Sie haben ganz eigene Vorstellungen, wie Ihre Wohnung aussehen soll, finden sie aber nicht auf dem Markt, und ein Haus ist Ihnen zu teuer oder entspricht nicht Ihren Vorstellungen? In dem Fall ist eine Baugemeinschaft vielleicht die Lösung: Sie schließen sich mit Gleichgesinnten zusammen und entwerfen die Wohnresidenz und die einzelnen Wohnungen nach Ihren eigenen Wünschen. Der Vorteil liegt auf der Hand: Die Beteiligten sind von Anfang an – von der Planung bis zur Realisierung – direkt in die Ausarbeitung eingebunden. Zu diesem Zweck kauft oder pachtet die Gruppe zusammen ein Grundstück. Die Einzelpersonen brauchen dafür keine Gesellschaft zu gründen, sondern unterschreiben die Verträge wie die Grundstückspapiere beim Notar im eigenen Namen.
Ein weiterer Vorteil, neben der Verwirklichung eigener Ideen, dürften die geringeren Kosten sein. Laut Angaben der Gemeinde ermöglicht diese Form des Wohnens einen niedrigeren Preis im Vergleich zu einem herkömmlichen Kauf. Erfahrungsgemäß würden die Gemeinkosten für Wohnungen und Häuser insbesondere durch die Nutzung der Fähigkeiten der Mitglieder der Gemeinschaft oder die Einsparung von Maklergebühren um 15 bis 20 Prozent sinken. Alle Kosten sind von den Bauherren selbst zu tragen; die Gemeinde verkauft oder verpachtet lediglich das Grundstück.
Über Erbpacht vermietet
Noch bis vor einigen Jahren war es kompliziert, einen solchen Plan zu verwirklichen. Tat sich eine Gruppe von Privatpersonen zusammen, um ein Projekt dieser Art zu verwirklichen, war es schwierig, von einer Bank die nötige Finanzierung zu erhalten, zudem gab es Unklarheiten notarieller und rechtlicher Art.
2017 wagte die Stadt Luxemburg zum ersten Mal das Experiment und stellte zwei Grundstücke, eins in Belair und eins in Bonneweg, für Baugemeinschaften („groupements d’habitat participatif“) zur Verfügung. Die beiden Grundstücke wurden damals über Erbpacht vermietet. Eines der Projekte wurde bislang fertiggestellt, beim zweiten würden die Arbeiten Ende dieses Jahres beginnen.
Nun bietet die Stadt wieder vier Grundstücke für Baugruppenprojekte an. Die erste Parzelle mit einer Fläche von 5,74 Ar befindet sich in Merl (4, rue de la Barrière) und bietet Platz für sieben bis neun Wohnungen; zwei weitere in Hollerich (39, rue Giselbert und 68, rue Baudouin) von 3,95 und 0,96 Ar bieten Platz für sechs bis acht bzw. drei bis vier Wohnungen. Die Vierte im Neudorf (73, rue du Kiem) hat eine Fläche von 14,39 Ar und ist für vier bis sechs Wohnungen gedacht. Die Grundstücke können gekauft oder auf 99 Jahre gepachtet werden.
Die Bewerbungen für ein Grundstück können bis zum 12. Januar kommenden Jahres eingereicht werden. Teilnahmeberechtigt sind Gruppen bestehend aus Einzelpersonen, die weder Eigentümer, Erbpächter oder Nutznießer einer Wohnung oder eines Baugrundstücks sind, noch Anteile an einer Gesellschaft halten, die eine oder mehrere Wohnungen besitzt. Außerdem müssen die Bewerber ihren Hauptwohnsitz dauerhaft in der Wohnung haben; eine Vermietung ist nicht gestattet. Die Gemeinde behält das Vorkaufsrecht.
Workshops geplant
Detailfragen zu Prinzip und Funktionsweise einer Baugemeinschaft, wie z.B. wie man eine Gruppe findet, wie sie organisiert ist, welche Rechtsform sie hat, wie die Finanzierung vonstattengeht, und wahrscheinlich noch eine Fülle anderer Fragen, werden Interessierten in speziellen Workshops (siehe Infobox) beantwortet. Die Teilnahme an diesen ist für die Bewerber um ein Grundstück obligatorisch. Die Workshops bieten auch denjenigen Interessierten, die noch keine Gleichgesinnten kennen, die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen, die zu einer Baugemeinschaft führen können.
Entscheidend bei der Auswahl der Kandidaten sei allerdings nicht deren Wunsch, das jeweilige Grundstück zu kaufen, auch wenn dies wesentlich einfacher für die Gemeinde ist, sondern das gemeinsame Projekt der Gruppe, auf dessen Basis sie zusammenleben wollen, sagte Bürgermeisterin Lydie Polfer bei der Vorstellung des Projekts.
Demnach gilt also auch hier der Rat „Drum prüfe, wer sich bindet“, wenn man am Ende keine bösen Überraschungen erleben möchte.
Workshops
Drei Workshops sind geplant: am 20. und 28. September sowie am 4. Oktober, jeweils um 18.00 Uhr im Verwaltungsgebäude „Rocade“, 3, rue du Laboratoire.
Einzelheiten zum Projekt finden Sie unter habitatparticipatif.vdl.lu
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