Über den wohl berühmtesten Mann aus Stratford ist noch heute wenig bekannt. Sein genaues Geburtsdatum kennt man nicht, genauso wenig wie die Ursache seines Todes, und über all dem, was dazwischen liegt, hängt dichter Nebel. Hat der Mensch, den man heutzutage für William Shakespeare hält, wirklich all diese Texte geschrieben? Sein Nachlass umfasst 38 bzw. 37 Dramen, dazu kommen epische Versdichtungen sowie 154 Sonette, und sie alle sind von einer Qualität, die stutzig macht, wenn man bedenkt, dass der aus relativ bescheidenen Verhältnissen stammende Dramatiker keine Hochschulbildung genossen haben soll. War er vielleicht jemand anderes, der sich aufgrund seines sozialen Ranges nicht zu erkennen geben wollte? War Shakespeare gar eine Frau?
Über die Identität des „Macbeth“-Autors wird viel spekuliert, gestritten und geschrieben – die jedes Jahr von neuem hochbrandende Publikationsflut an Shakespeare-Forschungsliteratur bezeugt dies. Dass man dabei möglicherweise zu keinen handfesten neuen Erkenntnissen gekommen ist, spielt keine Rolle, zu groß ist das Bedürfnis, dieser literaturhistorischen Größe etwas näherzukommen, seinem Gesicht durch eine Erzählung scharfe Konturen zu verleihen. Letzten Endes möchten die Menschen, die sich für Shakespeare begeistern, ihre Fantasie spielen lassen und in ihm genau das sehen, was sie selbst fasziniert.
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