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„Wir sind alle normale Menschen“ – Schützen kritisieren Verschärfung des Waffengesetzes

„Wir sind alle normale Menschen“ – Schützen kritisieren Verschärfung des Waffengesetzes

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Der auf der EU-Richtlinie 2017/853  basierende Gesetzentwurf von Justizminister Felix Braz (dei gréng) stieß auf heftige Kritik im Staatsrat, der eine massive Verletzung der Persönlichkeits- und Eigentumsrechte feststellte. Das Tageblatt unterhielt sich mit dem Präsidenten des Hesperinger Sportschützenvereins, Jos di Lazzaro, über den Gesetzentwurf 7425, die soziale Rolle des Vereins STH („Société de tir aux armes sportives Hesperange asbl“) und über die Leidenschaft für historische Waffen. Der aus Italien stammende pensionierte Fliesenleger ist seit fast 30 Jahren Präsident des Vereins.

Von Raphael Lemaire

Tageblatt: Was kritisieren Sie an dem neuen Gesetzentwurf?

Jos di Lazzaro: Wir als Verein kritisieren den geplanten Versuch von Minister Braz, unsere Waffen zu konfiszieren. Jahrelang war unser Umgang mit Schusswaffen regelkonform und offiziell abgesegnet von Justizministerium und Polizei. Jetzt soll das alles plötzlich nicht mehr gelten. Dabei hat auch der Staatsrat auf die verschiedenen Schwachstellen im Gesetzestext hingewiesen.

Wo liegen denn konkret die Probleme?

Besonders problematisch ist in unseren Augen die Demilitarisierung der Schusswaffen der Kategorie A – also die vollautomatischen Schusswaffen. Dann sind diese Wertobjekte praktisch nur noch Schrott. Wir haben nichts dagegen, wenn vollautomatische Schusswaffen zu halbautomatischen Schusswaffen der Kategorie B umgebaut werden. Viele Sportschützen schießen mit solchen Waffen bei Wettbewerben. Eine komplette Demilitarisierung hat jedoch einen großen finanziellen Wertverlust zufolge. Dabei müssen laut dem widersprüchlichen Textentwurf auch die halbautomatischen Schusswaffen der Klasse B, die vor dem Umbau als vollautomatische Schusswaffen unter die Klasse A fielen, demilitarisiert, also schussunfähig gemacht werden. Obwohl diese Schusswaffen nicht mehr vollautomatische Kategorie-A-Waffen sind. Dieses Paradox macht uns wütend.

Gibt es noch einen weiteren Aspekt, der problematisch ist?

Unser Verein zählt ungefähr 1.300 Mitglieder, darunter sind etwa 800 Sammler von historischen Schusswaffen. Der Gesetzestext schreibt vor, dass die historischen Schusswaffen der Kategorie A ebenfalls schussunfähig gemacht werden müssen. Die Kosten, die daraufhin entstehen, werden  nicht vom Staat übernommen.  Das müssen die betroffenen Besitzer aus eigener Tasche zahlen. In Großbritannien und in Australien hat der Staat per Gesetz private Waffen verschrotten lassen, dort zahlte er den Besitzern einen Schadenersatz. Außerdem soll der Waffenschmied danach noch von der Polizei kontrolliert werden. Ich frage mich: Wie viele Polizisten besitzen ein Waffenschmied-Diplom? Dass die Bürger dann noch von Zollbeamten kontrolliert werden dürfen, halte ich – und der Staatsrat ist derselben Meinung– für eine Verletzung des Rechtsstaates. Das nimmt schon fast diktatorische Züge an.

In unserem Verein gab es noch nie Schusswaffenunfälle, Raufereien oder Delikte.

Jos di Lazzaro

Gibt es Bestandteile in dem Gesetzesprojekt, die Sie für gut befinden?

Wir begrüßen auf jeden Fall die Einschränkung von Alkoholkonsum beim Gebrauch von Schusswaffen. Da passen wir hier im Verein stark auf. Allerdings hätten wir uns gewünscht, dass der Gesetzgeber diesen Weg weitergegangen wäre und dann, neben dem Alkohol, auch den Konsum anderer Drogen wie z.B. Cannabis verbieten würde.

Der luxemburgische Gesetzesentwurf ist deutlich restriktiver als die EU-Richtlinie. Wie stehen Sie zur Direktive?

Natürlich muss dem Sicherheitsaspekt beim Thema Schusswaffen Rechnung getragen werden, das sehe ich auch so. Was mich an der EU-Direktive stört, ist die Kriminalisierung von Stichwaffen. Köche z.B. müssen in Restaurants auch mit langen und spitzen Messern arbeiten. Wie sollen die denn in Zukunft die Lebensmittel schneiden? Das ist doch Blödsinn. Das Problem in Europa sind sowieso die illegalen Waffen, damit werden auch die meisten Verbrechen oder Attentate im Schusswaffenbereich verübt. Die Statistiken zeigen, dass z.B. in Deutschland die Schusswaffenkriminalität mit legalen Schusswaffen sehr niedrig ist. Auch bei der Verteilung von Tatmitteln bei Mord und Totschlag nehmen Schusswaffen nur einen geringen Prozentsatz ein. Der 11. September 2001 in den USA und das Attentat in Nizza zeigen, dass auch Flugzeuge und Lastwagen Terrormittel sind, dazu braucht man nicht zwingend Schusswaffen.

