Die Idee ist simpel: traditionellen Stammlokalen in Luxemburg mithilfe diverser Veranstaltungen wieder Leben einhauchen. Der Gedanke kam Ralph Pletsch bereits vor längerer Zeit. Seit acht Monaten ist der 52-Jährige nun in Rente und hat endlich Zeit, diese Herzensangelegenheit anzugehen.
„Ech hu léiwer Sëlwer an Eisen ewéi Platinn a Gold – an eng kontrolléiert Ootmung hunn ech héchstens am Dag. Wie sinn ech?“ Dieses Rätsel brachte die Köpfe am Dienstagabend im „Café beim Karin“ erst recht zum Qualmen.
Für eine Teilnehmergebühr von fünf Euro erhielt man beim Christmas Special des Quizabends neben qualmenden Köpfen auch gute Stimmung. Das Team der „Krunnemécken“, wie sie sich nennen, ist jedenfalls restlos begeistert. Pol, Serge, Pit, Edith, Joël und Roby sind Stammgäste „beim Karin“ in der rue de Cessange. Der Quizabend ist für sie eine willkommene Abwechslung. „Das war eine super Idee, die Ralph da hatte“, sind sie sich einig. „Heute treten sieben Teams an, wir werden also mindestens die Siebten“, sagt Pol und die Gruppe bricht – nicht zum letzten Mal an dem Abend – in Gelächter aus. Sonst war Karins Café am Dienstagabend wie ausgestorben. „Ich habe oft schon vor acht Uhr geschlossen, weil einfach keine Gäste mehr gekommen sind“, erzählt die Wirtin. Als Ralph, der selbst im Dorf wohnt, ihr vorschlägt, einen Quizabend zu organisieren, ist sie sofort einverstanden.
„Es gibt immer mehr traditionelle Lokale, die schließen. Wenn sie dann nicht mehr da sind, bedauern die Menschen das oft“, beobachtet Ralph. Deshalb will er nach und nach verschiedene Aktionen starten, um die Dorfcafés wieder zu füllen. Zuerst will er sich voll und ganz auf die Quizabende bei Karin konzentrieren, für März nächsten Jahres hat er schon eine neue Idee, die er aber noch nicht verraten will.
Kein einfacher Beruf
Karin führt das rustikal eingerichtete Lokal seit 36 Jahren, ihren Eltern gehörte es seit 1962. „Es war, ist und soll auch immer ein traditionelles ‹Bopebistro› bleiben“ – das wünscht sie sich. Ihr Beruf, dem sie mit Leidenschaft nachgeht, ist in den letzten Jahren immer schwerer geworden. Das Rauchergesetz und die verstärkten Alkoholkontrollen auf den Straßen halten viele Kunden fern. Ein Spieleabend, wie Ralph ihn am Dienstag zum vierten Mal organisiert hat, wertet das Café unglaublich auf. „Ich habe durch diese Initiative erst Menschen aus dem Dorf kennengelernt, die sonst nie hier reingekommen wären“, freut sich Karin. Manche von ihnen sind daraufhin auch außerhalb der Quizabende bei ihr auf ein Feierabendbier vorbeigekommen.
Die Fragen und Rätsel überlegt sich Ralph alle selbst. „Mit meiner Familie spiele ich oft Quizspiele oder wir schauen uns Quizshows im Fernsehen an. Zum Teil inspiriere ich mich daran“, verrät der zweifache Vater.
Handys müssen in die Handybox
Das Konzept seines Quizabends ist gut durchdacht. Damit niemand schummelt und die Antworten googelt, müssen die Handys bei jeder Runde in die auf dem Tisch stehende „Handybox“ gepackt werden.
In der ersten Kategorie dreht sich alles um den Jahresrückblick 2018. In der zweiten zitiert Ralph bekannte Persönlichkeiten. Die Gruppen müssen erraten, wer was gesagt hat. Das einfachste Zitat: „Merde alors“. Passend zum Christmas Special müssen die Namen bekannter Weihnachtslieder erraten werden. „Wir haben eine Taktik“, verrät Pol mit schelmischem Blick, „wir flüstern immer die falschen Antworten und hoffen dann, dass die anderen das aufschreiben.“
„Krunnemécken“ nur auf dem vorletzten Platz
Gegen Ende des Abends sind alle Fragen beantwortet und die Teilnehmer gut gelaunt. Die „Krunnemécken“ freuen sich, dass sie nicht den letzten, sondern doch nur den vorletzten Platz belegt haben. „Ralph stellt einfach die falschen Fragen“, murmelten sie während des Abends mehrmals. Die Gruppe „Weess alles an näischt“ trug am Dienstagabend den Sieg davon.
Am Tresen wird noch darüber diskutiert, was man eigentlich hätte wissen können oder müssen. Dümmer geht an dem Abend jedenfalls niemand ins Bett – und schlecht gelaunt auch nicht.
Ach ja: Als Ralph die Lösung auf das zu Beginn erwähnte Rätsel gab, ging das wohl lauteste Raunen des Abends durch den Raum – vielleicht stoßen auch Sie gleich ein erleichtertes „Aaah!“ aus. Gemeint war die mit Florian Silbereisen verheiratete Schlagersängerin Helene Fischer.
Mit 52 schon in Rente? Ich hab was falsch gemacht! Muss noch bis 63 arbeiten. :-(((