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Von Extraktion bis PCRSo funktioniert der Coronatest im Luxemburger Gesundheitslabor

Von Extraktion bis PCR / So funktioniert der Coronatest im Luxemburger Gesundheitslabor
Virusdiagnose in einem Labor in Baden-Württemberg mit einem PCR-System Foto: dpa/Felix Kästle

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Das „Laboratoire national de santé“ (LNS) analysiert alle Corona-Proben aus Luxemburg. 230 Personen hat es so schon seit dem 29. Januar (Stand: Dienstagmittag) getestet. Bis zu 250 Proben am Tag können die Wissenschaftler in Düdelingen untersuchen – bei Bedarf auch mehr. Wir erklären, wie die Coronatests funktionieren. 

Sieben Personen aus Luxemburg haben sich mit dem Coronavirus infiziert, 76 befinden sich in Quarantäne. Mittlerweile wurden laut der Luxemburger Regierung nicht nur Länder wie China und Italien zu Risikogebieten erklärt, sondern auch die französischen Departements Oise und Haut-Rhin sowie die deutschen Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg.

Hierzulande werden Menschen nur getestet, wenn sie die für Covid-19 typischen Symptome aufweisen, schreibt das Gesundheitsministerium. Dies passiert über einen Abstrich. Das LNS in Düdelingen testet diese Abstriche dann auf den Erreger Sars-CoV-2. Bisher hat das Laboratorium insgesamt 230 Proben unter die Lupe genommen, teilt LNS-Sprecherin Frédérique Theisen auf Tageblatt-Anfrage mit. Wie viele Proben können die Wissenschaftler pro Tag bearbeiten? „Bis zu 250 täglich“, sagt Theisen. Bei Bedarf könne die Kapazität aber auch erhöht werden.

Internationale Richtlinien verlangen, dass Labore ihre ersten zehn negativen und die ersten fünf positiven Tests von einem Referenzlaboratorium überprüfen lassen. Das LNS schickte seine Proben nach Rotterdam. 

So laufen die Corona-Tests ab

Wie läuft ein Corona-Test genau ab? LNS-Mitarbeiter erklären dem Tageblatt die Details:

  1. Inaktivierung: Zuerst werden die Proben in einem Raum mit spezieller Sicherheitsstufe inaktiviert. Danach ist ein Virus – sollte er sich auf den Proben befinden – nicht mehr ansteckend. Dazu wird die Virushülle aufgebrochen, entweder chemisch durch eine Lösung oder thermisch durch Erhitzen.
  2. Extraktion: Als Nächstes kommen die so bearbeiteten Proben in eine Maschine, die entfernt an einen Tintenstrahldrucker erinnert: Die Nuclisens Easymag „extrahiert“ aus den aufgebrochenen Viren die Nukleinsäure, die beim Coronavirus Sars-Cov-2 aus RNA (Ribonukleinsäure) besteht. Dieser Vorgang dauert weniger als eine Stunde. Im Apparat fangen magnetische Teilchen – sogenannte Silicapartikel – die Nukleinsäuren ein. Mehrere Waschgänge reinigen die Nukleinsäuren. Ein Erhitzen bringt dann die Silicapartikel dazu, die Nukleinsäuren wieder loszulassen, am Schluss zieht der Magnet die Silicapartikel wieder ab. Die Nuclisens Easymag hat damit ihr Werk verrichtet. 
  3. Amplifikation: Im nächsten Schritt kommen die gesammelten Nukleinsäuren zur „Amplifikation“ in ein sogenanntes PCR-System. Der graue Kasten vervielfältigt die Viren-RNA durch Polymerase-Kettenreaktion. Der Prozess dauert weniger als zwei Stunden. Das Ergebnis wird in einem Kurvendiagramm angezeigt. Schlägt die Kurve nach oben aus, ist der Test auf den Coronavirus positiv ausgefallen.
Tests am „Laboratoire national de santé“ in Düdelingen
Tests am „Laboratoire national de santé“ in Düdelingen Foto: Editpress/Julien Garroy

Hier finden Sie eine Tageblatt-Reportage zum Thema: So entdeckte das LNS das erste Luxemburger Sars-CoV-2.

Jean Muller
11. März 2020 - 15.06

Vielen Dank für die Präzisionen! Ich weiss allerdings jetzt nicht ob das mich beruhigen oder erschaudern lassen soll :-/ Ich hoffe, dass die Testpersonen aufgrund des ersten LNS-Testresultates schon mal vorbeugend entsprechend behandelt werden ohne die Überprüfung aus Rotterdam abzuwarten?