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Luxemburg / Was Sie über die Da-Costa-Affäre wissen sollten
 Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Der Fall Da Costa ist in Luxemburg in aller Munde. Häppchenweise kommen weitere Informationen ans Licht und neue Vorwürfe werden erhoben. Das Tageblatt hat die wichtigsten Punkte zusammengefasst.

Es fing alles mit der Hochwasser-Katastrophe vom Juli 2021 an. Nachdem den Betroffenen erste Hilfeleistungen zugekommen waren, wurden auch schon die ersten kritischen Stimmen laut – unter anderem vom jungen Hydrometeorologen und Doktorand Jeff Da Costa aus Luxemburg. Er bemängelte das Krisenmanagement der Luxemburger Regierung. Speziell kritisierte er, dass das Großherzogtum vorliegende Warnungen zur Heftigkeit der Überschwemmungen nicht ernst genug genommen habe.

Da Costa äußerte sich dazu sowohl in den nationalen als auch internationalen Medien und verfasste einen Artikel in dem akademischen Nachrichtenmagazin „The Conversation“. Das Interesse an seinen Aussagen hielt für eine Weile an, sodass RTL den jungen Forscher im September 2021, knapp zwei Monate nach den Überschwemmungen, noch interviewte. Nach diesem Interview nahm der weitere Verlauf der Ereignisse für Da Costa eine unglückliche Wendung.

LINK Da Costa hat einen Forum-Beitrag für das Tageblatt verfasst, in dem er seine Geschichte noch einmal in eigenen Worten wiedergibt.

Etwas weniger als ein Jahr später, am 30. Mai 2022, berichtete der Radiosender 100,7, dass Da Costa seinen Job aufgrund seiner Kritik an der Regierung verloren hat. Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe und versetzte innerhalb kurzer Zeit die Politiklandschaft in Aufruhr. Denn: Da Costa behauptete, es hätte Druck vonseiten einiger Regierungsmitglieder auf seinen ehemaligen Chef bei der Firma RSS-Hydro gegeben.

Druck auf den Firmenchef?

Sein Chef Guy Schumann hätte stets hinter ihm gestanden und auch seine Interviews unterstützt. Dann habe sich der Wind aber sehr plötzlich gedreht. Am Rande der Technologie-Messe „ICT Spring“, die vom 14. bis 17. September auf Kirchberg stattfand, teilte Schumann seinem Mitarbeiter mit, dass sich „Leute“ an seinen Aussagen gestoßen hätten. Daraufhin setzte sich Da Costa auf eine Café-Terrasse in Luxemburg-Stadt, wo er mehrere Luxemburger Abgeordnete antraf und anschließend das Gespräch mit ihnen suchte. Unter den Parlamentariern erkannte er nur den Düdelinger Bürgermeister Dan Biancalana (LSAP).

Der Forscher berichtete, dass er sich bei dem Gespräch unwohl gefühlt und es als bedrohlich empfunden hat. Biancalana bestätigte dem Tageblatt, dass es ein solches Gespräch gegeben hat. Er räumte ein, dass Da Costa wohl einen gewissen Unmut habe ertragen müssen – der Tonfall des kurzen Gesprächs sei aber „nicht unangenehm“ und schon gar nicht einschüchternd oder bedrohlich gewesen. Alle weiteren Gesprächsteilnehmer sind bisher nicht bekannt.

Kurze Zeit nach der Tech-Messe und der Unterhaltung mit den Politikern habe Da Costa seinen Job, nach nur dreieinhalb Monaten Anstellungszeit, verloren. Firmenchef Schumann meinte gegenüber dem Tageblatt, es handele sich um eine interne Angelegenheit, darum wolle er auch nicht weiter zu dem Fall kommunizieren. Er beteuerte zudem, er sei von niemandem unter Druck gesetzt worden. Rein rechtlich gesehen befindet sich Schumann mit der Kündigung seines Mitarbeiters im grünen Bereich. Ausschlaggebend ist allerdings, warum er es getan hat und ob er dazu gedrängt wurde – möglicherweise von Mitarbeitern der Luxemburger Regierung?

Später berichtete das Luxemburger Wort von drei anonymen Zeugen, die Da Costas Schilderungen bestätigten: Sie sagten, es sei „von vielen Seiten“ Druck auf ihren Chef ausgeübt worden. In diesem Kontext fiel dann auch der Namen von Luxemburgs Wirtschafts- und Kooperationsminister Franz Fayot (LSAP). Konkrete Beweise für eine Verwickelung Fayots in der Sache gibt es allerdings nicht. Fayot, der sich zu dem Zeitpunkt, als der Artikel erschien, auf einer Dienstreise in Niger und Ruanda befand, dementierte in den sozialen Medien jegliche Verbindungen zu Da Costa und Schumann.

