze an.
Für das Festival haben sich die Verantwortlichen des «Péitrusshaus» etwas Besonderes einfallen gelassen. Auf große Leinwände schrieben oder malten die Besucher, was ihnen zum Wort «Familie» einfiel. Heraus kamen bunt verzierte Wörter wie «Love» und «Respect», aber auch Namen von Nahestehenden und kleine Zeichnungen.
Denn das «On Stéitsch» ist schon ein bisschen wie eine kreative Familie, in der die Jugend das Sagen hat.
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