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ForumWeniger Materialismus, mehr Werte: Intergenerationelle Konflikte der Neuzeit

Forum / Weniger Materialismus, mehr Werte: Intergenerationelle Konflikte der Neuzeit
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Jeder Mensch hat verschiedenste Vorstellungen vom Leben, sei es auf familiärer, sozialer oder Berufsebene. Oftmals sind es diese Vorstellungen, die einen das ganze Leben verfolgen: Eltern zu Beginn des Lebens, später Partner/-in, Kinder, Enkelkinder. Auf der anderen Seite bekommt jedes Kind klare Vorstellungen von Schule und Arbeit vermittelt. „Du MUSST hart arbeiten, um Geld zu verdienen“ ist einer dieser Sätze, die sich in die Lebensphilosophie eines jeden Einzelnen einprägen und für persönliche Ambitionen, aber auch für starken Gesellschaftsdruck und nicht zuletzt für starke innere Erwartungen an sich selbst sorgen.

Jeder Mensch besitzt genauso in sich eine DNA. Diese DNA wird ein Leben lang in Anspruch genommen, sie ändert sich jeden Tag, aufgrund neuer, sozialer Impulse, die wir aus unserem Umfeld subjektiv wahrnehmen. Positive und negative Einflüsse vermischen sich ständig, und so entsteht eine konfliktgeladene, verwirrte Gesellschaft, wie wir heute oftmals beobachten können. Können Erwartungen eines Einzelnen und von einem Einzelnen innerhalb einer Gruppe nicht erfüllt werden, entstehen Abneigung, Herabwürdigung und Hass, und zwar nicht nur untereinander, sondern auch in uns selbst, unserem Körper, unserem Wesen und die damit verbundene persönliche Entwertung, die jeden treffen kann, in jedem Alter und in jeder Lebensphase. Oftmals beginnt die Entwicklung eines Kindes mit positiven Erfahrungen, führt aber zunehmend, durch teils utopische gesellschaftliche Erwartungen, dazu, dass Menschen oft den „sicheren Weg“ gehen, aber die meisten es Zeit ihres Lebens nicht schaffen, aus diesem für sie „vorbestimmten“ Weg herauszutreten, um ihren eigenen Weg zu beschreiten.

Wird man als luxemburgischer Staatsbürger geboren, dann hat man traditionell gute Chancen auf ein erfolgreiches Leben in Sicherheit, häufig im Dienste des Staates, gleichzeitig ist auch diese wieder eine vorgefertigte Meinung, ein vorgefertigter Weg, den man beschreiten soll, um sich selbst und die Familie „stolz“ zu machen. Meine Frage aber an all jene, die ihren Weg zum Wohle der Familie eingeschlagen haben: Sind Sie zufrieden mit sich selbst? Können Sie jeden Tag guten Gewissens in den Spiegel schauen? Würden Sie sich als glücklich bezeichnen?

Verwirrung sozialen Denkens

Schüler, die gerade ihren Abiturabschluss erfolgreich absolviert haben, sind einer Verwirrung sozialen Denkens entgegengesetzt und müssen im Alter von gerade einmal zarten 18 Jahren einen schwierigen, unvorhersehbaren Weg wählen, den zwar bereits viele vor ihnen gegangen sind, allerdings zu anderen Zeiten als während einer Pandemie, die ein solches Jahrhundertereignis darstellt, dass sie medial derart aufgebauscht wird und Studenten, die am Beginn ihrer Karriere stehen, häufig an sich selbst, den Erwartungen von außen und von innen scheitern, und sich deshalb keinen Wert mehr zugestehen. Überaus traurig, wenn man sieht, dass diese Generationen es sind, die die Zukunft bestimmen sollen und werden. Um aber wieder Optimismus bei unseren jungen Generationen zu streuen, kann ich nur sagen: Jeder hat das Potenzial, das Maximum aus sich herauszuholen; ein glücklicher Weg ist nicht immer der erfolgreichste Weg nach außen, immer aber der Beste, den man wählen kann, weil es der eigene, der einzig wahre Weg ist.

