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Syfel verdeutlicht Standpunkt

Syfel verdeutlicht Standpunkt

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Von Serge Eberhard, Marc Linden und Patrick Ries*

Wer den Debattenbeitrag von Frank Bertemes am 11. und 12. September in dieser Zeitung gelesen hat, ist dadurch wahrscheinlich nicht klüger geworden. Vorab sind das Bemühen der Gretchenfrage und vor allem Faustens Überzeugungen etwas wirr und vor allem unvollständig, denn Faust ist sicherlich kein überzeugter Katholik, dennoch ist er fest davon überzeugt, dann es etwas Transzendentales gibt, was die Welt im Innersten zusammenhält, und es liegt ihm Zeit seines Lebens daran, nach diesem zu «streben».

Faust glaubt also sicherlich nicht an nichts. Und für einen aufgeklärten Bürger sei an dieser Stelle neben Goethes «Faust» auch Lessings «Nathan der Weise» mit seiner «Ringparabel» als Pflichtlektüre zu empfehlen. Denn dort wird vor allem die aufgeklärte interreligiöse und zwischenmenschliche Toleranz aufgezeigt, die heute wohl einigen stellenweise abhandengekommen ist. Neben diesen literarischen Einschüben sind es aber vor allem die frontalen Attacken gegen die Kirchenfabriken, die eine Gegendarstellung hier rechtfertigen.
Es kommen dabei einige Ressentiments und Vorurteile zum Ausdruck, die auch sonst in der Debatte üblicherweise im Vordergrund stehen und die wieder einmal widerlegt werden sollen.

Zunächst wettert Herr Bertemes gegen die Kirchenfabriken, weil diese ja obsolet seien. Eine Institution, die auf 1809 zurückgeht, könne nicht zeitgemäß sein, so wiederholt er die ewig gleiche Leier der Kirchenfabrikhasser. Es sei dazu nur angemerkt, dass das Alter keine Rolle spielt, nicht nur in der Liebe, sondern auch bei Ideen, Institutionen und Prinzipien. Das Rad, das bereits vor mehr als 5.000 Jahren erfunden wurde, tut bekanntlich noch seines Dienst, genauso wie die im Jahrzehnt des napoleonischen Dekretes entstandene moderne Eisenbahn oder gar die Idee der demokratischen Selbstbestimmung, welche von den antiken griechischen Stadtstaaten herrührt.

Keine trüben Machenschaften

F. Bertemes führt weiter aus, dieses Dekret sei illegal, denn von Napoleon erlassen, wobei sich natürlich die Frage stellt, wie denn unser «Code civil» legal sein soll, der umgangssprachlich immerhin noch «Code Napoléon» genannt wird und 1804 aus der Taufe gehoben wurde.

Darüber hinaus nimmt der Autor die Besetzung der Kirchenfabriken aufs Korn. Es säßen dort Männer und Frauen der Amtskirche, die trübe (politische) Machenschaften in dunklen Hinterzimmern ersinnen würden. Das ist eine groteske Verzerrung der Realität. Zunächst muss man festhalten, dass die Kirchenfabriken eben nicht mit dem Personal der Amtskirche besetzt sind. Im Gegenteil, es sitzen dort, bis auf den lokalen Pfarrer, ausschließlich Laien, d.h. einfache Katholiken. Der lokale Bürgermeister ist im Übrigen auch membre de droit und sorgt allein durch seine Präsenz für mehr Transparenz, als Herr Bertemes wohl für möglich hält.

Des Weiteren unterstellt man den Kirchenfabriken, parteipolitische Hintergedanken zu hegen. Dieser Vorwurf ist aufs Schärfste als unbegründet und infam zurückzuweisen. Es geht den Kirchenfabriken nur darum, unser religiöses, architektonisches und kulturelles Erbe zu wahren. Sie führen daher auch keinen «lächerlichen Kampf gegen ihr Bistum», sondern sie versuchen sich – konstruktiv – für die bestmögliche Reform der Kirchenfabriken einzusetzen, denn Alternativen liegen vor.

