„Op der Rhum“„Wir leben nicht in einem Gefängnis“: Drei Senioren über die Corona-Zeit im Heim

„Op der Rhum“ / „Wir leben nicht in einem Gefängnis“: Drei Senioren über die Corona-Zeit im Heim

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Es wurde schon reichlich über Seniorenheime in Corona-Zeiten geredet und geschrieben, oft Negatives. Drei Bewohner der „Rhum“ erklären, warum sie sich in ihrem Heim wohlfühlen.

Das Seniorenheim „Op der Rhum“
Das Seniorenheim „Op der Rhum“ Editpress / Alain Rischard
Fernand Kieffer
Fernand Kieffer Foto: Editpress/Alain Rischard

Der mit Bäumen ausgestattete Innenhof des Seniorenheims „Op der Rhum“ strahlt Ruhe aus und lädt förmlich zum Flanieren ein. Wäre da nicht das leidige Aprilwetter.

„Wie in einem Gefängnis leben wir hier nicht“, sagt Fernand Kieffer, Präsident des Heimrats (eine Art Bindeglied zwischen den Bewohnern und der Direktion) des „Centre du Rham“. Seit fünf eineinhalb Jahren lebt er auf der Rhum. „Es nervt mich, solche Aussagen über Seniorenheime in der Presse zu lesen. Was das ‚Centre du Rham’ betrifft, ist das auf jeden Fall falsch.“ Es habe nur einige Tage einen harten Lockdown gegeben und das hätten auch alle akzeptiert. „Man stirbt nicht, wenn man eine Woche auf seinem Zimmer bleiben muss, aber an Covid kann man schon sterben.“ 

Was aber nicht bedeutet, dass es keine Einschränkungen für die 186 Bewohner gegeben hat und bis heute auch nicht gibt. Am meisten bedauert Adrienne Schmit-Roller, die schon seit sechs Jahren dort lebt, dass bis heute nicht mehr alle zusammen im Gemeinschaftsraum essen dürfen. Die Mahlzeiten werden in kleineren Gruppen zu sich genommen. „Das tut der Gemeinschaft nicht gut“, bedauert sie.

Alle gemeinsamen Aktivitäten wurden entweder ganz abgesagt, zum Beispiel Ausflüge oder die Proben des Gospel-Chors. „Die erste Aktivität, die annulliert wurde, war ein Besuch des Centre Pompidou in Metz“, erzählt Fernand Kieffer. „Dieses Jahr wurde noch nichts abgesagt, da ja noch gar nichts organisiert wurde.“ 

Wie Bernard Braun, der Direktionsbeauftragte des Heims, erklärt, habe die Pandemie anfangs schon Stress für die Verwaltung bedeutet. „Wir mussten uns regelrecht neu erfinden“, sagt er. „Das Gemeinschaftliche leidet unter den Einschränkungen, was leider im Gegensatz zur Servior-Philosophie steht. Aktivitäten finden nur noch in kleinen Gruppen statt.“

Adrienne Schmit
Adrienne Schmit Foto: Editpress/Alain Rischard

Fast alle geimpft

Im März konnten die Einschränkungen für die Bewohner etwas gelockert werden: Seit dem 3. März haben alle Impfwilligen ihre zweite Dosis erhalten. Der Impfwille der Senioren auf der Rhum war hoch. Von den 186 Bewohnern ließen sich 176 impfen, drei ist es aus medizinischen Gründen nicht gestattet worden. Nur sieben hätten die Impfung abgelehnt. Es habe vorher sieben positive Corona-Fälle gegeben, sagt Braun, einige dieser Personen hätten Symptome gezeigt, drei seien gestorben.

Für Adrienne Schmit und Fernand Kieffer war von Anfang an klar, dass sie sich impfen lassen würden. Nebenwirkungen habe keiner von ihnen gespürt. Anders lief es bei Henriette Krieps, genannt „Heng“. Sie lebt seit vier Jahren zusammen mit ihrem Mann, dem Autor und früheren Journalisten Roger Krieps, auf der Rhum. Sie habe anfangs nicht vorgehabt, sich impfen zu lassen, sagt sie, doch nach Gesprächen mit anderen Familienmitgliedern habe sie sich anders entschieden. „Ich wollte dann auch nicht zu einer Zweiklassengesellschaft beitragen“, sagt sie. Die Maske trage sie aber trotzdem noch, wie die meisten Bewohner.

„Es geht ja jetzt darum, die anderen zu schützen“, sagt Braun. Die Maskenpflicht habe sich für Geimpfte etwas gelockert, doch Angestellte müssen nach wie vor überall einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Seit einer Woche stehen den Bewohnern und vor allem ihren Besuchern Schnelltests zu Verfügung. Dennoch gelten die Sicherheitsmaßnahmen nach wie vor.

