Coronavirus belastet Abiturient(inn)enUngewissheit ist keine Freundin der Motivation

Coronavirus belastet Abiturient(inn)en / Ungewissheit ist keine Freundin der Motivation
 Foto: Editpress/Marco Goetz

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Francesca macht Abitur. Nach den Osterferien sollen die Schüler zurück auf die Schulbank. Voraussichtlicher Start der Examen: 25. Mai. Danach Diplomüberreichung, Ferien und Einschreibung an der Uni. Aber wird das so sein? Nichts von alldem ist heute sicher. Und genau das bereitet Francesca, wie wohl anderen Abiturient(inn)en auch, Sorgen. Die Ungewissheit ist halt keine Freundin der Motivation.

Francesca hat sich auf ihr Abiturjahr gefreut. Wie wohl viele andere auch. Auf die feierliche Diplomüberreichung, auf ein schönes Kleid, auf ein Fest für die ganze Familie, auf eine Reise quer durch Europa und ganz besonders auf die Einschreibung an der Uni. Vor allem auf ein neues Kapitel ihres Lebens.

Das alles und noch viel mehr hat sie angespornt, seit Schulbeginn bei der Stange zu bleiben, um das Examen zu bestehen. Nicht immer ist ihr das leichtgefallen. Aber sie war motiviert und vor allem hatte sie ein klares Ziel vor Augen. Jeden Tag. Ein Countdown bis zum Beginn der Examen am 25. Mai. 

Motivation leidet

Jetzt, da nichts mehr sicher scheint und alles infrage gestellt ist, liegt die Motivation etwas am Boden.
Seit dem 16. März darf Francesca nicht mehr zur Schule. Lernen soll sie trotzdem – von zu Hause aus. Genau das sei nun leicht problematisch: „Das Ziel, an dem ich mich die letzten Monate festgehalten habe, ist verschwommen. Die Schule sollte für zwei Wochen ausgesetzt werden, jetzt sind es drei. Wird es dabei bleiben? Was wird sich noch alles ändern? Werden die Examen wie geplant stattfinden? Und selbst wenn, werden wir dann anschließend die Sachen machen können, die wir uns seit langem vorgenommen haben?“

Was selbstständiges Lernen bedeutet, kennt Francesca von Freundinnen, die bereits an der Uni studieren. Diese Disziplin aber bereits jetzt zu verlangen, quasi von heute auf morgen, das sei etwas anderes, neu, sagt sie: „Für uns, auf der letzten Klasse des Gymnasiums, wirkt das unter den jetzigen Umständen etwas befremdend. Wir haben das nicht ,geübt’. Alleine in seinem Zimmer zu sitzen und zu lernen, ist anders als in der Schule zu sein, den direkten und gewöhnten Kontakt mit den Lehrern zu haben. Vor allem auch den Kontakt unter uns Schüler(inne)n.“ Teamwork scheint besonders auf einer Abiturklasse sehr wichtig.

Zu viele Prüfungen

Vor allem die noch ausstehenden Prüfungen bereiten Francesca und ihrer Abiturklasse Sorgen: „Wir wissen nicht genau, wie das nach den Osterferien sein wird. Die Prüfungen, die in der Woche vor den Ferien sein sollten, wurden nun auf die Woche danach verlegt. Allerdings sind da bereits Prüfungen angesetzt. Ich weiß jetzt ehrlich nicht, wie das gehen soll. Ich verstehe, dass die Schule nichts dafür kann, wir aber auch nicht. Denn wir müssen unsere Hausaufgaben machen, uns selber das Programm beibringen und gleichzeitig noch für die Prüfungen und ‚nebenbei’ dann auch für die Examen lernen. Und werden wir nach Ostern normalen Unterricht haben oder nur Wiederholungen?“

Es sei schon richtig, so Francesca, dass sie jetzt über viel Zeit verfügt, um zu lernen, aber: „Ich weiß nicht genau, wie ich mich organisieren soll, um am Ball zu bleiben und das Examen bestehen zu können.“

Der Austausch mit den Lehrern über die App „Teams“ klappe recht gut. Unter Mitschülerinnen schreibe man sich, aber das sei nicht so optimal: „Sonst saßen wir gemeinsam in der Bibliothek, haben uns gegenseitig motiviert und gescherzt. Es fehlt jetzt einfach ein wirklich strukturierter Plan.“

Allgegenwärtiges Virus

Gut gefallen aber habe ihr die Videobotschaft von Bildungsminister Claude Meisch. Aber was seine Worte ganz genau in der Praxis bedeuten, ob in den Examen wirklich nur das geprüft wird, was bis zum 13. März in der Klasse behandelt wurde, sei ihr (noch) nicht ganz klar.

„Außerdem ist es ja nicht so, dass wir zu Hause sind, frei von allen anderen Einflüssen und Gedanken und uns einfach nur aufs Lernen konzentrieren können. Das Virus ist allgegenwärtig, in den Medien, in den Gesprächen, und das beunruhigt schon. Am meisten belastet mich, dass ich morgens aufwache und nicht weiß, wie es weitergehen wird.“

Das weiß zurzeit leider wohl niemand. Francesca und ihren Klassenkamerad(inn)en macht das aber zu schaffen. Ihnen bleibt die Hoffnung, am Ende des Schuljahres ihr Abiturzeugnis in Händen zu halten. Alles andere wird sich dann irgendwie ergeben. Willkommen im Leben.