In der Gemeinde Sanem gibt es viele wundervolle Ecken. Aber leider kein wirkliches Zentrum, keinen richtigen Platz, wo man Menschen täglich und zuhauf antrifft, wo Geselligkeit im großen Stile herrscht. Das sagt auch Lisa Boes. Seit 30 Jahren lebt sie im Ortsteil Sanem. Der Name verrät es nicht, aber Lisa ist Italienerin. Doch dazu später mehr.
Zur Einschätzung der vergangenen sechs Jahre fällt ihr zunächst mal die Pandemie ein. Was die Lokalpolitik anbelangt, oder vielmehr deren Auswirkungen im Allgemeinen, sagt sie, es sei viel zubetoniert worden, zu viel. Das gefällt ihr eindeutig nicht. „Aber schließlich brauchen wir Wohnungen“, sagt sie. Weniger Verständnis hat sie für die Umgehungsstraße durch das Waldgebiet zwischen Käerjeng und Sanem: „Muss man das überhaupt haben, wem bringt das was?“, ärgert sie sich. Einst habe sie ähnliche Gefühle der Kronospan gegenüber gehegt. Heute sei das weniger schlimm, sie habe sich mit dem holzverarbeitenden Betrieb abgefunden und mache das Beste draus, sagt sie. Das gilt auch, was das Untersuchungsgefängnis anbelangt. Andere würden sich schwerer damit tun und sogar die Bezeichnung „Gefängnis“ vermeiden.
Auch wenn das eine oder andere sie nervt, gefällt ihr aber zum Beispiel das Kulturprogramm im Artikuss oder das Sportangebot „Um Scheierhaff“ sehr. Ganz besonders aber der kostenlose öffentliche Transport, mit dem sie überall hinkomme: „Tipptopp!“ Raus auch aus dem, was sie mitunter „Cité dortoire“ nennt. Als die Kinder klein waren, da sei noch etwas mehr Leben gewesen, sagt sie. Auf die Frage, ob sie nicht etwas mehr italienische Lebenskultur einbringen wolle, winkt sie nicht ab. Aber gut, der Marktplatz als zentraler Treffpunkt würde ihr gefallen, sagt die aus Kalabrien stammende Lisa Boes, bzw. Elisabetta Falbo, wie sie mit ihrem Taufnamen heißt. Geselligkeit mag sie und verweist auf die gute Nachbarschaft. Und was erwartet sie nun für die kommenden Jahre? Sie werde in der Gemeinde wohnen bleiben. Angenehm sei es, und grün. Das solle erhalten bleiben. Und das Miteinander gefördert werden.
Mehr „Vivre ensemble“
Sylvia Demuth lebt ebenfalls seit rund 30 Jahren in der Gemeinde, im Ortsteil Zolver. Ein Zufall, aber keinen, den sie zu bedauern scheint. Sie habe die Gemeinde vorher nicht gekannt. „Heute habe ich den Eindruck, dass sie sich modernisiert hat.“ Besonders das Artikuss gefällt ihr. Auch in der Geschäftswelt, z.B. durch das „Zolwer Eck“, sei wieder etwas mehr los. Dort liegen unter anderem auch ihre Hoffnungen für die Politik in den kommenden Jahren. Das „Vivre ensemble“ gelte es noch auszubauen, Menschen zusammenzubringen. Ein Beispiel dafür sei der rezente Austausch mit Flüchtlingskindern gewesen – im „Dicks Kopp“, wo früher das Altersheim war.
Und was läuft nicht so gut? Nicht froh sei sie über den vielen Verkehr, sagt Sylvia Demuth. Und was ist mit der Kronospan? Die liegt nämlich fast in Sichtweite. „Sie wächst, oft viel Dampf, aber nicht unbedingt Geruch, manchmal etwas Staub auf der Terrasse. Ich wünsche mir vor allem eine bessere Kommunikation, auch um zu wissen, was ich da einatme“, sagt sie.
Atmen dürfte auch Simone Funck interessieren. Sie joggt gerne. Langstrecken. Seit 29 Jahren lebt sie in der Gemeinde im Ortsteil Sanem. Die letzten sechs Jahre sieht sie kommunalpolitisch als die Zeit der zwei Bürgermeister. Von Georges Engel und dann seiner Nachfolgerin Simone Asselborn-Bintz. Im großen Ganzen fühle sie sich in der Gemeinde wohl, sagt sie. „Hier wird viel geboten.“ Besonders das Artikuss gefällt ihr. Das solle alles auch in Zukunft so weitergehen. „Man könnte natürlich immer etwas bemängeln, aber eigentlich läuft es gut.“
Die Gemeinde Sanem
– Größe/Fläche: 24,42 km2
– Ortschaften: Beles, Ehleringen, Sanem, Zolver
– Einwohnerzahl: 18.339
– Wahlberechtigte: 9.989 (+ 4.670, die sich einschreiben könnten)
– Aktuelle Bürgermeisterin: Simone Asselborn-Bintz (LSAP)
– Zusammensetzung Gemeinderat: Nathalie Morgenthaler, Schöffin (CSV), Steve Gierenz, Schöffe (LSAP), Mike Lorang, Schöffe (CSV), Gaston Anen (CSV), Patrizia Arendt („déi Lénk“), Denis Bronzetti (LSAP), Alain Cornély („déi gréng“), Yves Dahm (LSAP), Chantal Faber-Huberty („déi gréng“), Marco Goelhausen (LSAP), Marc Haas (LSAP), Anne Logelin (CSV), Franca Romeo (CSV), Jean-Pierre Schlesser (LSAP), José Piscitelli („déi Lénk“), Patricia Speck-Braun (DP).
Weniger Verkehr und Beton. Aber von der Stadt oder Ausland in die kleineren Gemeinden/Dörfer wohnen kommen. Der Staat ist der Schuldige.
Das wünschen sich die Einwohner aller Dörfer. Bin ausgewandert Einzige Möglichkeit dem Wahn zu entkommen.