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EditorialWieso wir nicht schweigen werden

Editorial / Wieso wir nicht schweigen werden
Eine Szene bei der Demonstration am vergangenen Samstag in Luxemburg-Stadt Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Ja, wir werden weiter kritisch berichten. Das ist schließlich unsere Aufgabe. Denn wir können und dürfen es nicht zulassen, dass Unwahrheiten, Falschmeldungen, falsche Fakten, Verschwörungstheorien und rechtsextremes Gedankengut blind in der Öffentlichkeit verbreitet werden. Die Aufgabe einer Qualitätszeitung ist es, aufzuklären. Und dazu gehört auch das Fact-Checking von unsinnigen und gefährlichen Behauptungen aus der Schwurbelszene.

Durch juristische Klagen haben einige Personen aus dieser Szene versucht, die Journalisten des Tageblatt zum Schweigen zu bringen. Es ist ein Hilfeschrei jener, denen die Argumente ausgehen. Und es zeigt, dass das Tageblatt den richtigen Weg eingeschlagen hat. Die Zeitung wird durch ihre Berichterstattung und ihre Auseinandersetzung mit dieser Szene zunehmend unbequemer für manche radikalisierte Schwurbler. Wir stellen euch weder an den Pranger noch geben wir euch eine Plattform, sondern klären unsere Leser darüber auf, wer ihr seid, wie ihr vorgeht und was euer Ziel ist. Das nennt man öffentliche Aufklärung.

Und nein, wir sind nicht das Sprachorgan der Regierung. Im Gegenteil. Und wir stecken auch nicht mit der Regierung unter einer Decke. Und auch nicht mit Bill Gates oder irgendwelchen Pharma-Giganten, wie manche von euch glauben. Die stets kritische Berichterstattung des Tageblatt – das können unsere regelmäßigen Leser bestätigen – lässt niemanden aus, egal um welche politische Couleur oder welches gesellschaftliche Phänomen es sich handelt.

Ja, es gibt Covid-19. Und man kann sich trotz Impfung anstecken. Und man kann auch krank davon werden. Der Autor dieser Zeilen kann es bestätigen. Es hilft uns also nicht weiter, Corona einfach zu leugnen. Die Impfung schützt zu einem gewissen Maße vor einer Ansteckung. Kommt es zu Impfdurchbrüchen, dann schützt die Impfung zu einem sehr hohen Grad vor einer wirklich schwerwiegenden Erkrankung. Und dies wiederum entlastet die Krankenhäuser und schützt die Gesellschaft.

Für einige radikalisierte Extremisten sind die strengen Corona-Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie sowie die Impfskepsis normaler Bürger ein gefundenes Fressen, um Krawall zu schlagen. Sie versuchen, Öl ins Feuer zu gießen und so viele Mitläufer wie möglich einzufangen, um am Fundament unserer Demokratie oder am Sockel der „Gëlle Fra“ zu rütteln. Corona rückt in den Hintergrund. In den Vordergrund stellen sich stattdessen Hassparolen, juristische Klagen gegen Medien, Nazivergleiche und wirre Schwurbeleien.

Die Lage ist ernst. Die Krankenhäuser gehen in die dritte Phase, was bedeutet, dass nicht unbedingt notwendige Eingriffe verschoben werden müssen. Eine neue, hochansteckende Virusvariante namens Omikron ist bereits auf der Lauer und droht, das ohnehin schon sehr ansteckende Delta zu verdrängen, auch in Luxemburg. In den Schulen gilt immer noch die gelockerte Maskenpflicht und die Inzidenz bei den 0- bis 14-Jährigen ist zum wiederholten Male die höchste in der Bevölkerung. Die Pandemie ist in vollem Gange und ein Ende scheint nicht in Sicht. Irgendwann könnte Covid-19 endemisch werden.

Das, was dann übrig bleibt, ist jedenfalls eine gespaltene Gesellschaft, in der sich mehr Menschen radikalisiert haben. Dieses Phänomen gilt es nun, wo die Zeichen darauf hindeuten, anzugehen. Nicht mit Gewalt, sondern mit Aufklärung. Wir werden nicht schweigen.