Ein „wirklich spannendes Thema“ verspricht der Präsident des Umweltbundesamts (UBA), Dirk Messner, während er die Studie mit dem Titel „Umweltbewusstsein in Deutschland 2022“ in die Kameras hält. An der rechten Seite des 87 Seiten umfassenden Berichts kleben mehrere hellrote Klebezettel. „Sie sehen schon an den vielen Schnipseln: Ich habe mich sehr intensiv mit der Studie beschäftigt“, sagt Messner. Dabei gebe es aus seiner Sicht vor allem drei Kernergebnisse, die er aus der Untersuchung gelernt habe. Zum einen hätten die Menschen ein hohes Umwelt- und Problembewusstsein. Zum anderen hätten sie das Gefühl, dass dringend gehandelt werden müsse. Drittens spürten zugleich aber viele „Sorge und Unsicherheit, ob das alles sozial und wirtschaftlich gut zusammengehen kann“.
Das ist das Spannungsfeld, in dem sich die Umweltbewusstseinsstudie des Umweltministeriums und des UBA bewegt. Die Untersuchung wird bereits seit 1996 im zweijährigen Rhythmus durchgeführt und beschäftigt sich mit den umweltbezogenen Einstellungen und Verhaltensweisen der Bürger im Land.
Laut den neuesten Zahlen aus dem vergangenen Jahr steht der Umwelt- und Klimaschutz für die Menschen im Land auf Platz fünf der wichtigsten Herausforderungen. Für 57 Prozent der Menschen ist das Thema demnach sehr wichtig. Dass dieser Wert vor zwei Jahren mit 65 Prozent noch etwas höher lag, beunruhigt UBA-Chef Messner nicht. Er spricht von einer „kleinen Delle“, ausgelöst durch neue Themen wie Pandemie, Krieg und Inflation. Stattdessen betont der UBA-Präsident, dass es über alle Altersgruppen hinweg ein großes Problembewusstsein gebe. „Wir haben keinen Generationenkonflikt um Umwelt- und Klimaschutz“, sagt er. Dass 91 Prozent der Befragten angeben, einen umwelt- und klimafreundlichen Umbau der deutschen Wirtschaft zu unterstützen, bezeichnet Messner als „enorm wichtig“.
Unsicherheiten und Sorgen
73 Prozent der Befragten geben an, dass die Klimafolgen ihrer Gesundheit äußert stark oder stark schaden können – ein Zuwachs von 14 Prozentpunkten gegenüber 2016. Konkret halten 75 Prozent der Befragten die Verringerung von neuem Plastikmüll in der Natur für eine zentrale Aufgabe der Politik. Ähnlich viele, 72 Prozent, erachten es zudem für sehr wichtig, dass die Politik die Kreislaufwirtschaft fördert. Damit ist gemeint, dass Rohstoffe und Güter stärker wiederverwertet werden. „Gegen die weltweite Plastikvermüllung wollen wir international bis 2024 ein rechtlich verbindliches Abkommen erreichen“, stellt Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hierzu in Aussicht.
Und dennoch zeigen die Ergebnisse auch, dass der notwendige Wirtschaftsumbau bei vielen Menschen Unsicherheiten und Sorgen auslöst. So erwarten drei von vier Befragten, dass die Folgen des stärkeren Klimaschutzes die Schere zwischen Arm und Reich vergrößern werden. 39 Prozent äußern die Angst vor einem sozialen Abstieg aufgrund des Umbaus. Unter den Befragten mit niedrigem Einkommen trifft das sogar auf rund die Hälfte zu.
Dirk Messner betont, dass die Transformation in eine klimaneutrale Gesellschaft „kein Spaziergang, sondern ein Marathon“ werde. Das Gute sei, dass man wisse, was geschehen müsse. Weiter mahnt er, der Wirtschaftsumbau müsse sozialverträglich erfolgen, „wenn wir die Menschen auf dem Weg dorthin nicht verlieren wollen“.
Über Aktionsformate nachdenken
Ähnlich sieht das Anja Weisgerber (CDU), Sprecherin der Unionsfraktion für Umwelt und Verbraucherschutz. Der UBA-Bericht zeige, dass die Menschen bei den Maßnahmen der Politik mitgenommen werden wollten. „Wir müssen die Menschen beim Umwelt- und Klimaschutz unterstützen, zum Beispiel durch steuerliche Anreize oder Förderprogramme“, teilt die CDU-Politikerin auf Anfrage mit. Dem schließt sich Nina Scheer an, die klimaschutzpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion. Anpassungsmaßnahmen müssten dem staatlichen Schutzauftrag gerecht werden, was bedeute, dass niemand im Stich gelassen werden dürfe. Greenpeace-Sprecherin Clara Thompson appelliert derweil an alle politischen Kräfte: „Diese Studie ist ein unmissverständlicher Auftrag an jede Partei, tragfähige Antworten auf die wachsenden Herausforderungen der Klimakrise zu geben.“
Übrigens: Auch mit der Einstellung der Menschen zum Klimaaktivismus beschäftigt sich die Studie. Dabei zeigt sich ein geteiltes Bild: Während eine Mehrheit (61 Prozent) Methoden wie Straßenbesetzungen ablehnt, stimmt ein ebenso großer Anteil den inhaltlichen Forderungen der Aktivisten zu. Für Dirk Messner ist klar, was daraus folgt: „Ich würde den Mitgliedern der Letzten Generation empfehlen, über ihre Aktionsformate nachzudenken.“
Gibt es nicht ein Gesetz das es verbietet die öffentliche Strassen zu blockieren? Wenn ja kann man ja die Kleber legal entfernen
Kleben lassen bis die Hose voll ist. Basta.