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LuxemburgVon 18 bis 83: So alt sind die Kandidaten bei den Kommunalwahlen

Luxemburg / Von 18 bis 83: So alt sind die Kandidaten bei den Kommunalwahlen
 Grafik: Editpress

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In etwa drei Wochen finden die Kommunalwahlen in Luxemburg statt. 3.847 Kandidaten gehen ins Rennen, 1.134 Posten in den Gemeinderäten sind im Spiel. Wir haben uns die Wahllisten genauer angeschaut – und werden in den kommenden Wochen verschiedene Aspekte vorstellen. Heute geht es um das Alter der Kandidaten.

Nicht alle Daten vorhanden

Das Tageblatt hat die von den Parteien kommunizierten Daten analysiert. Allerdings wurden dabei nur die Proporzgemeinden beachtet, da das Alter der Kandidaten in den Majorzgemeinden in den allermeisten Fällen nicht bekannt war. Trotzdem: Das sind noch immer 3.241 von den 3.847 Luxemburger Kandidaten, die Teil dieser Analyse sind. Für Befort und Park Hosingen gibt es keine Altersangaben, in Mondorf hat nur die DP das Alter ihrer Kandidaten mit angegeben, wodurch die Zahlen für die Ostgemeinde nicht repräsentativ sind. Insgesamt wurde das Alter bei 11 Prozent der Kandidaten nicht kommuniziert. Die KPL hat überhaupt keine Altersangaben gemacht. Die DP und „déi Lénk“ sind die einzigen Parteien, die alle Kandidaten mit Alter auflisten. Wichtig ist auch zu erwähnen, dass verschiedene Parteipolitiker auf Bürgerlisten kandidieren.

Repräsentativität: Darum geht es bei der Analyse einer Kandidatenliste. Die Menschen, die in Luxemburg wohnen, sollen sich von ihren gewählten Politikern repräsentiert fühlen – und das geht nur, wenn die Auswahl stimmt. Das Tageblatt hat sich vergangene Woche die Parität zwischen den Geschlechtern genauer angeschaut. Diese Woche geht es um das Alter der Kandidaten, die sich für die Kommunalwahlen aufgestellt haben. Denn mit dem Alter ändern sich auch die Bedürfnisse der Bürger.

Das Durchschnittsalter der Kandidaten beträgt 47,06 Jahre – das der über 18-Jährigen, die in Luxemburg wohnen und somit wahlberechtigt sind, beläuft sich auf 47,09 Jahre. Das geht aus Zahlen vom 1. Januar 2023 des nationalen Statistikamtes Statec hervor. Heißt: Das Alter der kandidierenden Politiker deckt sich fast genau mit dem der Wahlberechtigten. Die 36- bis 65-Jährigen stellen zwei Drittel der gesamten Kandidaten dar. Ein Viertel der Politiker ist hingegen zwischen 18 und 35 Jahren alt. Gleichzeitig handelt es sich bei nur etwa 8 Prozent der kandidierenden Menschen um über 65-Jährige.

Durchschnittsalter der ADR-Kandidaten am höchsten

Die Partei mit den durchschnittlich ältesten Kandidaten ist mit 52,4 Jahren eindeutig die ADR. Die „Alternativ Demokratesch Reformpartei“ ist damit die einzige, die über 50 liegt. In den Kategorien 56 bis 65 Jahre, 66 bis 75 Jahre und 76+ Jahre hat die ADR prozentual die Nase vorn. Vor allem bei den Kandidaten über 75 Jahren zeichnet sich diese Tendenz klar ab. So gehen acht Menschen dieser Alterskategorie für die Partei ins Rennen. Die ADR belegt damit Platz zwei hinter der DP mit elf Kandidaten, die allerdings fast viermal so viele Anwärter auf die Gemeinderatsposten zählt.

Das durchschnittliche Alter ist auf den anderen Listen ansonsten recht ähnlich. Die Kandidaten der Piraten sind mit durchschnittlich 44,9 Jahren die jüngsten. Auffallend ist in dieser Hinsicht auch, dass sie prozentual gesehen am meisten 18- bis 25-Jährige in ihren Reihen zählen – knapp 9 Prozent ihrer Kandidaten fallen in diese Alterskategorie. Dazu muss allerdings erwähnt werden, dass die Piraten ein Drittel ihrer Listen ohne Altersangaben veröffentlicht haben.

Die Bürgerlisten und die Listen von „déi gréng“ befinden sich beide mit etwa 47,6 Jahren auf Platz zwei der Kandidatenpools mit dem höchsten Durchschnittsalter. Die Grünen werden aufgrund ihres Themenschwerpunktes Umwelt oft als Partei für jüngere Menschen betitelt. Auffallend ist, dass sie in der Kategorie 18 bis 25 Jahre mit knapp 4 Prozent auf dem vorletzten Platz stehen. Nur Fokus, bei der kein einziger Kandidat dieser Alterskategorie auf einer ihrer drei Parteilisten steht, schneidet noch schlechter ab. Doch auch hier muss angemerkt werden: Die komplette Fokus-Liste für Differdingen beinhaltet keine Altersangaben.