Die CSV forderte im Zuge der neuen Vorwürfe eine Dringlichkeitssitzung des Wirtschaftsausschusses an, in der sich Fayot erklären soll. Premierminister Xavier Bettel (DP) hatte zuvor schon auf eine parlamentarische Frage der Piraten reagiert und sagte: „Kein Regierungsmitglied hat Druck auf einen Angestellten oder die Firma ausgeübt.“

Anrufe vom Wasserwirtschaftsamt

Einer der drei anonymen Zeugen meinte zudem, dass RSS-Hydro-Firmenchef Schumann auch mehrere Anrufe vom Wasserwirtschaftsamt (AGE) erhalten habe. Der Direktor der AGE, Jean-Paul Lickes, hat am Freitag gegenüber dem Tageblatt bestätigt, dass die AGE bereits mehrmals Kontakt zu Schumann hatte: „Zwischen Mitarbeitern der AGE und Herrn Schumann gab es im vergangenen Jahr mehrere Anrufe und Gespräche, welche alle im Zusammenhang mit technischen Projekten standen, wobei RSS-Hydro kein Auftragnehmer der AGE war.“

„Mit der Firma RSS-Hydro gab es im Vorfeld zu den Überschwemmungen und bis zum heutigen Tag einen fachlichen und sachlichen Austausch“, betont Lickes. Am 15. September 2021 habe ein Gespräch zwischen Schumann und einem AEG-Mitarbeiter stattgefunden, bei dem aber „auch über die Medienberichte gesprochen wurde“. „Herr Schumann erörterte insbesondere den Druck durch die Medien, dem er ausgesetzt sei“, sagt Lickes. Vonseiten der AEG sei jedoch „zu keinem Zeitpunkt Druck auf Herrn Schumann, seine Firma oder seine Mitarbeiter ausgeübt“ worden. Die AEG schätze Schumann als fähigen Experten auf seinem Gebiet sowie ihre Zusammenarbeit bei innovativen Projekten.

Begriffserklärung: EFAS

Beim „European Flood Awareness System“ (Europäisches Hochwasserwarnsystem) handelt es sich um ein Programm der Europäischen Kommission, das darauf hinzielt, die Gefahrenabwehr bei prognostizierten Überschwemmungen zu verbessern. Das Europäische Hochwasserwarnsystem liefert bis zu zehn Tage im Voraus Übersichten über aktuelle und erwartete Überschwemmungen in Europa.

Die Kontaktaufnahme sei auf Initiative der Wasserverwaltung ausgegangen. Die AGE habe dargelegt, dass „EFAS-Warnungen am Beginn des Vorhersagezeitraumes sinnvolle Informationen liefern können, allerdings sind sie, aufgrund ihrer groben Gebietsauflösung, nicht dazu geeignet, die operationellen Einsätze der Rettungsdienste vorausschauend zu planen“. Diese Aussagen hätte sie auch infolge von parlamentarischen Fragen, bei Chamber-Sitzungen und Pressefragen getätigt. „Es handelte sich demnach um einen fachlichen Austausch und in keinster Weise um den Versuch einer Einschüchterung“, sagt der Direktor der AGE gegenüber dem Tageblatt.

Unterschiedliche Expertenmeinungen gehörten zum wissenschaftlichen Austausch dazu, was das Wasserwirtschaftsamt ausdrücklich begrüße.


Unsere bisherigen Artikel zum Fall Da Costa finden Sie hier:
Forum / Wahrheit ist die Währung der Wissenschaft
Da-Costa-Affäre / Franz Fayot und RSS-Hydro-Chef Schumann treffen bald das erste Mal aufeinander – offiziell
Interview / Niger und Ruanda: Kooperationsminister Franz Fayot über den „Teufelskreis“ der Destabilisierung
Da-Costa-Affäre / CSV fordert Dringlichkeitssitzung an – Franz Fayot soll weitere Erklärungen liefern
Luxemburg / Abgestraft für Kritik? Geschasster Experte erhebt Vorwürfe – Opposition fordert Aufklärung
Da-Costa-Affäre / Ein „moralischer Fehler“ – Kündigung sorgt für Unbehagen in Luxemburger Institutionen

Back Romina
13. Juni 2022 - 15.27

Ma ech hun meng Aarbescht verluer well ech Bestued sin an mat mengem Mann zusummen geschafft hun. Ma do geseit en wei et engem an eisem Land geht.!!!!

Grober J-P.
12. Juni 2022 - 10.37

Einfach mal den Kündigungsbrief herzeigen, dann wären wir ein Stückchen weiter! So kann man nur spekulieren und der Dreck bleibt unter dem Teppich.

Nicolas
11. Juni 2022 - 20.08

An schon erem gett eng Affaire enner den Teppech gekiert. Bekannt Zitat vun eiser Regierung. Et war jo keen.

Lucilinburhuc
11. Juni 2022 - 18.13

Wieso wohl diese Geschichte soviel Staub aufwirbeln lässt ist doch damit verbunden, dass diese Geschichte uns so bekannt vorkommt und zwar in allen bisher mögliche Farben. Jeder von uns kennt aus eigener Nähe ähnliche Ereignisse. Luxemburg ist ein hervorragendes Biotop für diese Art von Klüngeleien und Einschüchterungen. Es regt kritische Beobachter auf die nicht unbedingt an den großen Hebeln sitzen - so wie eben dieser junger Wissenschaftler Da Costa mit vermutlich grösseren Weitblick aber weniger lokale Verbindungen wie die Wasserträger in den Ministerien und Gemeinverwaltungen. Don't shoot the Messenger!

tanner
11. Juni 2022 - 17.42

Nichts muss man wissen. Eine Schaumschlägerei einer Oppositions-Splitterpartei. Bei denen ist immer Sommerloch.