Henriette „Heng“ Krieps
Henriette „Heng“ Krieps Foto: Editpress/Alain Rischard

Trotz aller Einschränkungen hatten die drei nie das Gefühlt, eingesperrt zu sein. Alle Bewohner konnten sich zum Beispiel draußen aufhalten. Braun weist auf die besondere Lage der „Rhum“ hin. Die verschiedenen Wohngebäude umgeben den Innenhof, wo die Bewohner gerne spazieren gehen. Nur Tische zum Verweilen seien noch keine aufgestellt worden. Man wolle nicht die Touristen, die das Plateau besichtigen, ermutigen, sich mit den Bewohnern zu vermischen. Die hausinternen Servior-Regeln seien zwar überall die gleichen, doch die Bedingungen würden sich von Haus zu Haus stark unterschieden. Auf dem Rham-Plateau habe man eben glücklicherweise viel Platz. „Als Direktor muss man versuchen, das richtige Gleichgewicht zu finden: Ist man zu streng, wird gesagt, es sei ein Gefängnis. Ist man zu lax und es geschieht etwas, heißt es: ‚Konntest du denn nicht aufpassen?’“ Er könne sich vorstellen, dass es vor allem Angehörige von Senioren gewesen seien, die sich über eingeschränkte Besuchsmöglichkeiten aufgeregt hätten und deshalb von „Gefängnis“ redeten.

„Manche waren vielleicht froh, nicht mehr jeden Sonntag zu Oma fahren zu müssen“, sagt Henriette schmunzelnd. Die Stimmung in unserer Gesprächsgruppe ist gut, bedrückt sieht anders aus.

Gefühl der Sicherheit

Wegen Covid mache man sich nicht zu viele Sorgen. Unsicher würden sie sich auf der Rhum definitiv nicht fühlen, betonen alle drei. Ganz im Gegenteil. „Wir fühlen uns hier sogar sicherer, als es vielleicht außerhalb der Fall wäre“, sagt Henriette. „Und auch wenn etwas passieren sollte, hier ist ja immer jemand zur Stelle, der im Notfall helfen kann“, pflichtet ihr Fernand bei. Man rede natürlich ab und zu über die Pandemie, aber es nun nicht so, dass dieses Thema alles andere verdrängt habe.

Etwas Geschichte

„Wann s de dech net schécks, kënns d’op d’Rhum“, pflegte man in früheren Zeiten Kindern zu sagen. Vielen Generationen war die „Rhum“ vor allem als Waisenhaus bekannt.
Die ersten Gebäude – Kasernen – wurden im 17. Jahrhundert gebaut. 1880 eröffneten Hospitalschwestern der heiligen Elisabeth dort ein Internat für taubstumme Kinder. Ab Ende des 19. Jahrhunderts lebten dort nebst Waisen auch Arme und Kranke. Fast hundert.
Seit 1981 ist das „Centre du Rham“ ausschließlich ein Seniorenheim. Bis 1999 stand es unter staatlicher Leitung, dann wurde es Teil der Servior-Gruppe. 2007 wurde der Komplex renoviert und modernisiert und hat heute 155 Unterkünfte: Einzelzimmer, Studios und Appartements.
(Quelle: Ons Stad, Nr. 119, Mai 2019)

Auch wenn sich dort alle wohlbehütet fühlen, vermissen sie doch die gemeinsamen Aktivitäten, darunter die Proben des Gospel-Chors, der vor der Pandemie bereits mehrmals in der Öffentlichkeit aufgetreten ist. Nun finden die Proben in kleinen Gruppen von maximal sechs Personen statt.

Ein Nachteil der kleineren Gruppen bei den Aktivitäten sei, dass das Kennenlernen mit neuen Bewohnern schwieriger geworden ist. „Vor kurzem starb ein älterer Mitbewohner und ich wusste nicht einmal, wer der Herr war“, bedauert Adrienne Schmit.

Dass sich die Situation bald ändern werde, glaubt Henriette Krieps ihrerseits nicht. „Meiner Ansicht nach glauben auch die meisten Leute hier nicht, dass mit den Impfungen alles vorüber sein wird.“

Linda
10. April 2021 - 14.06

Ech kann soen datt et op da Rhum schéin ass. Personal ass wierklech matt Härz bei den Bewunner. Main Papp haat leider nemen 1 Mount konnten vun desem schéinen Heim profitéieren. En ass do am März gestuerwen. Personal war emer bei him ,an och Famill gouf esou härzlech matt begleed um läschten Wee vun mengem Papp. Ech soen heimatt nach mol dem ganzen Personal vun da Rhum villmols merci vir alles ! Et war nemen vir 1 Mount an et huet een sech wéi an enger Famill gefillt. Main Papp war gleklech ! Merci. Bleiwt gesond!