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KunsteckeWie sieht dein Wunsch-Museum aus?

Kunstecke / Wie sieht dein Wunsch-Museum aus?
Dieses Ideal-Museum legt den Fokus auf die Malerei des Claude Monet Photo: AFP

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Magazine über Kunst gibt es in vielen Sprachen. Sie informieren meist über Ausstellungen, Trends und Künstler oder gar Techniken, wie sie in der bildenden Kunst häufig genutzt werden. In Zusammenarbeit von GEOART und Le Monde ist nun die erste Ausgabe eines neuartigen Kunst-Magazins in französischer Sprache erschienen: „Le musée idéal“.

Die Idee dabei ist, einem Experten ein Forum zu bieten, in dem dieser sein ideales Museum vorstellen soll, es in allen Einzelheiten beschreibt und zudem noch über wichtige Ausstellungen, imposante Kunstwerke und spannende Neuheiten berichtet.

In der ersten Ausgabe von Mai-Juni 2022 (das Magazin erscheint zweimonatlich) hat der bekannte Autor Michel Pastoureau – von ihm ist u.a. „Les Couleurs de nos souvenirs“ 2010 erschienen – freie Hand, sich sein Museum vorzustellen. Er hat einen Lageplan ausgearbeitet und führt den Besucher von der Eingangshalle über eine Monet-Sonderschau mit 35 Meisterwerken zu einem Raum, in dem Vermeers „La Ruelle“ analysiert wird, zu Raphaëls Meisterwerk „La mise au tombeau“, anschließend zu „Le déjeuner d’huîtres“ von Jean-François de Troy (über üppige Schlemmergewohnheiten in Zeiten, in denen Louis XV Frankreich beherrschte), bis zu einem Zimmer, das einen unbekannten Schatz des Louvre preisgibt. In der Tat, viele Louvre-Besucher streben zur berühmten „Joconde“ und vernachlässigen dabei Werke wie das „Portrait d’un vieillard et d’un jeune garçon“, ein außergewöhnliches Bild von Domenico Ghirlandaio. Lustig ist, dass Pastoureau gar zwei Räume mit der Bezeichnung „Accrochage en cours“ ohne Kunstwerke ausweist, auch ein Hinweis auf eine traurige Realität, die schon so manchen Kunstfreund beim Abstecher in ein Museum verärgert hat.

Zehn kurzfristige Empfehlungen

Es folgt die „collection inédite“ seines Museums, mit einer ausführlichen Darstellung einer Innovation bei der Motivauswahl Ende des neunzehnten Jahrhunderts, nämlich der Entdeckung des Baumes als zentrales Element der Gestaltung – statt als bloßes Dekor. Die von Kommissar Laurent Lempereur ausgesuchten Baum-Bilder reichen von Vincent van Goghs „Mûrier“ aus dem Jahre 1889 über Camille Corots „Souvenir de Castelgandolfo“ mit majestätischem Baum und Flötenspieler, zwischen 1850 und 1875 entstanden, bis zu Claude Monets „Effet de vent, série de peupliers“ von 1891.

Über einen interaktiven Stopp mit einem Frage- und Antwortspiel bei Pablo Picasso („Maya à la poupée et au cheval“), geht es aus dem fiktiven Museumsgebäude hinaus in die weite Welt und zu bekannten Museen mit ihren Meistern und laufenden Ausstellungen: Museum Van Gogh, Amsterdam; National Gallery, London; Musée d’Orsay, Bourse du Commerce und Centre Pompidou, alle Paris; Musée Albert Kahn, Boulogne-Billancourt – kurzum, eine Einladung zu einem kulturellen Urlaub in einer Großstadt.

In den vier verbleibenden Räumlichkeiten wird dem interessierten Besucher die Möglichkeit geboten, das Auditorium, diesmal der tiefen Bedeutung der Farben gewidmet, in Augenschein zu nehmen, in der Bücherei zu stöbern, im „cabinet des artistes“ Zeichnungen und Entwürfe zu bewundern und vor allem mittels eines enormen ausklappbaren Faltblattes das „Jüngste Gericht“ von Michelangelo, so wie es die Fresken der Sixtinischen Kapelle im Vatikan schildern, genauestens unter die Lupe zu nehmen. Allein diese beeindruckende Studie oder „Theologie des menschlichen Körpers“, wie es Papst Jean-Paul II formulierte, lohnt den Kauf dieses Magazins.

Monet-Rothko im Dialog

Wie bereits angedeutet, legt dieses Ideal-Museum den Fokus auf die Malerei des Claude Monet, bringt ansonsten verstreute Kernwerke seines Oeuvre zusammen, um diese thematisch und zeitlich so aufzuschlüsseln, dass dem Betrachter anhand dieser 35 Malereien die wahre Kunst des Impressionisten Monet offenbart wird. Selbstredend spielen dabei seine Seerosen-Bilder eine Rolle, auch weil diese zu seinen Gärten rundum sein Haus in Giverny führen, ein Ort, der mit seinem Impressionismus-Museum im Zeichen einer außergewöhnlichen Gegenüberstellung zweier Künstler und Kunstrichtungen steht. Unter dem Titel „Claude Monet et Mark Rothko: l’abstraction en miroir“ treten hier der Amerikaner, seinerzeit von einer Monet-Expo im MoMa in New York stark beeindruckt, und der Exponent des Impressionismus mittels zehn gegenübergestellter Werke in Dialog. Dabei wird unsere Sicht auf Raum und Zeit, Farbe und Licht auf die Probe gestellt. Giverny ist nicht so weit von Luxemburg entfernt, ein Abstecher zu Monets Haus und diesem Museum lohnt sich allemal.

Und weil die erste Ausgabe des Magazins „Le musée idéal“ so voller Überraschungen ist, freuen wir uns bereits auf die Juli-August-Nummer, diesmal mit dem imaginären Museum von Laure Adler, streitbarer Kulturexpertin, Autorin des Buches „Le corps des femmes“ und ehemalige Direktorin von France Culture. Im Mittelpunkt der zweiten Ausgabe von „Le musée idéal“ stehen außerdem die ganz persönlichen Arbeiten von Hokusai, eine der Provence gewidmeten Ausstellung sowie ein Faltblatt mit einem Panorama-Blick auf das „Retable d’Issenheim“. Das Magazin ist im Fachhandel erhältlich. Spätestens nach der zweiten Ausgabe drängt sich dann wohl für jeden Kunstfreund die Frage auf, wie denn sein „ideales Museum“ aussehen könnte.

rina
3. Juni 2022 - 0.35

Ein virtuelles Museum ziehe ich vor.

Da kann man viel näher ran gehen, von allen Seiten betrachten, keine anderen Leute die alles anfassen und Viren rum schleudern .?
Man ist allein im Museum.

Beim Naturmusée kann ich auch auf die Tierhaare verzichten, die krieg ich virtuell nicht mit, aus was der Kunstpelz des Säbelzahntigers besteht, wage ich nicht mal zu raten vor lauter Pusteln.

Man kann unvirtuell reell ein Bierchen trinken auf der Couch und es gibt auch keinen "Exit through the gift-shop"