Er war der „Vice-Questore Patta“ in den „Donna Leon“-Krimis, spielte Bühnenrollen von Shakespeare bis Brecht und arbeitete auch als Autor. Mit Michael Degen ist ein großer Künstler und Zeitzeuge gestorben.
Der Schauspieler Michael Degen ist tot. Der 90-Jährige starb am Samstag in Hamburg, wie der Rowohlt-Verlag am Dienstag in Berlin mitteilte. Degen war einem großen TV-Publikum zuletzt vor allem dank der „Donna Leon“-Krimiserie der ARD vertraut. Darin verkörperte er jahrelang den eitlen „Vice-Questore Patta“. Zuvor hatte der Künstler in zahlreichen klassischen, modernen und unterhaltenden Rollen auf wichtigen Bühnen sowie in Film und Fernsehen Erfolge gefeiert. Er arbeitete mit Regiegrößen wie Peter Zadek, Claude Chabrol und Ingmar Bergman zusammen und inszenierte auch selbst.
„Wir trauern und verneigen uns vor einem Menschen und Künstler, der mit seiner Wärme und Begeisterung berührte und mitriss, und dessen vielseitiges Werk bleiben wird“, hieß es weiter vom Verlag.
Mit oft autobiografisch geprägten Büchern hatte Degen, 1932 in Chemnitz geboren, sich zudem als Autor hervorgetan. So schrieb er 1999 in seinem Erstling „Nicht alle waren Mörder. Eine Kindheit in Berlin“ über eigene Erfahrungen während der Nazizeit. Als Sohn eines jüdischen Sprachenprofessors und Kaufmanns, der 1940 nach seiner KZ-Haft in Sachsenhausen gestorben war, konnte der junge Michael mit seiner Mutter Anna in Berlin untertauchen.
Mutigen Freunden und Helfern verdankten beide ihr Leben. Die Geschichte hat Jo Baier 2006 für das Erste verfilmt. Degen war 1949 nach Israel ausgewandert, kehrte aber nach zwei Jahren zurück. Aus Sehnsucht, in seiner Muttersprache Theater zu spielen, wie er später erzählte. Zeitlebens war er dann israelischer und deutscher Staatsbürger.
Einem großen TV-Publikum wurde der Darsteller 1979 als Bendix Grünlich in Franz Peter Wirths „Die Buddenbrooks“ bekannt. Mit der NS-Vergangenheit setzte er sich unter anderem in Egon Monks „Die Geschwister Oppermann“ (1983) und Michael Kehlmanns „Geheime Reichssache“ (1987) auseinander. Häufig trat er aber auch in leichteren Sendungen auf – von „Derrick“ und „Klinik unter Palmen“ bis zu „Traumschiff“ und „Rosamunde Pilcher“.
Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) würdigte Degen als einen tiefgründigen und vielseitigen Schauspieler, der auf den großen Bühnen und der Leinwand gleichermaßen zu Hause war. „Ich bin in großer Trauer über den Tod von Michael Degen. Wir verlieren einen herausragenden Künstler und einen beeindruckenden Menschen.“ Sein Tod sei ein großer Verlust. Sie sei voller Bewunderung für den Menschen und Künstler, „der in unseren Herzen und vielen Filmen in Erinnerung bleiben wird“.
Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) würdigte Degen als „einzigartigen Schauspieler“. Er habe über Jahrzehnte die deutschsprachigen Bühnen und Filme mit seinem starken Charakter geprägt. „Als Autor hat er unter anderem die Geschichte seiner Familie aufgeschrieben, die unfassbar unter den Nationalsozialisten leiden musste. Dennoch hat der deutsch-israelische Schauspieler dank der Liebe zur deutschen Sprache hier eine feste Heimat gefunden – viele Jahre davon in Hamburg.“ (dpa)
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