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LuxemburgTrophäenjäger auf der Pirsch? Jäger reagieren auf Abschuss-Statistik der Regierung

Luxemburg / Trophäenjäger auf der Pirsch? Jäger reagieren auf Abschuss-Statistik der Regierung
 Foto: Editpress/Alain Rischard

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Sind einige Jäger in Luxemburg auf Trophäen aus? Darauf weisen Zahlen des Umweltministeriums hin. Der Jagdverband ist anderer Ansicht. 

Wann man wie viel schießen darf

Die Berechnung zur Erstellung der Abschussquoten basiert auf den Zahlen der vorherigen Jahre und dem Wildschaden. Für Hirsche, Damhirsche und Mufflons wird auch die lokale Verbreitung in Betracht gezogen. Die Zahlen werden anschließend von regionalen Jagd-Kommissionen auf Basis lokaler Erfahrungswerten angepasst. Schlussendlich werden die Quoten vom Umweltministerium auf Basis dieser Vorschläge bestimmt und durchgesetzt.

Jagdsyndikate und -pächter können Anpassungen der Quoten anfragen, falls es zu größeren Veränderungen in der Wildtierbevölkerung kommen sollte.

Bei drei Tierarten – Hirsch, Damhirsch und Mufflon – gibt es in Luxemburg unterschiedliche Abschussquoten für weibliche, männliche oder Jungtiere. Das bedeutet auch: Bei diesen Arten wird erfasst, wie viele der geschossenen Tiere männlich oder weiblich waren. Das erklärt Umweltministerin Joëlle Welfring („déi gréng“) in einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der CSV-Abgeordneten Martine Hansen. 

Bei den drei Wildarten sei der Abschussplan bei den männlichen Tieren „wesentlich besser“ erfüllt als bei den weiblichen, sagt die Umweltministerin  „Dies könnte darauf hinweisen, dass die Jagd in Luxemburg teilweise noch trophäenorientiert ist.“ Dabei sei eine „effiziente Regulierung der Population“ nur dann möglich, wenn stark in den weiblichen Bestand eingegriffen würde. 

Genaue Vorgaben für die Jäger

„Die Ansicht, dass die Luxemburger Jagd noch teils trophäenorientiert ist, teile ich nicht“, sagt Marc Reiter, Vizepräsident des Luxemburger Jagdverbandes „Fédération St. Hubert des chasseurs du Grand-Duché de Luxembourg“ dem Tageblatt. Die Regierung gebe den Jägern genau vor, was sie überhaupt schießen dürften – deshalb erhalte man beim Jagen sogenannte „Marken“. Diese bestimmten, wie viel man minimal schießen müsse – und maximal schießen dürfe. „Wir als Verein setzen uns auch ein, wenn wir bemerken, dass die falsche Art von Wild gejagt wird“, sagt Reiter. Die „aktuelle Ideologie der Politik“ würde allerdings dazu führen, dass man Jäger schnell in einen Topf werfe. „Nur weil manche schwarze Schafe existieren, müsse man die Jagd aber nicht komplett verbieten“, meint der Jäger.

Man sei nicht automatisch ein Trophäenjäger, wenn man männliches Wild schieße. Jäger würden heutzutage schnell pauschalisiert werden, doch „dahinter steckt mehr Populismus als Wahrheit“, so Reiter. Als Föderation setze sich der Jagdverband dafür ein, dass in den Wildpopulationen im Wald eine gesunde Altersstruktur bestehe. Dafür müsse man vermehrt weibliche Tiere schießen: „Wenn zu viel weibliches Wild im Wald ist, trägt man zur Vergrößerung des Bestandes bei“, sagt Reiters. „Wir fordern unsere Mitglieder dazu auf, wirklich aufzupassen und nicht alles zu schießen, was ihnen über den Weg läuft.“

Umweltministerin Welfring veröffentlichte in ihrer Antwort an die Chamber auch die erfassten Abschussquoten für den Zeitraum zwischen 2018 und 2021: Bei männlichen Hirschen lag die Quote bei 178 Prozent, bei den weiblichen dagegen bei 97 Prozent. 

