Die in Remerschen ansässige Valentiny Foundation unterhält nicht nur eine museale Schau mit Werken des Architekten und Künstlers François Valentiny. Sie ist seit einigen Monaten auch immer öfter in der Programm-Gestaltung des gleichnamigen Kulturzentrums (Filmabende, Konzerte, Konferenzen, Ausstellungen) in Remerschen engagiert, derweil die von Anna Valentiny geleitete Verlagsgesellschaft „Point Nemo Publishing“ u.a. Adato, eine Zeitschrift für Architektur, herausgibt.
In Partnerschaft mit der Gemeinde Schengen und der Kunsthilfe Salzburg hat die Stiftung nun einen weiteren Schritt in Richtung Kulturförderung und Unterstützung junger Künstler unternommen. 2022 hat sie den „Sculpting Award Schengen“ ins Leben gerufen, einen Preis, der sich an Studenten und junge Künstler, entweder solo oder im Team, richtet. Die einzigen Bedingungen: Die Teilnehmer dürfen nicht älter als 30 sein und müssen eine Verbindung zu Luxemburg haben.
„Solidarity“ als Thema für die erste Auflage
Die eingereichten Werke sollten sich 2022 am Thema „Solidarity“ ausrichten, wobei die Initiatoren beabsichtigen, für jede Auflage ein anderes Thema auszuwählen. Anfang 2022 wurde der Preis ausgeschrieben, doch der Termin zur Abgabe der Kandidaturen musste von Sommer auf den 20. November verschoben werden, sodass die sechsköpfige Jury erst am 13. Januar 2023 zusammenkommen konnte. Anlässlich der Ankündigung des Preises richtete Bildhauer Martin Rehrl die Skulptur „Unitatis“ in Schengen ein, ein Monument, das auf die Wichtigkeit der internationalen Solidarität und der Partnerschaft von Nachbarstaaten hinweisen sollte.
Die Jury, zusammengesetzt aus Anna Valentiny (Foundation), Michel Gloden (Gemeinde Schengen), Mg. (FH) Eva Weissenbacher (Kunsthilfe Salzburg), Martin Rehrl (Bildhauer), Pit Molling (Künstler) und Nadina Faljic (Casino Display), hat die Originale und die teils visuell mit Fotos aufbereiteten Projekte samt Konzept-Beschreibung der Künstler begutachtet, den Bezug zum Thema und die Gestaltung bewertet.
Der erste Preis (5.000 €) geht an Liv Jeitz Wampach. Die Künstlerin hat eine Alabaster-Skulptur geschaffen, die zwei Hände zeigt, welche in entgegengesetzte Richtungen gestreckt sind und sich treffen, wobei die eine für Solidarität steht und die andere einen Hilfeschrei symbolisiert. Die Jury zeigt sich sowohl von der „Klarheit in Form und Konzept“ als auch von der „Ästhetik des Werkes“ überzeugt und meint außerdem: „Der Betrachter wird je nach Standpunkt und Hintergrund mit der Abwesenheit oder dem Dasein einer solidarischen Umarmung konfrontiert – Mitgefühl, Unterstützung, Alleinsein und die Ungewissheit liegen der Arbeit zugrunde.“ Das Werk wurde in Form einer Tischskulptur (27×27 cm) realisiert.
Ganz anders präsentiert sich die aus diversen Materialien geformte, geschmiedete und aufgebaute Skulptur von Thierry Hahn, einem Bildhauer, der bereits mehrere Beteiligungen an Ausstellungen aufzuweisen hat. Für ihn zeichnet sich Solidarität nicht nur auf der Ebene „Mensch zu Mensch“ ab. Da die Gesellschaft im Wandel ist und neue Herausforderungen anstehen, etwa die Haltung gegenüber Tieren, gilt es auch diese Probleme aufzugreifen. Die Arbeit „Ohne Titel“ zeigt einen in Marmor gehauenen Schweinskopf*, der auf einem Metall-Gerüst (125-59-36 cm) thront. Hier wird die Spannung zwischen Tierhaltung, Konsum und Ethik augenscheinlich. „Das Thema der Solidarität zwischen den Spezies, vom Menschen zur Tierwelt, tritt hier in den Vordergrund“, sagt die Jury unter anderem und lobt die „sorgfältige Inszenierung“ der Arbeit. Der zweite Preis ist mit 3.000 € dotiert.
