Über 35,5 Kilometer führt das Mannschaftszeitfahren am Montag auf einem technisch anspruchsvollen Kurs um die Stadt Cholet. Für die Fahrer ist es die erste harte Prüfung bei der diesjährigen Tour. Das Team von Quick-Step Floors gehört bei vielen Journalisten nicht zu den Favoriten, dennoch ist der sportliche Leiter der Mannschaft, Tom Steels, optimistisch.
Von Pascal Gillen aus La-Roche-sur-Yon
Nach 2015 gibt es dieses Jahr wieder ein Mannschaftszeitfahren bei der Tour de France. Da solche Rennen kaum im Kalender vorkommen und daher nicht oft trainiert werden, gehören sie nicht unbedingt zur Lieblingsdisziplin vieler Fahrer. Dazu kommt, dass die Mannschaften nicht oft zusammengefahren sind und es häufig Leistungsunterschiede innerhalb der Teams gibt. Im Mannschaftszeitfahren geht es vor allem darum, den Körper in die richtige Position zu bringen und diese über eine halbe Stunde so zu halten, dass man die beste Performance rausholen kann. Im Gegensatz zum Einzelzeitfahren bestimmt der Fahrer die Geschwindigkeit nicht selbst, sondern er muss sich an das Tempo der Mannschaft halten. Es geht darum, einen guten Rhythmus zu finden, nicht zu ruckeln und vor allem gleichmäßig zu fahren.
Eine echte Qual
Für schwächere Zeitfahrer ist es eine echte Qual. Sobald sie in die Position des Führenden geraten, müssen sie das vorgegebene Tempo halten. Ein Julian Alaphilippe (Quick-Step Floors) wird mit Sicherheit weniger Führungsarbeit leisten können als ein Bob Jungels. Dennoch spielen auch die vermeintlich schwächeren Fahrer eine große Rolle. Sie geben den besseren wichtige Erholungspausen und sind auch für das Resultat entscheidend, da beim fünften Zeitfahrer die Zeit gemessen wird.
Der Beginn der heutigen Etappe beinhaltet breite Straßen, auf denen sich die Rhythmuswechsel noch in Grenzen halten werden. Bei Kilometer 25 wird die Strecke allerdings schmaler und die Fahrer müssen eine 1,5 km lange, 5-prozentige Steigung bewältigen. Vor dem Ziel gibt es einige scharfe Kurven, die höchste Konzentration verlangen. Insgesamt ist es eine kurze, aber intensive Strecke.
Zusammen mit Koel Pelgrim trainiert Tom Steels die belgische Mannschaft Quick-Step Floors. «Es gibt nicht viele Gelegenheiten, aber im Trainingslager oder vor Weltmeisterschaften trainieren wir es.» Im Rennkalender kommen Mannschaftszeitfahren eher selten vor. Bei der Tour gab es in den letzten Jahren überhaupt keine. Dennoch ist die dritte Etappe dieses Jahr sehr wichtig. «Bei jedem Zeitfahren hast du eigentlich eine ähnliche, wenn nicht sogar die gleiche Taktik. Du brauchst Rhythmus, deswegen ändert man seine Strategie nicht. Das Teamzeitfahren ist immer etwas sehr Schwieriges. Grade heute, weil es technisch sehr anspruchsvoll ist. Daher braucht man Anweisungen, die jeder versteht.»
Kleinigkeiten
Vor allem die Kommunikation innerhalb der Mannschaft muss reibungslos ablaufen, sodass keine Missverständnisse und somit gravierende Rhythmusstörungen auftreten. «Es gibt Handzeichen, wenn zum Beispiel jemand die Führungsarbeit abgibt. Es sind Kleinigkeiten. Oft hören die Fahrer über Funk, aber wir wollen auch nicht zu viel mit ihnen reden, um sie nicht zu stören.» Als Favoriten stehen vor allem Sky und BMC hoch im Kurs, über die belgische Mannschaft spricht kaum jemand. Dennoch sieht sich Steels auf einer guten Position.
«Ich denke, dass es möglich ist, das Gelbe Trikot zu behalten. Wir haben eine starke Mannschaft und mit Bob (Jungels), Yves (Lampaert), Phil (Gilbert) und Niki (Terpstra) haben wir Fahrer, die solche Strecken und Rennen fahren können. Wir können gewinnen, aber ich hoffe, dass wir mindestens auf dem Podium landen.» Bob Jungels gab bereit auf der Pressekonferenz am letzten Donnerstag bekannt, dass er sich besonders auf dieses Rennen konzentriert. Der Luxemburger wurde bereits 2016 mit Etixx-Quick Step Weltmeister im Mannschaftszeitfahren und will heute das Gelbe Trikot zurücknehmen.
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