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EditorialWohnungskrise: Alle sind schuld – doch die Regierung muss es richten

Editorial / Wohnungskrise: Alle sind schuld – doch die Regierung muss es richten
Die Regierung sitzt bei der Wohnungskrise am langen Hebel – sie muss ihn nur richtig ansetzen Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Wohnungskrise im Jahr 2023: Niemand kann sich eine Wohnung leisten, niemand wird seine Wohnung los und Bauunternehmen melden Konkurs an. Das ist die Situation, in der wir uns momentan befinden. Vor zwei Jahren waren wir in einer Wohnungskrise – inzwischen scheint der Begriff Wohnungskatastrophe immer besser zu passen. Alle Akteure schieben sich gegenseitig die Schuld zu, doch letztendlich ist es die Regierung, die in der Verantwortung steht.

Dem scheint Premierminister Xavier Bettel (DP) zuzustimmen – jedenfalls zum Teil: RTL schreibt am Sonntag, dass Bettel den Wohnungsbau als den „größten politischen Fehlschlag der vergangenen Legislaturperiode“ nennt. Doch: „Ich nehme das auf mich, weil ich derjenige bin, der in der Vitrine steht. Aber es ist die Regierung, es sind die Parteien, es ist der Privatsektor. Und es sind die Gemeinden. Und da muss man wirklich einmal Tabula rasa machen.“ Also ist es doch nicht nur die Regierung.

Das stimmt natürlich. Die „Promoteure“ bauen nicht genug. Sie haben sich während der vergangenen Jahrzehnte eine goldene Nase verdient und jede Gelegenheit genutzt. Laut Luxemburger Wettbewerbsbehörde ist zwischen 2010 und 2020 der Bruttobetriebsüberschuss in der Bauträgerbranche um fast das Achtfache gestiegen – und das, ohne dass mehr Wohnungen gebaut wurden. Es wäre natürlich schön, wenn den Bauträgern das Allgemeinwohl wichtiger wäre als das des eigenen Bankkontos, aber das ist nun einmal nicht der Fall. Deswegen ist das konsequente Eingreifen der Regierung umso wichtiger. Der Staat und die Gemeinden haben die Fähigkeit, anhand von Gesetzen und Maßnahmen den Privatsektor zu beeinflussen – wenn die zur Verfügung stehenden Utensilien erstens weit genug gehen und zweitens konsequent genutzt werden.

Außerdem müssen sowohl Staat als auch Kommunen mehr bezahlbaren Wohnraum schaffen. Etwa 19 Prozent der Bauflächen, die bereits im PAG stehen, befinden sich laut „Observatoire de l’habitat“ in öffentlicher Hand. Das klingt nach nicht viel, doch in der Studie „Raum+“ von Liser und ProRaum steht, dass die gesamte Wohnraumkapazität der bestehenden Bauflächen zwischen 142.500 und 161.500 Einheiten beträgt. Das entspricht bei einer durchschnittlichen Haushaltsgröße von 2,3 Personen einem Wohnbestand für bis zu 371.500 Menschen. 19 Prozent davon sind immerhin 70.585 Bürger. Und: Luxemburg-Stadt ist der zweitgrößte Baulandbesitzer. Die Gemeinden könnten den Wohnungsbau also kräftig ankurbeln. Die gute Nachricht ist, dass fast alle Parteien das in ihr Programm für die Gemeindewahlen geschrieben haben. Bleibt abzuwarten, wie viel davon wirklich umgesetzt wird.

Denn die Situation hat sich seit zehn Jahren nur verschlechtert. Sogar falls der aktuelle Wohnungsbauminister Henri Kox („déi gréng“) wirklich „mehr erreicht hat als alle seine Vorgänger zusammen“, wie die grüne Spitzenkandidatin Sam Tanson behauptet hat: Es reicht nicht. Die Zeit für kleine Spielereien ist vorbei. Klotzen statt Kleckern ist angesagt – denn ohne eine klotzende Regierung kommen wir nicht aus dieser Krise.

Arend
25. Juli 2023 - 16.46

An Deitschland steht am Artikel 14 vum Grondgesetz "Eigentum ist eine Verpflichtung".
Zu Letzbuerg ass den contraire den Fall, d.h. als propriétaire vun Terrain oder Immo hues du nemmen Rechter an ausser eng infime kleng taxe foncère keng Verpflichtungen.
Fiewaat hun mier souvill "Land banking" zu Letzebuerg vun haptsâchlech privat propriétairen, well den propriétaire keen finanziellen oder legalen incentive huet ze verfaafen oder sein terrain ze exploiteiren, vu dass et baal keng Besteireung um Terrain get.
Fierwaat hun mier dei deiwsten taxe foncière an ganz Europa, ass daat villeicht well 95% vum Elektorat och propriétaire vun terrain sin?

Nomi
25. Juli 2023 - 13.39

@ Grober :
Mir hun Kalkulatio'unen gemeet fir Obtraeg ze krei'en.
Wann den Obtraag ausgefei'ert war huet eisen Chef drop bestaan eng NoKalkulatio'un ze machen. (entsprecht also den reellen Kaeschten).
Doraus konnt een rausliesen wo'u mer vill verdengt hun, an wo'u mer net eso'u gut oofgeschniden hun.

Jo mir mussen eis mei' no un di réell Kaeschten beweegen an iwerdriwen Benefisser vermeiden zum Viirdeel vun der gesammter Wirtschaft !

Grober J-P.
25. Juli 2023 - 10.39

"Klotzen statt Kleckern ist angesagt" So wie bei den Banken vor 15 Jahren?
1. Spekulationsobjekte Baugrundstücke? Welcher Normalo zahlt 100000 € für 1 Ar? Nicht mal 54000 € als Vorzugspreis von einer Gemeinde ausgerufen.
2. Gewinnmargen. 1 Palette (1000 ) Porotonziegel bekommt man bereits für 5000 € .... man sollte weiterrechnen.

Nomi
25. Juli 2023 - 9.43

Mir brauchen keng Verboter oder Obligatio'unnen vum Staat, mee kloor Regelen fir dass den frei'en Markt funktionei'ert !

Firwaat brauchen mer so'u vill Promoteuren ? Firwaat net den Terrain avantageus vun der Gemeng un Bauheren verkaafen, an den Bauherr organisei'ert selwer sein Archtekt, Entreprenneur etc !
Et muss jo och net emmer clef en main sinn wann et soll mei' belleg ginn !

Haat 1970 een Terrain vun der Gemeng gesteet, an 2 Wochen haat ech meng Baugenehmegung, an 1 Mount drop hun ech d'Schepp an den Grapp geholl ! Daat dauert haut iwert 1 Johr !

den tutebatty
25. Juli 2023 - 8.13

So seht die Realität aus! Bessere Zeiten wird es wohl kaum geben.