Wie geht der Verein mit dem Thema Sicherheit um?

Sicherheit wird bei uns großgeschrieben. In unserem Verein gab es noch nie Schusswaffenunfälle, Raufereien oder Delikte. Unsere Mitglieder dürfen sowieso nie alleine schießen, nur in Anwesenheit des obligatorischen „Commissaire de tir“. Vorher müssen sie auch ihren Namen und die Uhrzeiten in eine Liste eintragen. Und bei der elektronischen Anzeige „Feierstopp“ müssen alle Schützen die Waffen niederlegen. Die Atmosphäre hier ist sehr gut. Hier laufen keine Rambos oder Cowboys rum, die wild durch die Gegend schießen. Die Einschusslöcher am Stand sind minimal. Wir sind alle ganz normale Menschen. Unser Verein spielt eine wichtige soziale Rolle in diesem Kontext, wer weiß – vielleicht würden Sportschützen, ohne die Vereinsstruktur, einfach im Wald irgendwo herumschießen …

Wie sieht das Vereinsleben konkret aus?

Wir sind ein vielfältiger Verein mit 32 Nationalitäten, darunter sind sehr viele Frauen und junge Menschen. Unsere Mitglieder kommen aus allen gesellschaftlichen Schichten, von Arbeitern über Beamte bis zu Anwälten und Staatssekretären. Wir haben in den vergangenen Jahrzehnten viel und hart gearbeitet. Die Fliesen im Vereinsheim z.B. habe ich alle selbst gelegt. Im Rahmen unserer Programme dürfen auch Kinder mit Luftgewehren schießen, natürlich unter Aufsicht. Wir legen Wert darauf, Kindern einen verantwortungsbewussten Umgang beizubringen, und stellen dazu auch die nötige Ausrüstung zur Verfügung. Jedes neue Mitglied bei uns muss auch zuerst eine vereinsinterne  „Ecole de tir“ absolvieren, unter Aufsicht älterer Vereinsmitglieder. Illegale Waffen bei unseren Mitgliedern lehnen wir strikt ab.

Foto: Editpress/Claude Lenert

Die Schießstände in Hesperingen sind modern eingerichtet. Die Auswertung der Schüsse erfolgt seit vier Jahren digital.
Leila
28. Juli 2019 - 19.20

Klar, Steinzeitmenschen konnten von Beeren und Pilzen nicht überleben, aber heute können wir aus dem Vollen an Gemüse-und Obstsorten schöpfen, sodass man seinen (ungesunden) Fleischkonsum getrost einschränken oder ganz und gar sein lassen kann. Wer würde heute länger leben: jemand, der ausschließlich Fleisch isst oder jemand, der sich ausschließlich von Obst, Getreide, Gemüse ernährt?

Leila
28. Juli 2019 - 18.27

Ach ja…?

Justin Time
28. Juli 2019 - 15.01

Die beschriebene Wut der Schützen ist mit Sicherheit für die meisten Mitbürger nachvollziehbar. Die betroffenen Schützen sollen jedoch auch einsehen, dass funktionierende Schusswaffen in den Händen von wütenden Menschen manchmal Verhehrendes anstellen können. Eine Entschädigung für die unschädlich gemachten Sammlerstücke fände ich eigentlich selbstverständlich, und diese sollte auch von den Schützen eingeklagt werden, soweit deren Erwerb nachvollziehbar dokumentiert ist.

H.Horst
26. Juli 2019 - 16.56

Normale "Urmenschen" haetten ohne Jagd nicht ueberlebt. Der Mensch ist evolutionsbiologisch nun mal ein Allesfresser.....d.h. er toetet Lebewesen um sich davon zu ernaehren.

Realist
26. Juli 2019 - 14.28

… sagte der Tierrechtler und trat auf eine Ameise.

Cornichon
26. Juli 2019 - 14.19

Pflanzen sind auch Lebewesen.

Jang
26. Juli 2019 - 13.11

Der Jäger, der den Australian Shepherd erschossen hat, sagte genau dies vor dem Diekircher Gericht. Hat Jagdschein noch.

Jagdgegner
26. Juli 2019 - 11.03

"normale menschen" töten keine lebewesen!

J.C.KEMP
26. Juli 2019 - 9.27

EIn Jäger, der mit dieser Aussage vor Gericht auftritt, ist seinen Schein los. Gibt es also nicht.

Jemp
25. Juli 2019 - 22.45

Es gibt mehere Arten von Schützen. Weil einzelne Kategorien (Jäger z.B.) negatif auffallen, müssen alle Konsequenzen ziehen! Jägeraussagen vor Gericht wie "Ich habe nicht gesehen auf was ich geschossen habe.", Zeugen von Verantwortungslosigkeit und Inkompetenz.