Die Zusammensetzung und Aktivitäten des „Fonds de compensation“ (FDC) sind den luxemburgischen Aktivisten von Greenpeace schon lange ein Dorn im Auge. Jetzt übt die Organisation erneut Kritik – auf Grundlage des im Mai veröffentlichten Jahresberichts des FDC (den gibt es hier als PDF).
In einer am Dienstag (20.6.) veröffentlichten Mitteilung kommt Greenpeace zum Ergebnis, dass der FDC „im vergangenen Jahr mit mehr als drei Milliarden Euro einen erheblichen Teil der 26 Milliarden Euro umfassenden Rentenreserve in klima- und umweltschädigende Industrien, in die Nuklearindustrie wie auch in Unternehmen investiert, die nicht mit den internationalen Standards zur Sorgfaltspflicht im Bereich der Menschenrechte übereinstimmen“. Für die Aktivisten „ein weiterer Beweis, dass die Nachhaltigkeitspolitik des FDC nur eine PR-Aktion ist“. Es sei niemals ernsthaftes Ziel, nachhaltig zu investieren.
Dabei stellten rund 888 Millionen Euro Investment in die weltweit klimaschädlichsten Kohle-, Öl- und Gasunternehmen einen Anstieg von mehr als 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr dar. Zudem seien die Investitionen in die „Top-Treiber der weltweiten Waldzerstörung“ von 137 Millionen (2021) auf 143 Millionen Euro angestiegen. Bei den Investitionen in Unternehmen der Nuklearindustrie sei die eingesetzte Summe um 13 Prozent gesunken.
Aber auch die Investitionen in Sektoren mit „hohem Menschenrechtsrisiko“ machen Greenpeace weiterhin Sorgen – besonders in den Sparten Automobil, Lebensmittel und Landwirtschaft sowie IT-Technologie: „Fast zwei Milliarden Euro wurden in 119 Unternehmen aus diesen Bereichen investiert, wobei keines dieser Unternehmen die Anforderungen an die Sorgfaltspflicht zufriedenstellend erfüllt“, teilt Greenpeace mit.
Zudem seien 380 Millionen Euro in Banken wie die Bank of America, Barclays, Citigroup oder JPMorgan Chase investiert worden. Dabei, so Greenpeace, seien diese als Finanzierer klimazerstörender und menschenrechtsverletzender Unternehmen bekannt.
„Unzureichende Labels“
Die Greenpeace-Kritik bleibt harsch: Die offiziell durchaus vorhandene Nachhaltigkeitspolitik des FDC sei fadenscheinig und basiere auf „unzureichenden Nachhaltigkeits-Labeln und einer inkohärenten Ausschlussliste“. Das alles diene dazu, „das Geschäftsmodell des Fonds grün zu waschen und trägt damit zur Täuschung der Luxemburger Öffentlichkeit bei“, heißt es in der Greenpeace-Mitteilung.
So konnte Greenpeace in zehn von zwölf mit Luxflag-Labeln ausgezeichneten FDC-Portfolios Kohle-, Öl- und Gasunternehmen identifizieren, deren Geschäftsmodell nicht mit dem Pariser Klimaschutzziel in Einklang steht. Elf der zwölf Luxflag-gelabelten Portfolios investierten in Unternehmen, die im Bereich Atomkraft aktiv sind. In allen Luxflag-gelabelten Portfolios konnte Greenpeace problematische Unternehmen aus den Branchen Automobil, ICT/IT sowie Lebensmittel/Landwirtschaft auffinden.
Man erwarte nun „vom zuständigen Minister Claude Haagen, dass er endlich für ein ernsthaftes Engagement des FDC in puncto Nachhaltigkeit sorgt“, sagt Myrna Koster, Campaignerin für Klimagerechtigkeit bei Greenpeace Luxembourg.
Greenpeace erinnert auch an eine Motion, die die Luxemburger Abgeordnetenkammer mehrheitlich angenommen hat: Diese fordert die Regierung unter anderem auf, den FDC dazu anzuhalten, im Einklang mit dem Pariser Klimaschutzabkommen und den Nachhaltigkeitszielen zu investieren.
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