Eine Kritik von mir an älteren Generationen: Man muss nicht als Verschwörungstheoretiker gelten, wenn man soziale und politische Prozesse in Frage stellt. Viel mehr muss man sich die Frage stellen: Sind diejenigen Vertreter des Volkes, die 60, die in Luxemburg-Stadt sitzen, die richtige Besetzung für unser Land? Häufig sind es Leute, die unsere Vorgängergenerationen wählten – nun, wo wir heute stehen, so moralisch zerrüttet wie nie zuvor nach Skandalen, sieht man ja. Wo die EU steht (siehe Artikel vom 14.2.), habe ich bereits beleuchtet; auch sie ist von innen aufgefressen, durch Machenschaften, national wie international, von skrupellosen, machtbesessenen Staatschefs und Ministern, die die Welt einem Dritten Weltkrieg entgegentaumeln lassen. Es sind die nationalen Staatschefs der EU, bei denen wir uns bedanken können, wenn durch ihren Egozentrismus und ihren unmoralischen Elitismus Gespräche mit Russland und der Ukraine in einem Desaster enden. Und das, liebe Vorgängergenerationen, ist euch auf die Kappe zu schreiben. Unsere Generationen, Ende Teenager, Anfang 20er, sind mitunter viel selbstreflektierter als ältere Generationen, die oftmals glauben, sie hätten die Weisheit mit Löffeln gefressen.

Mit Blick auf das Jahr 2023 und die anstehenden Wahlen in Luxemburg muss man sich die Frage nach der richtigen Regierungszusammensetzung stellen. Das Urteil vieler Leute wird sein, dass die meisten Parteien in der „Chamber“ einer gewissen Lethargie verfallen sind: Denn das Ziel nicht aller, aber eines Großteils der Abgeordneten ist es, in erster Linie nach dem eigenen „Portefeuille“ zu schauen, und erst in zweiter Linie wird sich auch menschlichen Werten gewidmet. Könnte die Doppelmoral eigentlich noch größer sein?

Ständig am Maximum

Es gibt mit Sicherheit kompetente Politiker, die sich dieser Gegebenheiten bewusst sind, und selbst wenn einzelne Individuen eher mit Herz und Verstand als mit Gier und Machtbesessenheit an die Aufgabe des Volksvertreters herangehen, so werden viele aufgrund des Drangs, an der Macht zu bleiben, zu Menschen ohne Rückgrat, ohne die Fähigkeiten, grundlegende Entscheidungen, die sie selbst veranlasst haben, zu hinterfragen.

In den heutigen schnelllebigen westlichen Gesellschaften müssen Menschen ständig ihr Maximum abrufen, um so viel Geld wie möglich in so kurzer Zeit wie nur irgendwie denkbar zu verdienen. Oftmals wird nach außen getragen, wie gut es den Menschen finanziell und materiell in Luxemburg geht, vergessen wird dabei aber trotzdem, dass es immer noch einen Großteil an weniger elitären Menschen gibt, von denen ich den Eindruck habe, dass sie oft vom Staat ausgenutzt und oberflächliche, schnelle Lösungen für diejenigen gesucht werden, die weniger Geld verdienen können, aufgrund eines geringeren Abschlusses.

Man wird als Schüler, da spreche ich aus eigener Erfahrung, im zarten Alter von 18 oder 19 Jahren dazu „gezwungen“, eine Entscheidung zu treffen, und der Werdegang über die Universität wird als der beste dargestellt. Für diejenigen, die nach dem Abschluss arbeiten wollen, gibt es unklare, ungenaue Lösungen.

Fazit: Die wichtigsten Schüler sind die besten, der Rest muss schauen, dass er seine Zukunft irgendwie auf die Reihe bekommt. Tiefgründige Überlegungen liberaler, sozialer oder umweltbewusster Politiker: Fehlanzeige.