Schlussendlich begründet Herr Bertemes seine Ansichten mit dem Argument, den Kirchenfabriken ginge es nur ums Geld, nicht um den Glauben. Diesen Vorwurf findet man regelmäßig, sowohl kirchlicherseits als auch von manchen Politikern; deswegen wird er allerdings nicht weniger perfide. Die Kirchenfabriken sind nun einmal dazu da, die weltlichen Güter der Kirche zu hüten; das schließt nicht aus, dass ihre Mitglieder bekennende Christen sind. Im Gegenteil, denn die meisten Kirchenräte sind in Pfarrräten, Chören, Katechese usw. ehrenamtlich im Dienst der Pfarrei engagiert. Aber ein organisierter Glaube braucht nun einmal weltliche Güter und jemanden, der diese verwaltet. Herr Bertemes behauptet zwar, alle Gläubigen zu respektieren, das hält ihn jedoch weder davon ab, organisierte Religionen (er spricht verwirrender Weise von «offiziellen Religionen») als «Irrsinn» zu bezeichnen, noch zu meinen, Katholiken wären qua Erziehung zum Duckmäusertum verdammt. Respekt klingt anders.

Gelebter Glaube und Kultur

Außerdem scheint der Autor selbst nicht zu wissen, wie er den hierzulande lebenden Katholiken zu bewerten hat. Einerseits bedauert er dessen Stillschweigen «gemäß [seiner] christlichen Erziehung», andererseits moniert er, dass die Kirchenfabrik-Auseinandersetzung «öffentlich ausgetragen» wird. Was denn nun?

Man kann nur vermuten, falls man die Kritiker der Kirche eingehender verstehen will, dass Herrn Bertemes, und nicht nur ihm, eines besonders sauer aufstößt, was die Kirchenfabriken beispielhaft darstellen: Da sie die Kirchengebäude des Landes verwalten, haben sie sowohl eine kirchliche Funktion, nämlich den gelebten Glauben zu ermöglichen, als auch eine rein kulturelle, nämlich architektonisches und künstlerisches Erbe dieses Landes zu bewahren.

Die Ressentiments gegenüber den Kirchenfabriken und ihrem Dachverband stammen nun eben daher, dass diese Institution klar zeigt, dass Kultur und Kultus, Religion und Tradition in diesem Lande nicht so klar zu trennen sind, wie es mancher gerne hätte. Es ist manchen ein Dorn im Auge, dass unsere Kultur christlich geprägt ist (siehe die Diskussion um die Springprozession), obwohl niemand diese Tatsache aus der Welt schaffen kann.

Und nein, die Frage nach der Zukunft der Kirchenfabriken ist keine Glaubensfrage, sie ist eine Frage danach, ob es auch in Zukunft eine basisnahe, ja im Grunde demokratische, Verwaltung dieser so wichtigen Güter geben soll oder ob all dieser Besitz künftig, durch tätige Mithilfe einer laizistischen Regierung, in der Hand eines Einzigen, nämlich des Bischofs, liegen soll. Kirchenräte sind auch Bürger dieses Landes, ihnen liegen die Prinzipien von Demokratie und Subsidiarität am Herzen. Wie die Kirchengüter zukünftig verwaltet werden, ist nicht eine Frage des Glaubens, sondern eine Frage von Rechtsstaatlichkeit und letztlich von Demokratie.

*Die Autoren sind Mitglieder des Komitees der «Syndicat des fabriques d’église du Luxembourg a.s.b.l. (Syfel). Serge Eberhard ist Präsident, Marc Linden Vizepräsident und Patrick Ries Sekretär des Vereins.

Lucas
29. Oktober 2017 - 13.24

„ Die Kirchenfabriken sind nun einmal dazu da, die weltlichen Güter der Kirche zu hüten.“
Die Menschen auf den Dörfern haben immer weniger Bezug zu „ihrer“ Kirche. Nicht umsonst stehen die da auch leer! Alle 14 Tage eine „hl. Messe“, wie mir eine ältere Frau erklärte und da sitzen dann 5 bis 10 alte Leute. Auch eine Zumutung für den Pfarrer! Der ist Nebensache! Zugezogene, sind die dann gläubig, gehen die Messe dahin besuchen, wo man ihre Sprache spricht.

Alte Mauern teuer unterhalten, die niemandem mehr etwas bedeuten, wäre da nicht eine zentralisierte Anlaufstelle sinnvoller? Schon allein in den Aufsichtsräten der Kirchenfabriken sitzen nach einer gewissen Zeit auch nur Zugezogene, wiederum ohne Bezug zu einer speziellen lokalen Kirche. Was sollen die denn verteidigen?

