Nach mehr als zwei Wochen Dauerregen sollten sich Luxemburgs Wasservorräte doch wieder erholt haben, oder nicht? Ganz so einfach funktioniert es leider nicht, wie Jean-Paul Lickes, Direktor des Wasserwirtschaftsamtes, im Radio-100,7-Interview erklärt. Luxemburgs Trinkwasser stamme zu 50 Prozent aus behandelten Oberflächengewässern und zu 50 Prozent aus dem Stausee. Der Stausee habe sich in den Regenwochen tatsächlich wieder gut gefüllt. Beim Grundwasser sehe es jedoch etwas anders aus. Der Regen werde zu dieser Jahreszeit praktisch ganz von der Vegetation und den oberen Bodenschichten aufgenommen. Die Grundwasserspeicher würden sich hingegen kaum füllen. Die Regenperiode habe den Boden jedoch durchnässt, wodurch das Regenwasser im Herbst und Winter schneller einsickern kann.
Aufgrund des Klimawandels würden die Vegetationsperioden im Frühjahr einerseits früher beginnen und andererseits auch länger bis in den November hinein andauern. Demnach werde das Zeitfenster, in dem sich die Grundwasserspeicher füllen könnten, immer kürzer. Andererseits falle durch den Klimawandel in den Wintermonaten auch mehr Regen. Was letztlich überwiegt, lasse sich nur schwer sagen.
Leichte Tendenz nach unten
Luxemburgs Grundwasservorräte seien „im Moment stabil, mit einer leichten Tendenz nach unten in den letzten Jahren“, sagt Lickes. Sollte es im kommenden Winter auch wieder angemessene Regenperioden geben, dann werde 2023 zu einem guten Jahr für das Grundwasser, meint der Direktor des Wasserwirtschaftsamtes weiter.
Natürlich spiele auch der Faktor Mensch eine wesentliche Rolle. Nicht nur ein verantwortungsbewusster Umgang mit der wertvollen Ressource, sondern auch das Ausmaß der Bodenversiegelung seien bestimmend – also die noch verfügbare Fläche, über die Wasser ins Grundwasser einsickern kann. Aus diesem Grund versuche das Wasserwirtschaftsamt, bei Genehmigungen für Neubauten die Bodenversiegelung auf ein Minimum zu reduzieren. Nicht nur die Qualität, sondern auch die Quantität des Grundwassers zähle. Denn auch die Qualität des Oberflächengewässers (Flüsse, Bäche, Seen und so weiter) hänge mit dem Grundwasser zusammen. So gebe es kein gutes Oberflächengewässer, ohne dass Grundwasser dieses speist.
Klimawandelszenarien zufolge werden die kommenden Sommer wärmer und trockener, die Winter nasser und ebenfalls wärmer. Auch wenn sich die Regenmengen, die über die Jahre verteilt herunterkommen, möglicherweise nicht erheblich verändern, so könnte aber die Typologie des Regens ändern. Anstelle der längeren Regenperioden könnten Platz- beziehungsweise Starkregen treten. Luxemburg müsse sich daher an die neuen Gegebenheiten anpassen. Um dem Klimawandel zu trotzen, müssten unter anderem die heimischen Bäche durch Renaturierung widerstandsfähiger gemacht werden, meint Lickes.
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