Jedes Menschenleben ist genauso viel wert. Doch die Reaktionen auf unnatürliche Todesarten fallen in der Bevölkerung in der Regel sehr verschieden aus. Bei insgesamt 35 tödlich endenden Verkehrsunfällen mussten voriges Jahr 36 Menschen ihr Leben lassen. 267 Menschen wurden bei diversen Unfällen schwer verletzt. Dies geht aus den am Vortag des Nationalfeiertags von Mobilitätsminister François Bausch vorgestellten Verkehrsstatistiken des Jahres 2022 hervor. Im Vergleich zu Mordopfern und Drogentoten (2022 gab es neun Morde, 2020 sechs Drogentote) „genießen“ Verkehrsunfallopfer in der Regel weniger politische Aufmerksamkeit.
Wie wir gerade erst im Gemeindewahlkampf sehen konnten, werden Morde und Straftaten, welche die Sicherheit der Bevölkerung gefährden, gerne für politische Zwecke gebraucht. Es gab kaum eine Partei, die in den größeren Gemeinden nicht mit mehr Sicherheit durch mehr Polizeipräsenz um Wählerstimmen warb. Jeder möchte nachts wieder sicher über die Straße gehen können, Sicherheit im Straßenverkehr wird selten mit der gleichen Vehemenz gefordert.
Werden aber mehr Verkehrskontrollen durchgeführt oder Radare aufgestellt, dann regt sich die Volksseele auf, manchmal geht gar die Rede von einem Überwachungsstaat. Ein Strafzettel von 49 Euro für zwei km/h über dem Geschwindigkeitslimit mag einerseits pedantisch erscheinen (eine höhere Toleranzgrenze wäre vielleicht angebracht), doch andererseits ist es eigentlich unverständlich, dass Maßnahmen zur Steigerung der Verkehrssicherheit von vielen Seiten verpönt sind.
Auf Radio 100,7 erklärte François Bausch vor kurzem, dass Länder wie die Schweiz oder Schweden bewiesen hätten, dass durch mehr Kontrollen und die Angst, bestraft zu werden, die Menschen wesentlich mehr auf die Geschwindigkeit achteten. Repression sei demnach auch Prävention. Man muss nicht grundsätzlich mit dem Prinzip der Repression einverstanden sein, wenn es um Strafverfolgung geht. (Bereits mehrere Male wurde an dieser Stelle argumentiert, dass z.B. Repression gegen Drogenhandel so gut wie nichts nützt.)
Wenn Autofahrer aber nun aus Angst vor Bestrafung nur einige Kilometer langsamer fahren, könnte das Menschenleben retten. Und in diesem Fall heiligt der Zweck – weniger Tote auf den Straßen – wohl die Mittel. Leider gibt es noch immer Menschen, die jede Geschwindigkeitskontrolle als einen Eingriff in ihre Privatsphäre ansehen. Diese Leute sollten sich selbst die Frage beantworten, warum sie eigentlich der Meinung sind, schneller fahren zu dürfen, als die Straßenverkehrsverordnung es erlaubt, oder unter Drogeneinfluss. „Weil es Spaß macht“ oder „Ich weiß, dass ich ein guter Fahrer bin“ sind Begründungen, die ich mir schon anhören musste. Und alleine schon, weil bei diesen Menschen Argumentieren sinnlos ist, müssen andere Verkehrsteilnehmer vor ihnen geschützt werden. Die Familien der 36 Todesopfer aus dem vorigen Jahr wären im Nachhinein bestimmt mehr als froh, wenn am Schicksalstag wenigstens eine Kontrolle mehr stattgefunden hätte.
@Glariana und Lakert
Könnte ja sein, dass bei einem der 35 Unfälle zwei Personen tödlich verletzt wurden?
@ Glariana / Beim Bausch geet dât ne esou genau.
"Bei insgesamt 35 tödlich endenden Verkehrsunfällen mussten voriges Jahr 36 Menschen ihr Leben lassen."
Ist einer 2 Mal gestorben, der Artikel ist etwas unklar. ?
@Beat Mosimann
Sorry das ist Unsinn, nach 50 Jahren Zürich denke ich beurteilen zu können wie der Verkehr sich dort entwickelt hat. Bin momentan dort und erlebe die Gelassenheit der Verkehrsteilnehmer. Meine Tochter ist Lehrerin in Zürich, nur mit dem Velo unterwegs und rundum zufrieden, wie tausende andere Velofahrer auch, die dankbar sind für ihre sicheren Radwege. Wenn der motorisierte Verkehr ein wenig zurückstecken muss, ist das kein Unglück, sondern eine lebenswerte Qualität. Und ich finde es sehr begrüßenswert will Luxemburg dem Velo mehr Platz geben.