Ist es aber nicht so, dass zu den „alten Mauern“ ein gewaltiger Schatz dazugehört, unter Form von allmöglichen weltlichen Besitztümern? Warum wohl werden die Verwaltungsbücher der Kirchenfabriken nicht öffentlich aufgelegt? Warum sich dafür schämen? Dies würde jeder verleumderischen Vermutung ein Ende bereiten. Denn, wer sitzt in diesen von den Kirchenfabriken erworbenen oder selbst errichteten Häusern und Appartements und zu welchem Mietpreis? Und dies seit Jahren! Manch vehementer Verfechter der Kirchenfabriken etwa selber oder dessen Familienangehörige? Also! Transparenz, und solche Fragen ergeben sich von selbst! Und, die Transparenz ist langfristig doch nur unter zentraler Verwaltung möglich. Da wechselt der "Bürgermeister" nicht so oft!

Dieser kultureller Kampf oder besser Krampf, hinterlässt den Eindruck, da steckt doch weit mehr dahinter als nur (persönlicher) Glaube oder Kulturfanatismus, einige Kirchenfabriken unbedingt in Eigenregie verwalten zu wollen. Und zu diesem Schluss gelangen immer öfter nicht nur „Pfaffenfresser“. Ganz im Gegenteil!

Wer ist da noch "Kirche"? In die Enge getrieben und dann nach Demokratie rufen beweist gerade das sonderbare Kirchenverständnis von angeblich religiösen Menschen.

Seb Lang
27. Oktober 2017 - 5.37

Eng Organisatioun dei sech emmer an der Opferroll präsenteiert!
Do fällt engem d'Wuert "Realiteitsverloscht" erem an.
Dot der Welt en gefaalen, leisst iech op an gidd d'Suen deenen Armen.

Jacques Zeyen ( Ardèche )
26. Oktober 2017 - 20.29

Genau Herr Bertemes, bravo.
Zwei Verse von den Herren Biermann und Degenhardt die man für den Syfel-Clan anwenden kann...
" Ach Mutter mach die Türe zu,es kommen tausend Ratten,
die hungrigen sind vorne weg,dahinter sind die satten."
und
" Spiel nicht mit den Schmuddelkindern,sing nicht ihre Lieder,
geh doch in die Oberstadt,mach's wie deine Brüder."

Es geht um "gelebten Glauben und Kultur"- sprich Cash und Karriere.(Linden)
Soviel Altruismus wie jener des Ordens der Syfel-Brüder hat noch niemand gesehen.
Für wen sind eigentlich diese Reichtümer (der armen Kirche)? Die Gläubigen? Die Armen?
Für den Unterhalt der leerstehenden Gottesimmobilien? - Ach nein,das zahlen ja die Steuerzahler.Auch die
elenden Atheisten und Andersgläubigen. Die Syfel-Brüder leiden unter " Kognitiver Dissonanz". Im Falle
der inquisitorischen Indoktrination welche diese Menschen durchgemacht haben ist diese Krankheit allerdings
kaum heilbar.
Wie lange dauert diese Schmuddelkomödie noch?

Frank Bertemes
26. Oktober 2017 - 11.18

Die Unverbesserlichen sind jener Teil der Bevölkerung, die am liebsten ein sinkendes Schiff noch renovieren wollen.

Der Rest kommt nach, ihr Syfel Brüder....