Wildarten und Prozentsatz der geschossenen Tiere in Bezug auf die staatlich festgelegte Abschussquote
Wildarten und Prozentsatz der geschossenen Tiere in Bezug auf die staatlich festgelegte Abschussquote Foto: Ministerium für Umwelt, Klima und nachhaltige Entwicklung

Wildschwein-Population weiterhin hoch

CSV-Frau Hansen wollte in ihrer Anfrage vor allem wissen, wie es um die Wildschein-Population in Luxemburg stehe. „Auch von offizieller Seite wird immer wieder darauf hingewiesen, dass diese zu hoch sei“, sagt die Abgeordnete. Welfring antwortet darauf, dass das Soll – zumindest in der letzten abgeschlossenen Jagdperiode vom 1. April 2018 bis zum 31. März 2021 – mehr als erfüllt worden sei: 17.413 Wildschweine hätten in diesem Zeitraum erlegt werden müssen, Jäger hätten aber 22.647 Abschüsse gemeldet. Die Quote wurde also zu 130 Prozent erfüllt. 

Seit 2018 war die Schweinepest ein großes Problem in den Luxemburger Wäldern, sagt Marc Reiter vom Jagdverband. Dies sei der Grund, warum die Jäger mehr als die vereinbarte Quote geschossen hätten. „Wir wurden von der Regierung beauftragt, uns um dieses Problem zu kümmern.“ Da die Schweinepest damals einen großen Einfluss auf Wirtschaft und Tourismus hatte, sei eine Taskforce einberufen worden.

Um dem Schweinepest-Virus Einhalt zu gebieten, mussten Sperrzonen in den Wäldern errichtet werden und die Wildschwein-Population drastisch reduziert werden, erklärt Reiter. Mehr Tiere zu schießen, um die Dichte der Population zu reduzieren, sei eine international bewährte Methode.

Klimastress lässt Wildschweine gedeihen

Dass es eine große Zahl von Wildschweinen gibt, hat laut Reiter mehrere Gründe. Eichen und Buchen im Wald seien durch den Klimawandel gestresst und würden dadurch mehr Samen produzieren. Diese herumliegenden Eicheln seien bei den Tieren wiederum sehr beliebt, und sie würden vermehrt in die Luxemburger Wälder ziehen. Der zweite Faktor sei, dass die Bauern mehr Mais anbauen würden – ebenfalls Nahrung, die die Wildschweine mögen. Und schlussendlich ließen die weniger kalten Winter mehr Wildschweine überleben, als in den Jahren zuvor. „Die Populationen wachsen nicht nur in Luxemburg – mit diesen Faktoren stellen wir ein europaweites Wachstum fest“, sagt Reiter. 

Die Regierung will „weitere Maßnahmen im Kontext der Wildschwein-Problematik identifizieren“, sagt Umweltministerin Welfring. Eine Lenkungsgruppe soll dafür einen „Wildschwein-Managementplan“ erstellen.  Veränderungen bei den Jagdzeiten würden „mit großer Wahrscheinlichkeit“ von dieser Gruppe diskutiert werden. Auch der Einsatz von „Nachtziel-Techniken“ sei vor diesem Hintergrund auf dem Instanzenweg.

dita.lu
15. November 2022 - 8.04

wat mëch ëmmer un der Juegt stéiert ass , dat do wou op d'Déier geschoss gët, eng länger Zäit viirdrun gefiddert gët
an dat därft nët sën
ee schwarzt Schoof am Bësch ass mër nach nët begéint, awer Faalen hun ëch schons mol gesin
an déi Jéier , déi sëch nët drun haalen, së jo bekannt, an do misst am Fong de Juegtverband reagéieren an d'Plaaz wéi déi 3 Aafe maachen, Näicht gesin, Näicht gehéiert, Näicht gesoot
wéi gesoot gët, eng Juegt muss sën fiir den Equiliber ze haalen, jo vläicht ass dat och esou, mä am Fong, nët iwwerdräiwen wär vläicht méi anständeg a fair

Roberto
13. November 2022 - 15.11

Wëllschwäi-Falen opstellen, déi kënne per Video an Handy ausgeléist gi wann 30-35 Schwäin drënner stinn an de Jeeër brauch se dach nach just z'erschéissen wann hie mueres do opdaucht.

Leila
12. November 2022 - 10.55

Hallooo!?
Sehen Sie sie jetzt auch?
"„Nur weil manche schwarze Schafe existieren, müsse man die Jagd aber nicht komplett verbieten“, meint der Jäger."

JJ
12. November 2022 - 9.00

"Der Jagdverband ist anderer Ansicht." Was? Das Gegenteil hätte mich sehr gewundert.

Phil
11. November 2022 - 21.45

@Leila
Sie meinen wohl die aus der Regierung? Die sind die schwarzen Schafe grün!

carlocoin
11. November 2022 - 21.45

Et ass gudd, dat dir mol direkt schwarze Schafe geséit...

Leila
11. November 2022 - 18.48

Warum werden die schwarzen Schafe nicht aussortiert?