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Von Monstern und jungen Männern: Gamescom öffnet für die Massen

Von Monstern und jungen Männern: Gamescom öffnet für die Massen

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Angela Merkel ist abgereist, jetzt ist Zocken angesagt. Nachdem sich auf der Gamescom einen Tag lang Branche und Politik feierten, dürfen nun auch Privatbesucher auf die Messe.

Die Kölner Messe ist ein Bau von monumentaler Schlichtheit: groß, kühl, funktional. Ein Ort, an dem man Anzüge und Aktentaschen vermutet. An diesem Mittwoch aber verwandelt er sich. Die Hallen: dunkler. Die Kleidung: greller. Die Lichter: überall. Willkommen auf der Gamescom.

Die Computer- und Videospielmesse zieht wie vielleicht kaum ein anderer Branchentreff in Deutschland auch das Massenpublikum an, vor allem das junge. Jahr für Jahr fiebert es dem «Geöffnet für alle» entgegen, dem Tag nach der offiziellen Eröffnung, der traditionell Wirtschaft, Politik und Medien vorbehalten ist. Nun ist es soweit. Die Hallen füllen sich schlagartig.

Um was es geht? Vor allem darum, neue Spiele anzutesten. «Ich habe den heutigen Tag gestern vorgeplant. Wenn alles klappt, schaffe ich fünf Spiele», sagt Paul. Das klingt nach nicht viel, hängt aber mit den berüchtigt langen Warteschlangen auf der Gamescom zusammen. Der 20-Jährige hat seine Route über das Gelände daher geplant wie ein Feldherr. Er ist zufrieden. Man erinnere sich doch nur an die Gamescom 2016, sagt er. Bei «Final Fantasy» habe man damals mit der surrealen Wartezeit von umgerechnet 16 Stunden rechnen müssen.

Spiele als Kulturgut

Das Motto der diesjährigen Gamescom lautet «Einfach zusammen spielen». Der Titel deutet schon ein wenig an, dass die Messe 2017 nicht mit bahnbrechenden Neuerungen aufwartet – auch wenn die Bundeskanzlerin digitale Spiele bei der Eröffnung als «Kulturgut, Innovationsmotor und Wirtschaftsfaktor von allergrößter Bedeutung» pries. Virtual Reality (VR) spielt immer noch eine große Rolle, wird aber nicht so aufgepumpt wie noch 2016. Bei der Technologie werden mit speziellen VR-Brillen komplett künstliche Welten erzeugt.

Umso klarer ist in diesem Jahr daher zu sehen, was die Gamescom neben einer Leistungsschau auch noch ist: ein Szene-Treff. In den Warteschlangen und an den Bildschirmen kommt man schnell ins Gespräch. «Es geht hier auch darum, Freunde zu treffen», sagt Marc, Vollbart und Profi. Er hat einen Campingstuhl dabei, als er sich in die Schlange zum Kriegs-Shooters «Call of Duty: WWII» einreiht.

Es sind immer noch vor allem junge Männer, die auf die Gamescom kommen. Aber es ist erkennbar, wie die Szene immer mehr im Mainstream ankommt. Wer sich früher ausgiebig mit Videospielen beschäftigte, unterlag einer vergleichbaren Wahrnehmung wie die vermeintlichen Käuze, die in Comicbuch-Läden mit Verkäufern fachsimpeln.

Seit 2009

Heute sprechen schon die Zahlen gegen die These von der Nische. Im vergangenen Jahr kamen rund 315.000 Privatbesucher zur Gamescom. Seit sie 2009 erstmals in Köln stattfand und damit die Gamesconvention in Leipzig ablöste, wächst die Messe. Und die Aussteller tun alles, um ihr Publikum zu umgarnen. Unter Bass-Gewummer werfen Einheizer T-Shirts von Bühnen. Und längst sind nicht nur Spiele-Firmen vertreten, sondern auch diverse andere Organisationen – von der Bundeswehr bis zum Evangelischen Jugendpfarramt Köln.

Die Subkultur ist so groß, dass sie weitere Subkulturen hervorbringt. Dazu zählen die Cosplayer, Videospielfans, die sich wie ihre Lieblingsfiguren verkleiden. Immer wieder begegnet man Pokémons, Jedi-Rittern und Fabelwesen. Wie es sich in Deutschland gehört, wurden für sie extra «Kostümgestaltungsregeln» veröffentlicht.

Alex und Jenny sind mit grell-orangenen Fellohren bestückt. Sie stellen die Figur «Gnar» aus «League of Legends» dar. An den neusten Spiele-Demos in den großen Hallen sind sie gar nicht so interessiert, es geht eher darum, Leute zu treffen. Alex sagt: «Das Warten ist mir ehrlich gesagt zu anstrengend».