Leute die sich ob einer solchen Verkehrspolitik nerven, sind nur nervig.
@ Erwin Müller / In ihren 2 Kommentaren beschreiben sie genau die Situation und die Ursachen.
@ liah1elin2 / Habe beruflich viel Zeit in verschiedenen Schweitzer Städten verbracht. Die Verkehrssituation war dort nicht besser als hier. Z.B. Mehr als einmal hatte ein Taxifahrer seinen Fernseher auf dem Beifahrersitz und verfolgte während der Fahrt "seine" Sendung.
Das habe ich noch nie in LUX erlebt!
@Erwin Müller
In der von Herr Bausch erwähnten Schweiz lebte ich die meiste Zeit. Und siehe da, dort funktioniert das von Ihnen verteufelte System und wer sich nicht daran hält, ist ganz schnell mal seinen Führerschein los. Ist wohl auch eine Mentalitätsfrage sich an Verkehrsvorschriften zu halten. Und die Schweiz ist ein bürgerlich regiertes Land mit ein paar grünen Städten und einer vernünftigen Verkehrspolitik. Und an den unvernünftigen Verkehrsteilnehmer verdient der Staat gutes Geld, was begrüßenswert ist.
Und dann die grüne Mär des guten Radars, welcher die Strassensichtheit gewährleistet... Sorry aber wenn man so einen Müll lesen bzw. hören muss, verliert man doch jeglichen Glauben an diese Regierung. Die Radars haben nur einen Zweck, die Staatskasse zu füllen und dies gelingt auch. Die Leute sind aufgrund des immer schlimmer werdenden Verkehrs so genervt, dass die Hemmschwälle für leichtsinnige Manöver sinkt, dies wird jedoch nie thematisiert... Selbst Herr Bausch gibt es zu, 2km/h ==> 49€, ist dies nun bei leerer, gerader Strasse wirklich eine grössere Gefahr, als jemand der mit Zigarette in der einen und Hand in der anderen Hand mit 10 km/h zu wenig am Radar vorbeifährt und mir seinem unkontrollierten Verhalten und stark reduzierter Reaktionszeit den ganzen Verkehr um sich herum gefährdet? Aber dazu gibt es kein Kommentar, es braucht mehr Radars trotz klarer Statistik dass dies NICHTS nützt. Herr Bausch vertritt hier nur das Interesse der Staatskasse, ihm liegt absolut nichts an der Sicherheit der Bürger.
Interessant, war es nicht diese Regierung, welche mit ihren Reformen der Polizei dafür gesorgt haben, dass die Presenz massiv zurückgefahren wurde, dass die Polizei vollkommen unterbesetzt ist und die Kriminalität rapide steigt? Naja, die Prioritäten eines Herr Bauschs waren noch nie von einer Logik geprägt... Das Hauptproblem ist nicht das Rasen, dies ist eine direkte Kosequenz des unmöglichen Verkehrs auf unseren Strassen, welche immer dazuführt, dass mehr und mehr Fahrer extrem genervt sind, da es keine adequaten Alternativen gibt. Da Hilft es natürlich sehr, wenn man auf bereits überlastete und zu enge Strassen noch Fahrradwege aufzeichnet um behauten zu können man hätte zwisch Kilometer Fahrradwege geschaffen. (Siehe den Wahnsinn in der rue des Aubépines, Strassen). Man kann nur hoffen dass Luxemburg endlich einsieht dass die Grünen wahrlich nichts in einer Regierung zu suchen haben, da es ihnen klar an nötigen Kompetenzen fehlt.
"..doch andererseits ist es eigentlich unverständlich, dass Maßnahmen zur Steigerung der Verkehrssicherheit von vielen Seiten verpönt sind." Genau so ist es. Ob Radare gegen Raser oder Pusten gegen Alkohol usw. wenn wir alle mit dem Verstand fahren würden und die Regeln einhielten,bräuchte es die ganze Diskussion nicht. Nach dem Motto " Niemand mag kann mich leiden,aber ich treibe es auch dem entsprechend" wird dann gegen Minister und Polizei gewettert.