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Luxemburg-StadtTermin mit Tradition: Die „Fouer“ ist offiziell eröffnet – und inoffiziell auch der Wahlkampf

Luxemburg-Stadt / Termin mit Tradition: Die „Fouer“ ist offiziell eröffnet – und inoffiziell auch der Wahlkampf
Die hauptstädtische DP-CSV-Koalition war mit Mann und Maus (und Ministern) angetreten, um die „Fouer“ zu eröffnen Foto: Editpress/Alain Rischard

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Laut Volksmund wird mit Beginn der „Schueberfouer“ das Ende des Sommers eingeläutet – davon war am Mittwoch allerdings nicht viel zu spüren. Denn die große Kirmes auf dem hauptstädtischen Glacis wurde bei hohen Temperaturen und bestem Wetter eröffnet. Inklusive Fahrten mit dem erstmals auf dem Glacis gastierenden Karussell und in den neuen Kabinen des Riesenrads.

„Für uns ist es schon fast zur Tradition geworden, dass ich mit meiner Tochter herkomme. Und es ist ja auch eine Tradition in Luxemburg. Deshalb sind wir hier“, erklärt Nathalie Lazzari aus Syren. Mit der 14-jährigen Lia steht die 49-Jährige vor dem großen Eingangstor der Schobermesse und wartet kurz vor 17 Uhr am Mittwoch darauf, dass der offizielle Startschuss für das größte Volksfest in Luxemburg und der Großregion fällt. „Das gehört für mich einfach dazu: die Eröffnung, die Schafe, der ‚Hämmelsmarsch’“, ergänzt Lia die Aussage ihrer Mutter.

Pünktlich um 17 Uhr ist es dann kein Startschuss, sondern ein kräftiger Schlag auf die Marschtrommel sowie das Durchtrennen eines rot-weiß-blau gestreiften Bandes durch Hauptstadtbürgermeisterin Lydie Polfer (DP), die die „Fouer“ für offiziell eröffnet erklären. Eine Schobermesse, auf der auf 4,44 Hektar in diesem Jahr 211 Schaustellerinnen und Schausteller gastieren. Für Nathalie und Lia Lazzari ist klar, dass sie das Volksfest öfters besuchen werden. So sagt Nathalie Lazzari: „Am liebsten würde ich jeden Tag kommen; an den Wochenenden werde ich auf jeden Fall da sein. Mit meinem Mann und der Familie, aber auch den Kollegen.“

Begeisterte Gäste

In einer Zeit von steigenden Energie- und Lebensmittelpreisen stellt die Mutter fest: „Man überlegt schon zweimal, bevor man sich etwas kauft und es ist klar, dass es teuer wird. Aber ich mag die Atmosphäre hier, und dass man so viele Menschen wiedersieht, die man lange nicht gesehen hat.“ Bei letzterem kann Tochter Lia nur zustimmen, die nicht nur mit ihrer Familie, sondern auch Freundinnen auf dem Glacis vorbeischauen wird. „Ich mag außerdem die Spiele – alles, was schnell ist“, erklärt sie noch kurz, bevor sie sich gespannt wieder dem Geschehen am Haupteingang der seit 683 Jahren stattfindenden Veranstaltung zuwendet.

Und für das interessiert sich auch Sonja Heinisch, die sich darüber ärgert, dass andere ihr die Sicht auf die Schafe versperren. Für die – bei aller Begeisterung – der Glacis bei mindestens 28 Grad und lauter Musik ohnehin nicht der ideale Ort zu sein scheint. Doch traditionell führen sie bei der großen „Ouverture“, gemeinsam mit dem Limpertsberger Musikverein, den Verantwortlichen der „Fouer“ sowie den Mitgliedern des hauptstädtischen Gemeinderats und vielen Gästen, einen kleinen Umzug über den Glacis an. „Ich komme jedes Jahr am ersten Tag hierher. Es ist eine Tradition“, erklärt Sonja Heinisch und meint noch, dass sie sich auf den gebackenen Fisch im Anschluss freut. Nur kurze Zeit später singt sie bei „Et ass Kiermes am Duerf“ mit.

