„Manche haben das Vorurteil, dass Spielen nur etwas für Kinder sei. Sie wollen sich dann nicht mit etwas beschäftigen, das eigentlich für junge Menschen gedacht ist“, stellt Jean-Claude Pellin, Vizepräsident der gemeinnützigen Vereinigung „Spillfabrik“, fest. Seit mehr als zehn Jahren organisiert der Brettspielclub unter anderem wöchentliche Spielabende und andere Veranstaltungen, bei denen gemeinsam gespielt oder zum Beispiel auch gepuzzelt wird. Am ersten Novemberwochenende ist die Spielfabrik nun auch als Organisatorin dabei, wenn es in den „Rotondes“ in Luxemburg-Stadt zum dritten Mal heißt: „Game on“.
Unter diesem Motto dreht sich in der Hauptstadt während zwei Tagen alles um die beliebte Freizeitaktivität. Zu Gast sollen nicht nur Kinder sein. „Wir wollen zeigen, dass das Spielen auch etwas für Erwachsene ist. Alle können das machen – unabhängig vom Alter“, erklärt Jean-Claude Pellin. Seitdem es auf dem Markt zunehmend Brettspiele auch für ältere Menschen zu kaufen gibt, geht der Trend dem 39-Jährigen zufolge dann auch mehr in diese Richtung. Generell sei das Spielen vor allem bei Männern beliebt; im Videospielbereich entgegen der allgemeinen Auffassung aber auch oft bei Frauen.
Einfaches Regelwerk
Allgemeine Aussagen zum Spielverhalten der Menschen in Luxemburg fallen Jean-Claude Pellin aber eher schwer. Denn: „Es gibt zwar Spielcafés – wie zum Beispiel in Esch – aber oft finden Spielabende zu Hause und damit weniger in der Öffentlichkeit statt.“ Wie die Erfahrung des Brettspieldesigners zeigt, werden vor allem in den kälteren Monaten am heimischen Küchentisch nun wieder vermehrt Spielfelder, Karten und Co. ausgebreitet. Weihnachten gilt als Hochsaison. Aber, so der Experte: „Erwachsene, für die es ein Hobby ist, gehen dieser Tätigkeit das ganze Jahr über nach.“
Denn diese kann laut Jean-Claude Pellin gleich mehrere positive Faktoren mit sich bringen: „Bei Brettspielen ist es in der Regel so, dass mehrere Personen an einem Tisch sitzen. Es wird interagiert und miteinander gesprochen.“ Von Freude bis Frustration können verschiedene Emotionen ausgelöst werden. Auf spielerische Art und Weise lernen schon Kinder, dass man manchmal verliert. Und wie Konflikte ausgetragen werden können. Außerdem eröffnet sich die Möglichkeit, in verschiedene Rollen zu schlüpfen. „Vor allem bei Videospielen, mit oft aufwendigen Geschichten, kann man in eine andere Welt eintauchen“, stellt der Experte fest.
Aber nicht alle spielen liebend gerne. Wenn Jean-Claude Pellin auf Menschen trifft, die das laut eigener Aussage nicht gerne tun, ist es oft so, dass sie mit einem spezifischen Exemplar oder einer Sorte schlechte Erfahrungen gemacht haben. „Ich bin schon oft auf Leute gestoßen, die noch nicht das gefunden haben, was ihnen Spaß macht. Vielleicht quizzt man zum Beispiel nicht gerne, weil man nicht preisgeben will, was man nicht weiß“, erklärt der 39-Jährige und weist darauf hin, dass ein anderes oder eine ganz andere Art Spiel dann vielleicht dennoch das Richtige sein kann.
Riesiges Puzzle
Allgemein sind die Menschen laut Jean-Claude Pellin aber dazu bereit, sich Zeit für spaßfördernde Aktivitäten zu nehmen. Sich allzu lange mit der Anleitung und den Regeln auseinandersetzen will aber niemand. „In unserer schnelllebigen Zeit wollen viele ohne größere Anstrengung unterhalten werden.“ Nur wenig Regeln ist deshalb ein Kriterium, über das alle beliebten Spiele – die mit Preisen zum Beispiel als „Spiel des Jahres“ ausgezeichnet werden – verfügen. „Diese sind immer leicht zu verstehen und können schnell gespielt werden“, so Pellin. Ihm ist aufgefallen, dass viele Spiele aktuell die Themen Nachhaltigkeit und Natur aufgreifen. Einen Favoriten will er nicht nennen. Das auch, weil nicht alle Spiele im Luxemburger Handel erhältlich sind.
Praktische Infos zur „Game on“
Am Samstag und am Sonntag findet im großen Saal der „Rotondes“ im hauptstädtischen Bahnhofsviertel zum dritten Mal die „Game on“ statt. Während nachmittags vor allem Familien beim Ausprobieren neuer Spiele und Wiederentdecken bewährter Klassiker ihren Spaß haben dürften, kann sich am Samstagabend bei mehreren Turnieren und einem Pubquiz miteinander gemessen werden. Vor Ort können auch neue Spiele und welche aus zweiter Hand gekauft werden. Außerdem gibt es unter anderem Möglichkeiten zum Austausch mit Schaffenden aus dem Bereich der Spieleentwicklung, Workshops oder auch ein gigantisches Puzzle. Die Veranstaltung beginnt am Samstag um 14 Uhr und geht bis Mitternacht, am Sonntag ist dann von 12 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt zu der vom „Centre d’animation pédagogique et de loisirs“ (Capel) der Stadt Luxemburg, den „Rotondes“, von „Social Gaming Luxembourg“ und von der „Spillfabrik“ organisierten Veranstaltung ist kostenlos. Mehr Informationen und einen Überblick zum Programm gibt es unter rotondes.lu.
Jean-Claude Pellin hat allerdings einen anderen Tipp: „Bei der ‚Game on’ am Wochenende kann man sich über Spiele informieren und diese teilweise auch gleich mitnehmen.“ So werden die Mitglieder der „Spillfabrik“ gut erhaltene Exemplare aus zweiter Hand anbieten, außerdem werden Shops ihre Ware anbieten. Bei einem prall gefüllten Programm wird eines der Highlights in den „Rotondes“ ein 18.000-teiliges Puzzle sein. Die Gäste können dabei Partien aus 100 Teilen zusammenbauen. Jean-Claude Pellin erzählt lachend: „Manche haben im letzten Jahr gleich mehrere gemacht. Wir schauen mal, wie weit wir in diesem Jahr kommen.“ Ob Jung oder Alt – alle sollten am Wochenende bei der Entdeckungsreise durch die Welt der Spiele auf ihre Kosten kommen.
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