Umweltaktivisten „besetzen“ einen Wald, in dem ab heute und bis Sonntag eine Bürgerinitiative zum Zelten einlädt. Es soll ein Zeichen des Protests gegen den geplanten – und vom Parlament beschlossenen – Bau der Umgehungsstraße zwischen Bascharage und Sanem sein. Muss man sich über diese Protestaktionen aufregen, gar das Gesetzbuch herausholen?
Nein, muss man nicht. Man muss das Ganze selbstverständlich auch nicht gut finden. Allerdings sollte man dann seine Empörung im Zaum halten. Bisher ist nämlich nichts passiert. Es ist eine bisher mehr als homöopathisch zärtliche Aktion. Selbst wenn irgendetwas zu Bruch gehen sollte, wäre das auch nicht weiter schlimm. Schließlich soll ja der nun „besetzte“ Wald ohnehin, irgendwann, mit Zustimmung aller politischen Verantwortlichen, am besten vor den nächsten Wahlen, „zerstört“ werden. Hallo?
Unabhängig von Fragen nach Sinn und Zweck der Umgehungsstraße oder Analysen und Grundlagen, die zu der bekannten politischen Absolution des Projektes im Parlament geführt haben, geht es bei „Bobi bleift“ grundsätzlich um eines. Es geht nicht um ein Ja oder ein Nein zum Regierungsprojekt (DP, LSAP, Grüne). Es geht vor allem um das, was solche Aktionen auslösen können und was ihr Platz in einer Demokratie ist. Es geht um zivilen Ungehorsam, der dazu beiträgt, etwas Sand ins Getriebe einer zusehends bürokratischer werdenden Welt zu streuen. Ja, das kann gefallen.
Gemeindemütter und -väter müsste eine solche Aktion freuen. Denn, wenn sie, wie rezent in Düdelingen, ihre Bürger gerne stärker in kommunale Entscheidungsprozesse einbinden wollen – Stichwort: partizipative Demokratie –, dann werden sie sich doch hoffentlich keine tumben Erfüllungsgehilfen erwarten, sondern mündige Bürger.
Und verantwortungsbewusste Bürger sollen, nein, müssen meckern, protestieren, wenn sie mit etwas nicht einverstanden sind. Nur wer mit- und nachdenkt, reagiert. Ohne Protest wäre Recht eine fade Suppe und höchstens nach dem Geschmack des Stärkeren.
Demokratie braucht Differenz und Debatte. Die Unzufriedenen dürfen klagen und Entscheidungsträger können sich erklären oder wenigstens den Protest zur Kenntnis nehmen. Die Hauptsache ist, dass diskutiert und sich ausgetauscht wird. Beide Seiten tragen Verantwortung und können ihre Forderungen oder die Umsetzung ihrer Idee(n) den gegebenen Entwicklungen anpassen.
Außer „déi Lénk“ hat bisher keine politische Partei öffentlich Sympathie für die mehr oder weniger jungen Robin Hoods im „Bobësch“ bekundet. Nein, auch die Grünen nicht. Weder auf nationaler noch auf kommunaler Ebene. Das macht doch etwas stutzig. Gut, „déi Lénk“ und die BIGS („Biergerinitiativ Gemeng Suessem“), die sich seit Jahren gegen den Bau einer Umgehungsstraße und für den Erhalt des Waldes einsetzt, sind eng verflochten. Zu ihren Unterstützern zählen „Youth for Climate“ und das „Mouvement écologique“, eine Bewegung, der einst ein CSV-Umweltminister angehörte.
Heute soll übrigens der Tag sein, an dem die gesamte Erde ihre in einem Jahr nachwachsenden Rohstoffe bereits aufgebracht hat. Darüber sollte man nachdenken, wenn irgendwo Wald gerodet und Natur zubetoniert wird. Zumindest das haben die Waldbesetzer und jene, die ab heute im „Bobësch“ zelten, erreicht. Sie haben Aufmerksamkeit erregt. Was spricht dagegen?
spannende aussagen. das klang vor ein paar monaten an dieser stelle noch ganz anders.
Schade, dass hier nicht die Menschen zu Wort kommen, die in der Hauptstrasse in Bascharage wohnen.
Es muss viel mehr Aufmerksamkeit erregt werden. Wer will diese Umgehungsstraßen eigentlich noch? Wir wollen doch weniger statt noch mehr Autos! Versprechen uns die politischen Parteien, - nach der Sommerpause - dass das die letzten 'contournements' sein werden?
In den sozialen Medien ist viel zu wenig los zu dem Thema.
egal wast