Die Zusammenarbeit in der Großregion nimmt seit zehn Jahren ihren Lauf. Die Initiative der «Europäischen Universitäten» des französischen Präsidenten Emmanuel Macron brachte neue Impulse. Diese will die Universität der Großregion, kurz UniGR, verstärkt nutzen, um ihr ehrgeiziges Vorhaben umzusetzen, in Europa einmal eine Vorbildfunktion einzunehmen.
Die Idee der grenzüberschreitenden universitären Zusammenarbeit ist nicht neu. Bereits vor zehn Jahren haben sich die Universität Lüttich, die Technische Universität Kaiserslautern, die Universität des Saarlandes, die Universität Trier, die Universität Lothringen und die Universität Luxemburg zusammengeschlossen, um die grenzüberschreitende Lehre und Forschung zu fördern. Regelmäßig treffen sich ihre Präsidenten und Rektoren im Rahmen des Verwaltungsrates der UniGR, die seit 2015 als gemeinnütziger Verein nach luxemburgischem Recht fungiert, um die strategischen Entscheidungen abzusprechen.
Beeindruckende Dimensionen
Mit 135.000 Studierenden in vier Ländern, 6.500 Promovierenden und 10.000 Dozenten sowie einem Unterricht in drei Sprachen kann sie sich durchaus sehen lassen. Das spezifische Großregion-Angebot umfasst 19 grenzüberschreitende Studiengänge, vornehmlich in den sogenannten «Leuchtturmbereichen» Biomedizin, Border Studies und Materialwissenschaften mit Ressourceneffizienz.
So wurde 2016 eine Studie über Transport, Lagerung und Formgebung von industriell relevanten Partikeln gemeinsam durchgeführt und finanziert, die sich mit der Verarbeitung von Stoffen in granularer Form beschäftigt hat und für die Lebensmitteltechnologie, die Pharmaindustrie und die Bauwirtschaft von Bedeutung war. Beteiligt waren die Universitäten Lothringen, Saarland, Lüttich, TU Kaiserslautern und Luxemburg. Das Projekt wurde mit über 3,5 Millionen Euro an EU-Geldern unterstützt.
Lüttich, Luxemburg, Lothringen und Kaiserslautern sowie eine Reihe strategische Partner aus der Privatwirtschaft finanzierten 2017 ein Studienprojekt, das darauf abzielt, Ausrüstung, Hardware und Infrastruktur im Bereich der thermischen Gebäudeenergie zwischen den Forschungszentren und Laboren der Großregion zu verbinden.
Dieses Jahr läuft ein umfangreiches Projekt auf dem Gebiet der Grenzraumforschung, das die Schaffung eines digitalen Dokumentationszentrums vorsieht. Eine Internetseite und eine Reihe Seminare, die im Haus der Großregion in Esch/Alzette organisiert werden, sollen den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft fördern und die Sichtbarkeit vergrößern.
Ein Semester an jeder Uni
Mit dieser Zusammenarbeit wollen die sechs Partner einen Hochschulverbund schaffen, der weltweit als Modell gelten kann. Es gibt in Europa zwar grenzüberschreitende Zusammenarbeit, die Dimension von UniGR ist jedoch einmalig. Das Projekt soll das Studieren, Lehren und Forschen «ohne Grenzen» möglich machen und den Universitäten eine größere internationale Sichtbarkeit geben. Es versteht sich zudem als Motor der Großregion und richtet deshalb seine Arbeiten vorrangig auf die wirtschaftlichen Gegebenheiten der Großregion aus.
Das Studium – in drei Sprachen angeboten und in den vier Partnerländern anerkannt – soll zudem die Mehrsprachigkeit in der Großregion fördern und die Studierenden auf den Arbeitsmarkt vorbereiten. «Wir wollen ihnen ein Gefühl für Europa vermitteln und sie auf den europäischen Zusammenhalt vorbereiten», hieß es am Präsidententisch.
Konkret muss man sich das so vorstellen, dass die Studenten die Möglichkeit bekommen, ein Semester an jeder Uni zu absolvieren. Das vergrößert die Vielfalt an Kursen und erlaubt ihnen, in unterschiedlichen Systemen zu studieren und damit neue Forschungsfelder und Methoden kennenzulernen.
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