Wie der Geschäftsverband von Grevenmacher auf den Online-Handel reagieren will

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Die LSAP-Abgeordnete Tess Burton ist die Präsidentin des Geschäftsverbandes von Grevenmacher. Neben ihrer politischen Tätigkeit ist sie im Verlagswesen tätig und betreibt den Shop «Eicatcher». Im Gespräch mit dem Tageblatt spricht sie über Touristen, Online-Handel und Leerstände.

Von Herbert Becker

Tageblatt: Gibt es Bestrebungen seitens des Geschäftsverbandes oder gar der Stadtverwaltung, die Fußgängerzone der Moselmetropole attraktiver zu gestalten?

Tess Burton: Da ist unseres Erachtens noch einiges an Potenzial vorhanden. Vor zwei Jahren hat man, nach der Verlegung von neuen Leitungen für Gas und Telefon, neue Sitzbänke installiert und auch die Straßenbeleuchtung erneuert. Wünschenswert wären jedoch eine weitere Begrünung der Fußgängerzone sowie Spielmöglichkeiten für Kinder. Gerade Letzteres wäre eine lohnenswerte Investition, damit die Kids eine Beschäftigung haben, während die Eltern beim Schaufenster- oder Geschäftebummel unterwegs sind.

Werden angedachte Maßnahmen auch von der Stadtverwaltung unterstützt?

Wir befinden uns in einer guten Kooperation mit Bürgermeister Léon Gloden und dem Stadtvorstand und unsere Bestrebungen finden hier stets ein offenes Ohr. So wird es in Kürze bei einem Café auch eine kleine Außenterrasse geben, weiter haben die Gemeindeverantwortlichen in letzter Zeit neuen Parkraum geschaffen, sodass die Kundschaft keine langen Wege mehr zum Geschäftszentrum gehen muss.

Ist die Kundschaft generell zufrieden mit der Angebotspalette des Einzelhandels und hat sie spezielle Wünsche um z.B. das Portfolio noch zu erweitern?

Natürlich wünschen sich manche, speziell die Ortsansässigen, das eine oder andere Fachgeschäft mehr, wie z.B. Elektronik oder Eisenwaren. Das gestaltet sich jedoch zumeist als schwierig, denn da ist die Konkurrenz in den großen Shoppingcentern uns natürlich um Längen voraus. Alles in allem jedoch bietet unser Einzelhandel eine gute Auswahl mit ansprechender Qualität, viele Geschäfte sind zudem alteingesessen und inhabergeführt. Was der Kunde in der heutigen Zeit allerdings erwartet, ist eine bessere Internetpräsenz mit entsprechenden Kundeninfos.

Leerstände sind nicht allzu sehr zu beklagen, das sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich in letzter Zeit in einigen Ladengeschäften zunehmend Immobilienagenturen oder Versicherungen niedergelassen haben, die dann aber doch nicht die Laufkundschaft nach sich ziehen wie ein Fachgeschäft.

Profitiert die lokale Geschäftswelt auch von Tagestouristen, die z.B. den „Jardin des papillons“, den „Kulturhuef“ oder das Freibad besuchen?

Mitunter ist das schon der Fall, dass man nach dem Besuch der touristischen Offerten auch noch eine Shoppingtour unternimmt. Sogar Fluss-Kreuzfahrtschiffe, die normalerweise ihre Gäste von hier aus mit dem Bus in die Hauptstadt bringen, machen seit neuestem auch Halt in Grevenmacher, sodass die Gäste von Bord gehen können, um einen Stadtbummel zu unternehmen.

Wie sieht es aus mit Werbemaßnahmen seitens des Geschäftsverbandes, die der Stammkundschaft das Shoppingerlebnis schmackhafter machen und mit dazu beitragen könnten, neue Kunden nach Grevenmacher zu locken?

Wir sind da zum einen in unserem Etat etwas limitiert, da wir, außer den Mitgliedsbeiträgen unserer rund 80 Mitglieder, keine weiteren Einnahmen verzeichnen. Wir setzen für Special-Events da u.a. auf Print-Werbung oder zur Braderie auf Radio-Spots. Hierzu gab es bis dato keinerlei Unterstützung durch die Stadt. In diesem Jahr stellen die Stadtväter uns erstmalig einen Betrag von 20.000 Euro zur Verfügung, den wir sinnvoll einsetzen möchten, z.B., wie zuvor schon angesprochen, um neue Spielgeräte anzuschaffen. Dazu übernimmt die Stadt auch die Leihgebühren für die Chalets anlässlich des Weihnachtsmarktes.

Das offensichtlich stark veränderte Kaufverhalten der Kundschaft, primär im Bezug auf den immer stärker werdenden E-Commerce, macht sich doch sicherlich auch bei Ihnen und Ihren Geschäftskollegen bemerkbar. Wie kann man da dagegensteuern und ist das überhaupt noch aufzuhalten?

Dieser Trend lässt sich sicherlich nicht mehr stoppen. Dazu kommen auch noch die für den Kunden attraktiven Shoppingcenter auf der „grünen Wiese“. Eine aktuelle Erhebung hat ergeben, dass mittlerweile 80% aller Luxemburger schon online Einkäufe tätigen, das ist zum einen der schnelllebigen Zeit geschuldet, man muss nicht mehr in die Innenstädte fahren, große Online-Händler liefern versandkostenfrei. Ich bin aber nach wie vor der Überzeugung, dass der Einzelhandel eine Überlebenschance und auch seine Daseinsberechtigung hat. Jede Fußgängerzone ist das Herzstück einer Stadt, hier trifft man sich, pflegt soziale Kontakte. Ja, die Händler müssen sich dem neuen Zeitgeist anpassen, die Gemeinden sich weiter einbringen. Ein neues Projekt ist hier z.B. die Online-Plattform „LetzShop“, von der ehemaligen Staatssekretärin Francine Closener initiiert und von Mittelstandsminister Lex Delles jetzt weitergeführt. Hier kann jeder Händler seinen Shop in eine Vitrine stellen und seine Angebotspalette präsentieren. Es ist also Anpassungsfähigkeit von allen Seiten gefordert.

Abschließende Frage: Mit welchen Special Events wartet der Geschäftsverband im laufenden Jahr auf?

Auftakt war ja bereits das „Fréijoersshopping“ Ende März. Neu in diesem Jahr ist das „Ouster(s)hopping“ am 20. April, dazu ein „Kannerdag“ mit attraktiver Animation am 29. Juni. Weiter bieten wir das „Summer-Soldefest“ am 30. Juni und die alljährliche Braderie am 28. Juli an. Für den Oktober haben wir einen „Marché culturel et culinaire“ geplant, hierzu holen wir uns auch die gastronomischen Betriebe mit ins Boot.

Der traditionelle „Mantelsonntag“ findet am 20. Oktober statt, der „Kleeschen“ stattet den Kleinen am 30. November seinen Besuch ab und das Geschäftsjahr beschließen werden wir mit dem „Chrëstmoart“ am 14. und 15. Dezember.