Immer mehr soziale Hotspots

Wer nicht das Maximum intellektueller studentischer Arbeit anstrebt, der ist für gewöhnlich dem modernen Staat, für den Luxemburg ein europäisches Vorbild sein will, nicht gut genug.

Nun, es spielt überhaupt keine Rolle, in welcher Lebensphase man sich zurzeit befindet, oder zu welcher Generation man gehört, aber zusammenfassend muss gesagt werden: Hier werden viele Elemente von der Regierung vergessen oder absichtlich verwechselt. Menschliche, familiäre Werte, die in den letzten fast zehn Jahren deutlich zurückgegangen sind, werden ersetzt durch den ewigen liberalen Gedanken der freien Marktwirtschaft. Es gibt immer mehr soziale Hotspots, gerade im Süden des Landes, die selbst recht gut ausgebildete, erfahrene Lehrer vor unlösbare Probleme stellen.

Als jemand, der drei Jahre lang als „Remplaçant“ in mehreren Schulen im Süden und Zentrum des Landes arbeitete, kann ich nur feststellen: Lehrer können häufig nicht einmal die „Basis-Lehre“ vermitteln, weil in den Klassen derart unterschiedliche, zum Teil riesengroße gesellschaftliche Herausforderungen warten, die unser Lehrpersonal immer und immer wieder an Grenzen psychischer und physischer Natur bringen.

Dem klischeehaften „Mentalitäts-Unterschied“ zwischen reichem, eingebildetem Zentrum und armem, arbeitendem Süden will ich hier, selbst als „Minettsdapp“, entschieden entgegentreten. Diese Klischees dürften vielleicht vor 30 Jahren noch Geltung gehabt haben, aber heute ist dem längst nicht mehr so. Es ist gängig geworden, von 15 Schülern 13 jederzeit in die „Maison relais“ zu schicken, unabhängig davon, ob man jetzt in Beles oder in Bridel zur Schule geht. Die Gesellschaft befindet sich in einem ständigen Wandel. Wenn man diese Tatsache für sich überlegt und akzeptiert, kann man innerlich viel ruhiger leben, deutlich abgetrennt vom Sensationswahn der medialen und politischen Landschaft. Nichtsdestotrotz ist politische Beteiligung und politisches Interesse absolut unumgänglich. Interesse, das bei jungen Generationen heute per se nicht vorhanden ist.

Familie, Nächstenliebe, gegenseitige Unterstützung

Hier wären wir beim Abschluss angelangt: dem Wort Familie. Heute ist die Familie anders als vor 30 oder 40 Jahren, und anstatt dieses neue Konzept stets zu kritisieren und jeden Tag zu nörgeln, muss man dafür kämpfen, dass Werte wie Familie, Liebe zwischen Mitmenschen und gegenseitige Unterstützung wieder stärker Einzug in unsere Gesellschaft halten, denn eines ist sicher: Respekt sich selbst und anderen gegenüber ist das Allerwichtigste, für mich ein zeitloser Begriff, der stark gelitten hat in den vergangenen Jahren, europaweit, gar weltweit. Ehrliche Politiker, vertrauensvolle, starke Menschen sind vonnöten, mit klaren, überlegten intellektuellen Vorstellungen auf Basis eines Satzes, der mich in meinem Studium immer wieder einholt: „All human beings are born free and equal in dignity and rights.“ Es ist der Leitsatz aus der Unabhängigkeitserklärung der USA aus dem Jahre 1776, ein Satz, der eine universelle, zeitlose Gültigkeit besitzt.

Weniger Materialismus, mehr Werte wie Menschlichkeit, Vergebung, mehr innere Ruhe und mehr Selbstliebe sind vonnöten. Denn Selbstliebe ist der Fundus für eine gerechte Zukunft.

In diesen schwierigen Zeiten ein Auftrag an jeden Einzelnen von uns und Voraussetzung dafür, dass Jung und Alt stärker harmonieren können, um eine sichere, gute, finanziell unabhängige und glückliche Zukunft für die folgenden Generationen zu schaffen.

* Yannick Speck ist Student der Politikwissenschaften.