Das Durchschnittsalter der DP-, CSV- und LSAP-Kandidaten beträgt zwischen 46 und 47 Jahre. Bei „déi Lénk“ liegt es bei 45,3 Jahren – bei den 26- bis 35-Jährigen belegt diese Partei mit 20,7 Prozent Platz eins.

Wiltz ist jünger als Walferdingen

Die durchschnittlich ältesten Kandidaten sind mit 52,6 Jahren in Walferdingen zu finden. Auch Frisingen, Bartringen, Kopstal, Mamer, Schüttringen, Schengen und Steinfort liegen über 50. Die ältesten Gemeindelisten befinden sich damit prinzipiell eher zentral bzw. im Südosten des Landes. Die jüngsten Listen sind in Ettelbrück, Habscht und Wiltz zu finden – dort sind die Kandidaten durchschnittlich 41,6 Jahre alt.

Die Listen in Luxemburg-Stadt repräsentieren mit 47,8 Jahren den nationalen Durchschnitt von 47 Jahren. Die Escher Wahllisten liegen hingegen etwas darunter: 43,6 Jahre alt ist der durchschnittliche Kandidat in der Südstadt. Bis auf Roeser und Dippach mit 43,3 Jahren ist Esch damit die jüngste Gemeinde im Minett. In Dippach befindet sich außerdem die jüngste Kandidatenliste Luxemburgs. Die DP tritt dort mit Politikern an, die im Durchschnitt 32 Jahre alt sind. Die älteste Liste ist mit 63 Jahren hingegen in Käerjeng zu finden und wird von der ADR gestellt.

Älteste und jüngste Kandidaten

Zwölf Kandidaten sind 18 Jahre alt – das Mindestalter, um bei einer Kommunalwahl antreten zu dürfen. Sieben davon stehen auf einer DP-Liste. Nur 5,47 Prozent der kandidierenden Menschen sind 18 bis 25 Jahre alt. Das andere Ende des Spektrums ist allerdings noch schlechter vertreten: Etwa ein Prozent der Kandidaten haben schon ihren 76. Geburtstag gefeiert und vier sind über 80 Jahre alt. Drei davon gehören der ADR an. Die beiden ältesten Kandidaten können auf 83 Jahre Lebenserfahrung zurückschauen.

Junge Menschen sollen Politik mitgestalten

Michèle Schilt ist stellvertretende Direktorin des „Zentrum fir politesch Bildung“
Michèle Schilt ist stellvertretende Direktorin des „Zentrum fir politesch Bildung“ Foto: Editpress-Archiv/Didier Sylvestre

„Jeder junge Mensch, der auf einer Kandidatenliste steht, ist ein Gewinn.“ Das sagt Michèle Schilt, stellvertretende Direktorin des „Zentrum fir politesch Bildung“ (ZpB), dessen Ziel es ist, den Einstieg in die Politik für junge Menschen so einfach wie möglich zu gestalten. Für die Kommunalwahlen hat das Zentrum deswegen auch die Publikation „Gemeindewahlen im Jugendhaus“ erstellt, die Jugendarbeitern dabei helfen soll, die Jugendlichen an das Thema Wahlen heranzuführen. „Meine Erfahrung ist, dass junge Menschen nicht weniger an Politik interessiert sind wie der durchschnittliche Erwachsene“, sagt Michèle Schilt.

Doch: Überall in der Gesellschaft – auch bei der Jugend – sei es allerdings so, dass die Bereitschaft zu Engagement zurückgehe, weil das mit dem Lebensstil schwer vereinbar sei. „Das sagt der Basketballklub genauso wie die lokale CSV-Sektion“, gibt Schilt zu bedenken. Die Parteien hätten ohnehin schon allgemein Probleme damit, ihre Listen zu füllen – das sei dann nicht anders, wenn es darum gehe, junge Menschen zu rekrutieren.

Um Kinder und junge Menschen für die Politik zu begeistern, könne man sie zuerst an das Engagement in einem Klub heranführen und dann erst in einer nächsten Etappe politische Bereitschaft fördern. Das ZpB sei eigentlich auch in der Pflicht, politisches Engagement zu fördern. „Das haben wir ganz ehrlich bis jetzt nur am Rande gemacht. Wir hatten den jungen Menschen bis jetzt auch eher als Wähler im Blick, und nicht als Kandidat“, sagt Schilt. Dabei seien junge Menschen diejenigen, die von der Politik potenziell am längsten betroffen seien. „Deswegen ist es wichtig, dass sie diese auch mitgestalten können.“

den tutebatty
19. Mai 2023 - 19.56

Mit 83 fängt für manche das Leben erst an! " Den avenir läit an der Zukunft " ( Colette Flesch dixit)