Mit dem dritten Preis (2.000 €) für Alex Mille wird eine Skulptur bedacht, die das klassische Solidaritätssymbol der Faust neu belebt. Die Skulptur „Synergy of solidarity“ (8-5-3 cm) setzt sich aus vier Händen, welche zu einer großen Faust geformt sind, zusammen, etwa unter dem Motto „gemeinsam sind wir stark“. Wer gegen eine Diktatur, eine düstere Macht kämpfen will, erreicht wenig allein, doch im Verbund mit anderen Kräften kann etwas bewegt werden, meint der Künstler. Für die Jury heißt es: „Alex’ Arbeit lebt, wie die Geste an sich, vom Versprechen von Stärke und Entschlossenheit, die entstehen, wenn sich Individuen in Solidarität vereinen.“ Diese Skulptur steht zwar für sich, könnte aber gut und gerne Vorlage für ein Großobjekt im öffentlichen Raum sein.
Belohnung für Schülerarbeiten
All diese Arbeiten sind im Modell real ausgestellt und auf Tafeln in Bild und Text erläutert, sodass sich der Besucher der Ausstellung ein Bild davon machen kann. Außerdem gibt es Tafeln mit den Projekten der anderen Bewerber, die es uns ermöglichen, auch diese kurz in Augenschein zu nehmen. „Zum Glück“ haben die Verantwortlichen noch zwei Realisationen von Schülergruppen in der Ausstellung präsentiert.
Beide haben eine „Mention spéciale“ erhalten. Zur Belohnung für ihre kreative Arbeit und ihr Engagement sind die Schüler(innen) zu einem Workshop mit François Valentiny nach Remerschen eingeladen. Neben dem Workshop und einem Mittagessen steht auch der Besuch des Biodiversums an, einer sehenswerte Einrichtung zum Schutz von Fauna und Flora.
Besagte Projekte sind die Skulptur „D’Solidaritéit“ des Schüler-Kollektivs „Jimmmjefs“ der Schule „Beeforter Buergfénkelcher“ aus Befort und die Arbeit „Ohne Titel“ vom Atelier „Art à l’Ecole“, ebenfalls aus Befort. Setzt sich Erstere aus Naturmaterialien (Holz, Kastanien u.a.) sowie Draht, der dem Halt dient, zusammen, kommen bei dem zweiten Werk viel Pappe und bunte Wollfäden zum Einsatz. Beide Arbeiten drücken auf künstlerisch interessante Weise das Thema „Solidarität“ aus. Die Jury findet belobigende Worte für Schuldirektion und Lehrerinnen und unterstreicht, dass es wichtig ist, schon die Kleinsten früh an Kultur und Kunst heranzuführen.
Angesichts der Tatsache, dass es bereits einen vom CAL ausgelobten Skulpturenpreis für angestammte Bildhauer und es mancherorts auch Förderprogramme und Preise für junge Künstler gibt, muss sich der „Sculpting Schengen Award“ seinen Platz suchen, wobei gerade im Bereich Skulptur Nachhaltigkeit eine große Rolle spielen dürfte, kurzum neben Preisgeld und einmonatiger Ausstellung wäre die Zusage einer dauerhaften Aufstellung einer oder mehrerer Werke, etwa im öffentlichen Raum, wohl eine interessante Perspektive für junge Künstler. Man darf auf die zweite Auflage dieses „Sculpting Schengen Award“ gespannt sein.
*In der ursprünglichen Variante des Artikels wurde fälschlicherweise behauptet, dass die Figur (aus Lehm) geknetet wurde.
Info
Die Ausstellung zum „Sculpting Schengen Award 2022“ findet bis Ende März in der Valentiny Foundation in Remerschen statt.
Mehr Details gibt es unter valentiny-foundation.com/sculpting-schengen-award.
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