Die 73-Jährige kommt ausschließlich für die Eröffnung zur „Fouer“, vielleicht auch noch ein zweites Mal, wenn am 4. September „Braderie“ ist. Immer wieder grüßt sie während des Gesprächs hauptstädtische Lokalpolitikerinnen und Lokalpolitiker. Man kennt sich, denn lange Zeit hat Sonja Heinisch ein Café in Gasperich gehört. Verantwortliche aus der Politik – deren begegnet man am Mittwochnachmittag so einigen. Neben jenen aus der Lokalpolitik sind nämlich auch zahlreiche Ministerinnen sowie Minister und solche, die es werden wollen, pünktlich zur Eröffnung der Schobermesse aus dem Urlaub zurück.

Großer (Medien-)Rummel

Händeschütteln, Selfies machen, den Menschen zuwinken: Eröffnet dürfte nun nicht nur offiziell die „Fouer“, sondern – mehr als sechs Wochen vor den Parlamentswahlen – inoffiziell auch der Wahlkampf sein. Richtig beginnen wird dieser erst am 3. September, ab dem 2. September dürfen aber schon Wahlplakate aufgestellt werden. Mit dem (Medien-)Rummel geht es Mittwochnachmittag aber gleich nach der Eröffnung los: Begleitet von zahlreichen Fotoapparaten, Kameras und – wie man lesen kann – auch der schreibenden Presse, fahren Lydie Polfer und Co. eine Runde mit dem Karussell, sehen sich das Geschehen auf dem Glacis im Riesenrad von oben an und lassen sich auch weitere Fahrten bei anderen Attraktionen nicht nehmen. Alles Tradition.

Praktische Informationen

Offiziell eröffnet wurde die „Schueberfouer“ am Mittwochnachmittag und wird nun während fast drei Wochen täglich ab 12 bis 1 Uhr geöffnet sein. Außerdem steht den Gastronomiebetrieben die Möglichkeit offen, bereits ab 11 Uhr Gäste zu empfangen. Auch am Wochenende geht der Betrieb bis 1 Uhr nachts – wie schon bei der letzten Ausgabe gibt es auf dem Glacis demnach keine freien Nächte. Highlights in kommender Zeit sind unter anderem der Tag der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister am 29. August, der Familientag mit ermäßigten Preisen am 30. August sowie der „Kinniginnendag“ am 31. August. Am 11. September – dem letzten Tag – zahlt man bis 20 Uhr an Attraktionen, Fahrgeschäften und Schießbuden nur den halben Preis. Das Feuerwerk zum Abschluss soll an dem Tag um 22 Uhr gezündet werden. Im vergangenen Jahr hatte es wegen anhaltender Trockenheit aus Sicherheitsgründen abgesagt werden müssen. Die Gemeinde Luxemburg rät dazu, mit dem kostenlosen, öffentlichen Transport zum Glacis zu kommen. Mehr Informationen gibt es unter fouer.vdl.lu.

„Die Politiker sind da, die Sonne ist es auch, es ist heiß – und wir sind soweit zufrieden“, stellt Laurent Schwaller, Leiter vom „Service espace public, fêtes et marchés“ der Gemeinde Luxemburg und damit wichtiger Teil des Organisationsteams knapp eine Stunde nach der Eröffnung fest. Fällt diese auf einen Mittwoch, ist laut Laurent Schwaller erfahrungsgemäß oftmals weniger los. Dieses Mal allerdings: „Fühlt es sich so an, als wäre Freitag“, erklärt der mit einem Augenzwinkern auch als Meister der Schobermesse bezeichnete Mann noch, bevor er den Umzug weiter zur nächsten Attraktion lotst.


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