Een den keng Tomaten op den Aen huet!
26. Oktober 2017 - 9.51

Diese Diskussionen über Kirchenvermögen geht mir massiv auf den Wecker! Alle Bürger, alle Unternehmen alle Gesellschaften und gemeinnützige Organisationen sind vor dem Staat verpflichtet ihr Vermögen dar zu legen und zu besteuern wenn denn Aktivitäten unter das Steuerrecht fallen! Bei den Kirchenfabriken ist das ein Mißstand ohne gleichen gewesen! Die wussten ja angeblich noch nicht einmal welche Immobilien ihnen gehörten und welche den Gemeinden usw! Solche Gebaren sind für mich höchst nebulos, mafios, steuerhinterzieherisch, bedenklich, sektarisch, und auch kriminell! Ich erkläre mich: wenn man über ein Jahr brauch um aufzuklären was einer „ nennen die es wie sie wollen, oder auch Kirchenfabrik“ gehört, dann erklären sie mir einmal wie über die ganzen Jahre die Steuerbeamten klären konnten ob Steuern zu zahlen sind, oder in welchem Umfang, wie die Vermögenswerte evoluiert sind, ob da Privatpersonen „Attributionen“ bekamen die nicht Steuerfrei sind, schon alleine welche Grundsteuern zu zahlen sind wenn man ja noch nicht einmal wusste wem diese Immobilien gehörten? Ist das nicht mafiös, wenn Kirchenfabriken sich zusammenschliessen um ihr Vermögen vor dem Staat zu verschleiern/ verbergen? Wer kann in so einem Fall nachvollziehen welche Gelder wie-wo und wohin geflossen sind! Der Staat musste das als richtig und korreckt annehmen was die Kirchenfabriken deklarierten, ohne dass der Staat die geringste Kontrollmöglichkeit hatte? Wie steht es mit eventuellen schwarzen Konten von denen niemand weiss? Wie kann man bei so einer nebulosen Organisation überhaupt kontrolieren was läuft? Über Jahrzehnte und über ein Jahrhundert hinweg haben die Kirchenfabriken sich zu Organisationen entwikelt die komplett ausserhalb der Kontrolle des Staates lagen! Und wenn man mich fragt warum ich diese Organisation mafiös und kriminell bezeichne, somit möchte ich nicht damit sagen dass dieselben handeln in dem Sinne wie eine Coda Nostra, sondern eben wie eine Organisation die alles tun kann ohne Kontrolle, die Parteien, Organisationen, Personen, Länder, und vieles mehr unterstützen können ohne dass jemand kontrolieren kann was sie tun! Die Kirchenfabriken sind nun eine Christliche Organisation, würde man eine musulmanische Organisation hier in Luxemburg dulden nach dem selben Geschäftsmodell wie die Kirchenfabriken mit den selben nebulösen Machenschaften, wo man vermuten könnte dass sie Salafisten und Djihadisten finanzieren könnten? Und dass mir jetzt bitte ja niemand kommt der mir erzählt dass gute Christen keine mafiöse Dinge tun! Es wurde einmal ein Bankdirektor der Vatikanbank unter einer Brücke aufgehängt mit einer Schlinge um den Hals gefunden und bis heute weiß noch niemand wer ihn dort aufgehangen hatte. Aber man stellte fest: „Selbstmord war es keiner!“ Danach stellte man fest dass diese Bank Gelder der Mafia und von korrupten Politiker verwaltete usw. Ich behaupte nicht dass die Kirchenfabriken in Luxemburg das selbe tun, aber durch ihre Verschleierung der Vermögenswerte, und dem Entzug der öffentlichen staatlichen Kontrolle, konnten die Kirchenfabriken tun und lassen was sie wollten! Die CSV hat diese Machenschaften Jahrzehnte lang gedeckt, und die jetzige Regierung hat diesen unhaltbaren Zustand beendet, Bravo! Wir Bürger müssen uns alle der Kontrolle des Staates unterwerfen! Und wenn ich die Kirchenfabriken als mafiös und kriminell bezeichne, so meine ich damit ausschliesslich das Verwaltungssystem ihres Vermögens und natürlich nicht Mord, Totschlag, Erpressung, Drogenhandel, Prostitution usw. Noch ein kleiner Witz am Ende: „ Wenn die Immobilie Knete einbringt ist sie meins (Kirchenfabrik), kostet sie nur Geld, Unterhalt und bringt nix ein, so ist sie deins (Gemeinde-Staat)

Carl Hobichen
26. Oktober 2017 - 9.28

Eine Bemerkung am Rande der Diskussion: Wie sind die Kirchenfabriken zu den ganzen Besitztümern gekommen? Grösstenteils durch Schenkungen gläubiger Anhänger, denen im Gegenzug eine Besserstellung im Jenseits (Ablass, Reduzierung der Dauer des Fegefeuers, ein Platz in der ersten Reihe beim Thron Gottes,...) in Aussicht gestellt wurde. In allen Fällen wo die Kirchenfabriken nachweisen können, dass sie diese Besserstellung effektiv geliefert haben, sollen sie die entsprechenden Besitztümer auch behalten können, im anderen Fall natürlich nicht, denn das wäre ja Betrug oder Erbschleicherei.

Jacques Zeyen ( Ardèche )
26. Oktober 2017 - 9.12

Wenn Christen,vor allem Katholiken,ihren Glauben und ihre Kultur offen leben,dann ist Vorsicht geboten.
Siehe Geschichte. Erstaunlich jedenfalls dieses starre Festhalten an alten Gewohnheiten, zumal wenn
es um sehr viel Geld geht. Geld das meist durch eine Art freiwilligem Ablasshandel angehäuft wurde von
armen Teufeln die sich einen Platz im Himmel erkaufen wollten. Und dass die Allgemeinheit,die eben nicht
nur aus Christen besteht,für den gelebten Glauben eines Herrn Linden&Co aufkommen soll,steht auch in
Gesetzestexten welche "überholt" sind. Die Vorzüge und Machenschaften von denen die Kirche seit Jahrhunderten
gut lebt sind bekannt. Konstantin lässt grüssen.